Sauerland. Nach sieben langen Monaten dürfen die Fitnessstudios im Hochsauerlandkreis ab Mittwoch, 2. Juni, wieder öffnen. Warum das aber nicht alle tun.

Am Tag vor dem lang ersehnten Tag herrscht in Sam’s Fitnessstudio in Neheim – Ruhe. Doch beim Gang durch die verschiedenen Räume im dreistöckigen Studio klingelt immer wieder das Handy von Inhaber Alex Homann. Mal ist es seine Frau, die Organisatorisches zum heutigen Re-Start besprechen will, mal ein Kunde, der noch pünktlich die ausgeliehenen Langhanteln zurückbringen möchte. „Das Telefon klingelt den ganzen Tag“, sagt Homann, „es ist schön, dass es wieder losgeht.“

Sieben lange Monate mussten die Betreiber der Fitnessstudios im Hochsauerlandkreis warten. Keine Einnahmen, keine Neuverträge, nur Ausgaben, teils hohe Investitionen. Dass angesichts der stabilen Sieben-Tage-Inzidenz unter dem Wert von 50 (Stand am 1. Juni: 40,0) die Studios nun endlich wieder öffnen dürfen, sorgt einerseits für große Erleichterung – doch andererseits bewirkt auch die gewachsene Skepsis in der dynamischen Coronapandemie, dass der Startschuss noch nicht überall erfolgt.

Re-Start in NRW: So agiert ein Fitnessstudio in Arnsberg

Die Coronaregeln sind umfangreich. Nur Genesene, Geimpfte und Getestete – der Negativtest darf nicht älter als 48 Stunden sein – dürfen die Anlagen wie Sam’s Fitnessstudio in Neheim betreten. Die Sauna bleibt geschlossen, Umkleiden und Duschen dürfen hingegen genutzt werden, sagt Inhaber Alex Homann. Neben der Einhaltung der Abstandsregeln müssen die Kunden beim Gang von Gerät zu Gerät einen Mund-Nasen-Schutz tragen und dürfen diesen nur am Gerät zum Sporttreiben absetzen.

Aber: Es geht endlich wieder los. „Uns war klar, dass wir sofort wieder aufmachen wollen“, sagt Fitness- und Rehatrainer Homann. 2008, also mitten in der Weltwirtschaftskrise, übernahm der nun 45-Jährige das Studio. Homann investierte damals viel Geld, baute um und sich einen Kundenstamm auf. „Wir sind damals bei Null gestartet und hätten natürlich nie gedacht, dass uns mal so etwas wie eine Pandemie trifft“, sagt er.

Alex Homann, der seit vier Jahren auch in Geseke (Kreis Soest) ein Studio betreibt, zeigt sich stolz über das Erreichte, als er am Tag vor dem Re-Start durch sein dreistöckiges Fitnessstudio spaziert. Die Räume sind gepflegt, gereinigt und überall mit Desinfektionsspendern ausgestattet. Die Geräte stehen weiter auseinander als gewohnt. Allein für spezielle Versiegelungs- und Desinfektionstücher habe er etwa 10.000 Euro investiert, sagt Alex Homann: „So müssen unsere Kunden nicht nach jedem Training am Gerät dieses desinfizieren. Der Schutz durch die Tücher hält ein Jahr lang.“

Keine Beiträge eingezogen

Seit dem 1. Dezember des vergangenen Jahres habe er keine Beiträge der Mitglieder mehr abgebucht, die vergangenen Monate seien belastend gewesen, auch für seine Familie. „Die Kosten sind geblieben, neue Verträge konnten wir nicht schließen. Ich habe nächtelang nicht geschlafen und kenne Kollegen, die schon zugesperrt haben“, sagt Alex Homann.

Auch interessant

Gleichwohl freut er sich jetzt darauf, von heute an wieder die Mitglieder auf dem weitläufigen 2400 Quadratmeter großen Areal zu betreuen. Alex Homann: „Ich freue mich vor allem für unsere älteren Mitglieder, die den Sport unbedingt wieder brauchen. Ich denke, dass zum Start direkt viele Mitglieder zu uns kommen werden.“

Sundern

Vorsichtiger gehen die Betreiber des Vitalwerks – das Vater-Sohn-Gespann Torsten und Christopher Just – den Re-Start für ihren beiden Studios in Sundern und Arnsberg-Niedereimer an. „Wir haben uns dagegen entschieden, das Studio schon am Mittwoch wieder zu öffnen“, erklärt Christopher Just in einer Videobotschaft an die Mitglieder. Man wolle „diese Woche erst mal noch abwarten, wie sich die Werte (bezogen auf die Sieben-Tage-Inzidenz, Anmerkung der Redaktion) einfach entwickeln“.

Auch interessant

Das Team des Vitalwerks in Sundern strebt eine Öffnung für Montag, 7. Juni, an. Wie berichtet, hat sich im Studio in Sundern trotz der pandemiebedingten Zwangspause viel getan: Ein frischer Boden, neue digitale Zutrittskontrollen zur optimalen Nachverfolgung und für viel Geld erworbene Hygienefilter beziehungsweise Luftreiniger sind installiert worden oder im Prozess.

Das kleinere Studio des Vitalwerks in Niedereimer soll dagegen erst ab dem 14. April wieder geöffnet sein. Zuvor wollen Just und Co. so genannte „Eins-zu-eins-Gespräche“ mit den Mitgliedern, unter anderem zwecks Erklärungen der Geräte, durchführen.

Insgesamt aber seien die Betreiber des Vitalwerks hoffnungsvoll, so Christopher Just: „Wir sind startklar und gucken jetzt nur noch, wie sich die Inzidenzwerte entwickeln.“

Winterberg

Große Freude kommt auch bei Fitnesstrainer Philipp Richter auf, der die drei Filialen des Pulsschlags in Winterberg, Schmallenberg-Bad Fredeburg und Bad Berleburg als Geschäftsführer betreibt.

Auch interessant

Von 6 bis 23 Uhr in Winterberg und von 6 bis 22 Uhr in Bad Fredeburg können heute die Kunden die Angebote ihres Fitnessstudios nutzen. „Unser gesamtes Team freut sich auf euch!“, verkündet Richter in einer kurzen Videobotschaft via Facebook. Im nun angelaufenen Monat Juni sollen dann nur von den Mitgliedern Beiträge eingezogen werden, die das Studio auch genutzt haben.

Schmallenberg

Neben dem Pulsschlag-Fitnessstudio in Bad Fredeburg, das ebenfalls von heute an wieder für seine Kunden geöffnet haben wird, darf sich auch ein spezielles Studio auf den Re-Start freuen: In ihrem Only-Women-Bewegungsstudio nur für Frauen kann Inhaberin Brigitte Brüggemann ihre Kundinnen in Schmallenberg begrüßen. „Bei uns stehen Gesundheit und Hygiene an erster Stelle. Wir freuen uns auf euch“, heißt es vom Team vor dem Start.