Altenberg. An diesem Freitag beginnt auch für Laura Nolte (Winterberg) die WM in Altenberg. Ein Thema nervt sie – und das sagt sie zur Favoritenrolle.

Sie weiß, dass sie dieses Thema nicht ausklammern kann, doch es nervt Laura Nolte. Das verrät ihre Stimme. „Ich versuche, möglichst wenig an das vergangene Jahr zu denken“, sagt die Bobpilotin des BSC Winterberg vor der Weltmeisterschaft in Altenberg, deren erster Teil an diesem Freitag mit den ersten beiden von vier Läufen im Zweierbob der Frauen beginnt. Sie ergänzt: „Es bleibt mir aber nicht erspart, weil ich ja immer wieder darauf angesprochen werde.“

Nolte stürzt 2020 in Altenberg

Es ist ein Thema, welches auf der Hand liegt. Vor Jahresfrist feierte Nolte nach einer Premierensaison im Weltcup, in der ein Erfolg den nächsten jagte, ihr Debüt bei einer Weltmeisterschaft – in Altenberg. Zwar erwartete offiziell niemand eine Medaille von der BSC-Pilotin, aber insgeheim liebäugelte doch der eine oder andere mit einem Platz auf dem Siegerpodest.

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Nolte allerdings stürzte. Zweimal crashte sie während des Trainings, zum dritten Mal im zweiten Lauf der Weltmeisterschaften. Danach nahm Chef-Bundestrainer René Spies die Pilotin aus dem Wettbewerb.

Auf Grund der Corona-Pandemie wird die WM in dieser Saison erneut im Erzgebirge ausgetragen und nicht wie geplant in Lake Placid/USA. „Im ersten Moment habe ich gedacht, das kann doch nicht wahr sein. Ach, du, sch…“, sagte Nolte im Gespräch mit dieser Zeitung, als sie von der Verlegung erfuhr. Anstatt zu jammern, nahm sie die Herausforderung allerdings an – und schloss spätestens in den Selektionsrennen vor dieser Saison ihren Frieden mit dem schwierigen Eiskanal in Altenberg.

Bereits drei Titel für Nolte

„Ich habe noch eine Rechnung offen. Ich sehe es als zweite Chance“, sagt die 22-Jährige, die in dieser Saison bei sechs Starts im Weltcup dreimal gewann und einmal Rang zwei belegte, mittlerweile. Sie ist amtierende Deutsche Meisterin, amtierende Europameisterin, amtierende Junioren-Weltmeisterin und bald – Weltmeisterin?

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„Ich erwarte von Laura, dass sie eine Entwicklung zeigt und um die Medaillen fährt“, sagt immerhin René Spies. Die aus Unna stammende und in Dortmund wohnende Sportsoldatin gibt sich zurückhaltender. „Ich glaube nicht, dass wir eine Favoritenrolle haben, nach dem vergangenen Jahr“, sagt sie schmunzelnd, „und die erlegen wir uns auch nicht auf.“ Viermal sauber ins Ziel zu kommen, das sei das Vorhaben, erklärt Nolte, bevor sie alle Pilotinnen aufzählt, welche um die Medaillen kämpfen.

Das Feld der Favoritinnen

An erster Stelle steht die amtierende Weltmeisterin Kaillie Humphries (USA). Deren Landsfrau Elana Meyers-Taylor ist ebenso stark einzuschätzen wie die Kanadierin Christine de Bruin. Auf Augenhöhe konkurrieren die deutschen Pilotinnen Kim Kalicki, die im vergangenen Jahr WM-Silber gewann, Mariama Jamanka, Stephanie Schneider und eben Nolte mit dem Trio.

Das ist neu bei Laura Nolte und Deborah Levi

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    „Am Start werden wir gut mit dabei sein“, erklärt die BSC-Pilotin, die mit ihrer Anschieberin Deborah Levi (SC Potsdam) eines der explosivsten Duos in der Weltspitze bildet. „Altenberg ist eine Starterbahn, das kommt uns auch entgegen“, ergänzt sie und klingt fast so, als könne sie den Eiskanal in ihr Herz schließen. Jedoch gibt es auch diese eine Gefahrenstelle in der Bahn, den Kreisel. „Der gefällt mir nicht. Da ist es enorm schnell, es ist viel Druck dort und man muss schnell reagieren. Sobald man einen kleinen Fehler macht, kann man schnell auf der Seite landen“, sagt Nolte.

    Sturzfreies Training

    Doch das – soll nicht erst seit dem WM-Training ohne Sturz Geschichte sein. „Ich bin älter geworden und konnte noch mehr Erfahrung sammeln. Ich hoffe, dass ich das auf der Bahn auch zeigen kann“, erzählt die BSC-Pilotin. Denn dann wäre dieses Thema endgültig kein Thema mehr.