Sauerland. Seit mittlerweile fünf Monaten bleibt die Fitnessbranche ohne echten, relevanten Umsatz. Worunter auch die Studios im Sauerland leiden.

Die Lage für die Fitnessstudios wird in der anhaltenden Coronapandemie prekär. Überall im Land schlagen Betreiber der derzeit allerorten geschlossenen Anlagen Alarm – auch im Hochsauerlandkreis. Ein Verband der Branche, nämlich der Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen (DSSV), spricht unter anderem davon, dass er „mit einem milliardenschweren Branchen-Verlust” rechne. Weil die gesamte Branche mittlerweile seit mehr als fünf Monaten ohne echten, relevanten Umsatz geblieben ist, spitzt sich die Lage auch für Fitnessstudios im Sauerland zu. 

Die Probleme für die Sauerländer Fitnessstudios

Gerade die ersten beiden Monate des Jahres seien in der Fitnessbranche normalerweise die umsatzstärksten, erklärt der DSSV. In dieser Zeit werden die meisten Neuverträge abgeschlossen, denn viele Menschen nehmen sich traditionell zum Jahreswechsel vor, mehr Sport zu machen, abzunehmen und fitter zu werden – und das oft in einem Fitnessstudio. Das bestätigt auch Fitnessexperte und Dozent Stephan Entian, der in Meschede die Sportwerkstatt betreibt. „Es fehlt auch uns aktuell an den üblichen Neumitgliedern, und das ist ärgerlich”, sagt er.

Das Problem, dass die neugierigen Neu-Anmelder nun ausbleiben, kennt auch Brigitte Brüggemann, die in Schmallenberg das Only-Women-Bewegungsstudio betreibt, das nur Frauen nutzen dürfen. Viele Sportlerinnen hätten sich abgemeldet, sagt Ehemann Ulrich Brüggemann, der ebenfalls mithilft. Die Beitragszahlungen hätte seine Frau „direkt gestoppt. Ersatzleistungen beispielsweise in Form von Videos können wir nicht anbieten”, betont Ulrich Brüggemann.

Warten auf Hilfen

Auch jetzt, Ende Januar, müssen viele der heimischen Fitnessstudios weiterhin auf finanzielle Unterstützungen seitens des Bundes warten. Die so genannten November-, Dezember- und Januarhilfen stehen vielfach noch aus. „Wir haben bislang nur einen Abschlag bekommen, und die Dezemberhilfe kam noch gar nicht”, sagt Stephan Entian. Ähnliches können Torsten und Christopher Just, Inhaber des Vital-Werks in Sundern und Arnsberg, berichten. In einem Facebook-Video wandten sich die Betreiber zuletzt an ihre Mitglieder. „Die versprochenen Maßnahmen sind bis auf wenige Abschlagszahlungen immer noch nicht da”, sagt Torsten Just.

So greifen auch Brigitte und Ulrich Brüggemann auf verschiedene Wege zurück, um für finanzielle Entlastungen zu sorgen. Nach Verhandlungen mit ihrer Bank sei es möglich gewesen, „die Tilgung vorerst auszusetzen”, sagt Ulrich Brüggemann. Auch sein Eindruck sei es, „dass die Überbrückungshilfen leider nur recht schleppend ankommen”. Ein weiteres Problem nennt der DSSV: Die Hilfen seien aufgrund ständiger Erweiterungen und Änderungen zu komplex und die Antragsberechtigungen zu unübersichtlich. Das habe große Auswirkungen auf die Liquidität der meisten Betriebe, die nun aufgebraucht sei. „In der momentanen Situation zählt jeder Tag”, so der Verband. Der wirtschaftliche Ruin vieler Betriebe müsse aufgehalten werden.

Trübe Aussichten

Stephan Entian von der Sportwerkstatt hofft, dass er seinen Betrieb im schlimmsten Fall erst wieder im April wieder öffnen darf. Zuletzt sei vor Ort in sechsstelliger Höhe investiert worden, um mit umfangreichen Baumaßnahmen (unter anderem neue Umkleiden, neuer Loungebereich, neue Sanitäranlagen) das Studio noch attraktiver zu machen. „Es ist für mich ein Stück weit unverständlich, warum wir nicht wieder öffnen dürfen. Wir wissen, welche Mitglieder wann wo bei uns sind und können das sehr gut steuern”, erklärt er. Seit Jahren arbeitet die Sportwerkstatt mit einer speziellen App, die konkret angibt, wann sich die Mitglieder des Mescheder Studios vor Ort auspowern.

Zudem werde der wichtige Gesundheitsaspekt, den der Sport nun mal auch erfülle, immer noch zu oft vernachlässigt, findet Stephan Entian: „Für uns alle geht es beim Kunden eben längst nicht mehr nur um den klassischen Pumper, sondern um Menschen aus allen Gesellschaftsschichten und jeglichen Alters. Ich erhalte jeden Tag Anrufe von beispielsweise älteren Kunden, die Rückenschmerzen beklagen, weil sie aktuell keinen Sport bei uns machen dürfen. Ich denke, dass wenn die Impfungen weiter voranschreiten, wir spätestens dann wieder öffnen dürfen.” Mindestens bis Sonntag, 14. Februar, werden die Fitnessstudios im HSK allerdings geschlossen bleiben müssen. „Uns sind die Hände gebunden”, sagt Torsten Just vom Vital-Werk. Doch durchhalten – das wollen sie alle.