Hallenberg-Liesen. Kombinierer Justin Moczarski zieht sich in einem Trainingssprung eine schwere Verletzung zu. So erlebt er das Unglück und die Folgen.

Sein Gefühl vor dem Sprung – war schon nicht sonderlich gut. „Die Bedingungen waren sehr schwierig: Es war sauwindig und der Auslauf extrem weich. Außerdem hat es geschneit”, beschreibt Justin Moczarski, Nordischer Kombinierer des SK Winterberg, seine Eindrücke, die er vor dem Skisprungtraining zuletzt im sächsischen Klingenthal sammelte. Der 22-Jährige, der vor Ort in der Vogtland-Arena für seine Teilnahme am Continental-Cup (COC) trainierte, stürzte bei diesem Sprung und verletzte sich so schwer, dass die soeben erst in Fahrt gekommene Saison für den Sauerländer Profisportler nun bereits beendet ist.

Noch in der Anfahrt zum Sprung hatte Justin Moczarski „kurz gedacht, dass trotzdem alles passt”, sagt er – doch dem war nicht so: Der Profisportler, der aus Hallenberg-Liesen stammt und seit mehr als drei Jahren in Oberstdorf im Oberallgäu lebt sowie trainiert, kämpfte und versuchte den Sprung vernünftig nach unten zu bringen, doch seine Skispitzen klappten in die Erde und Moczarski flog hinterher. „Als die Sanitäter kamen, lag ich mitten im Steilhang”, erzählt der Nordische Kombinierer, „ich habe noch meinen Helm ab- und coronakonform einen Mund-Nasen-Schutz aufgesetzt und dann vor Frust mit der Faust in den Schnee geboxt”.

Das ist Justin Moczarski passiert

Schnell stellte sich heraus, dass sich Moczarski bei dem Unglück schwer verletzt hatte. Der Profi wurde ins Krankenhaus gefahren, geröntgt und bereits tags darauf per Magnetresonanztomographie, kurz MRT, untersucht. Die Diagnose: Alle drei Außenbänder im Sprunggelenk seines rechten Fußes sind gerissen. „Ich hatte sogar noch Glück im Unglück, dass nicht noch Knochen beschädigt wurden”, sagt er. Es sei gleichwohl die bislang schwerste Verletzung in seiner Laufbahn, so der Profisportler.

Gerade, als er beim Deutschlandpokal im österreichischen Seefeld unter anderem mit dem Sieg in der Herrenklasse geglänzt hatte und vor allem im Skispringen „endlich im Flow” war, folgte der Absturz. Für Moczarski bedeutet dieser das frühzeitige Aus seiner Saison, die normalerweise bis etwa Mitte März gedauert hätte. „Das ist frustrierend. Es bringt aber nichts, sich darüber ständig aufzuregen”, so der Wahl-Oberstdorfer.

Und dennoch mündet die Verletzung in weitere tiefe Einschnitte: Der gewohnte Alltag, der vor allem intensives Training mit der Lehrgangsgruppe 1b, der Justin Moczarski beim Deutschen Skiverband (DSV) angehört, ebenso wie die Wettkämpfe beinhaltet, ist komplett über den Haufen geworfen. „Ich trage jetzt erst mal vier Wochen Krücken und werde sicher mindestens zwei Monate ausfallen, ehe ich überhaupt wieder mit spezifischem Training starten kann”, rechnet er vor.

Schutz in der Heimat Liesen

Mit der Frustbewältigung wolle er sich nicht länger aufhalten als notwendig, sagt der Wintersportler. Ihm bieten sich nun andere Möglichkeiten: So will Moczarski die Arbeit für sein Fernstudium an der Internationalen Hochschule IUBH intensivieren. Der 22-Jährige studiert hier im Bachelor Gesundheitspsychologie. „Man muss einfach auch schauen, dass man in keine depressiven Phasen hineinkommt”, weiß er.

Auch das Sauerland spielt nun für den Profi unverhofft und ganz aktiv eine wichtige Rolle. Seine ohnehin noch immer enge Bindung an die Heimat hat den verletzten Kombinierer jetzt nach Hause, nach Liesen, geführt. Moczarskis Eltern holten ihn in Oberstdorf ab – hin und zurück sind das mehr als 1000 Kilometer Fahrt. Im HSK will ihr Sohn die Belastungen für den Fuß weiter reduzieren und sich bestmöglich erholen. Justin Moczarski: „Und dann greife ich wieder an.”