Arnsberg/Sundern. Ein aggressiver Herpes-Virus tötet Pferde. Darum hat diese fundamentale Krise für den Reitsport auch Auswirkungen auf das Sauerland.
Durch den Telefonhörer schwingt in der Stimme Kathrin Müllers vor allem eines mit: große Besorgnis. „Was wir von Freunden, die gerade dort sind, gehört haben, müssen in Valencia kriegsähnliche Zustände herrschen. Es fehlt einfach an allem“, sagt die Springreiterin des ZRFV Voßwinkel.
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Eine aggressive Variante des Pferde-Herpes versetzt die internationale Reitsportszene derzeit in riesengroße Alarmbereitschaft und droht, Existenzen zu vernichten. Betroffen sind auch Reitsportler aus dem Sauerland.
Pferde-Herpes: Sauerländer Reiter im Glück
Weil sich neben der ohnehin alles beherrschenden Coronapandemie nun mit dem Herpes-Virus für Pferde ein weiteres gefährliches Virus ausbreitet, hat der Weltverband der Reiter, die Fédération Équestre Internationale (FEI), in Deutschland und weiteren neun Ländern alle internationalen Turniere abgesagt. Vorerst bis Sonntag, 28. März, werden keine Turniere ausgerichtet, da bereits mehrere Pferde an dem Herpes-Virus gestorben sind. Ausgangspunkt: die Turnierserie CES Valencia. Der „Ausbruch ist wahrscheinlich der schlimmste seit vielen Jahrzehnten in Europa“, so Generalsekretärin Sabrina Ibáñez.
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Auch die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) reagierte umgehend. „Die FN sowie ihre Mitglieds- und Anschlussverbände empfehlen dringend, alle sonstigen Veranstaltungen, bei denen Pferde aus verschiedenen Beständen zusammenkommen, abzusagen. Laufende Veranstaltungen sollen gestoppt werden. Diese Maßnahmen sind erforderlich, um einer Ausbreitung des Virus vorzubeugen. Das Training im heimischen Verein oder Betrieb ist davon ausgenommen, auch wenn dazu das Pferd transportiert werden muss“, erklärte der Verband.
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Erst vor wenigen Tagen weilte Springreiterin Kathrin Müller mit ihren Pferden bei einem Turnier im belgischen Opglabbeek. Die Amazone des ZRFV Voßwinkel gewann dort eines der Hauptspringen. „Wir haben in Belgien Gerüchte aus Valencia gehört, dass dort etwas passiert sein soll“, erzählt Müller.
Wegen Corona selbst nicht in Spanien
Aus Gerüchten wurden Fakten – und Gespräche mit Freunden und Bekannten, die aktuell mit ihren Tieren in Valencia weilen, hätten ihr ein verheerendes Bild der dortigen Zustände gezeichnet. Viele Pferde würden mit dem Tod ringen. „Es fehlt vor allem an tierärztlicher Hilfe. Von einer Freundin von uns sind in Valencia zwei Pferde gestorben“, sagt Kathrin Müller.
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Die Springreiterin, die mit ihrer Familie den erfolgreichen Turnier- und Ausbildungsstall Gut Beringhof in Wickede/Ruhr betreibt, ist froh, „dass unser kompletter Bestand an Tieren ohnehin gegen den Pferde-Herpes geimpft ist. Offenbar ist diese Variante aber so aggressiv, dass vielleicht auch die Impfung nicht weiterhelfen würde“.
Sie habe bereits vor der Verbandsentscheidung beschlossen, „dass wir in den nächsten vier Wochen keine Turniere bestreiten werden“. Die durch den Pferde-Herpes ausgehende Gefahr müsse man „sehr ernst nehmen und aufpassen“.
Erschrocken sei sie auch deshalb, „weil es uns genauso hätte treffen können. In den vergangenen Jahren war ich im Frühjahr immer für meine Vorbereitung in Spanien – diesmal aufgrund der Coronapandemie nicht. Darüber bin ich sehr froh.“
Hellefelder Klaus Otte-Wiese wird gewarnt
Klaus Otte-Wiese, erfolgreicher Springreiter des Reitervereins Hellefeld, hatte sogar „geplant, dass wir an der Turnierserie in Valencia teilnehmen. Zum Glück hat mir rechtzeitig eine Kollegin abgeraten“. Die Turniersperre sei nun „die einzig logische Konsequenz“. Die Lage empfinde er als „bedrückend“, so Otte-Wiese: „Da gehen einem die Haare hoch.“
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Immerhin: Pferde, die bereits gegen das Herpes-Virus geimpft gewesen seien, „haben bei einer Ansteckung mit einem viel milderen Krankheitsverlauf zu rechnen“.