Winterberg. Der Weltcup in Winterberg ist der Heim-Weltcup für Rennrodlerin Cheyenne Rosenthal. Ihr erneutes Fehlen wird kontrovers diskutiert.

Nur wenige Wochen ist dieses Bild alt. Cheyenne Rosenthal, Rennrodlerin des BSC Winterberg, hockt darauf am Damenstart der Veltins-EisArena. „Es fühlt sich gut an, nach fast eineinhalb Jahren wieder eine Woche zu Hause zu rodeln“, schrieb die 20-Jährige auf ihrem Instagram-Kanal zu der Aufnahme – und garnierte ihren Satz mit einer lodernden Flamme sowie einem lachenden Gesicht mit Herzchen in den Augen. Rosenthal, die Silbacherin, rodelt also liebend gerne auf ihrer Heimbahn. Doch obwohl sie sich in der Selektion vor dieser Saison für das deutsche Weltcup-Team qualifizierte, fehlt sie beim Weltcup in Winterberg, der von Freitag bis Sonntag ausgetragen wird. Sie fehlt erneut – und äußerte sich auf Nachfrage vorerst nicht dazu. Andere sprachen.

Enttäuschter BSC-Boss

„Aus BSC-Sicht ist das enttäuschend“, sagte Christoph Brieden, der Interimsvorsitzende von Rosenthals Verein. Corinna Martini, ehemalige Weltcup-Rodlerin und aktuell Sportwartin Rennrodeln des Nordrhein-Westfälischen Bob- und Schlittensportverbandes (NWBSV) erklärte: „Das ist unglücklich und für mich auch unverständlich.“

Rennrodel-Weltcup: Der Zeitplan

Der Rennrodel-Weltcup in Winterberg beginnt am Freitag mit dem Nationencup (9 Uhr). Am Samstag stehen die Rennen der Doppelsitzer (8.55 Uhr) und Damen (11.50 Uhr) an. Am Sonntag starten die Herren um 8.25 Uhr. Ab 12 Uhr schließen sich die Sprint-Weltcups an (Doppelsitzer, Damen, Herren).

Der Weltcup in Winterberg findet wie die bisherigen ohne Zuschauer statt.

Erstmals wird mit Elsa Desmond eine Athletin aus Irland am Start sein. Sie muss sich im Nationencup aber erst für den Weltcup qualifizieren.

Warum Rosenthal nicht starten darf, obwohl sie in den bisherigen Weltcups zum Damenquartett des Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD) gehörte? Weil Chef-Bundestrainer Norbert Loch ausgerechnet vor Rosenthals Heim-Weltcup die von ihm angekündigte Rotation auf dem vierten Platz des Teams in Gang setzte. Anna Berreiter rutschte dadurch aus dem B- ins A-Team, während Rosenthal den umgekehrten Weg antrat.

Das sagt Norbert Loch

„Der vierte Platz ist immer vakant. Den wollen wir switchen. Für Cheyenne Rosenthal, die keine schlechte Leistung gebracht hat, werden wir bei den nächsten beiden Weltcups Anna Berreiter einsetzen, um auch ihr die Chance zu geben, ihre Leistung abzurufen und zu überprüfen. Das ist die Aufgabe für die beiden Neulinge im Team“, sagte Norbert Loch, der bei den Herren ebenso tauschte und in Winterberg an fünfter Stelle Chris Eissler aufbietet statt Sebastian Bley.

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Beim zurückliegenden Weltcup in Oberhof belegte Cheyenne Rosenthal Platz neun. Nach dem ersten Lauf lag sie sogar noch auf Rang vier – und konnte vor dem zweiten Durchgang mit dem Treppchen liebäugeln. Zwar blieb die 20-Jährige ohne große Fehler, hatte aber nicht die Geschwindigkeit, um Boden gutzumachen. „Der erste Lauf war eigentlich ziemlich gelungen – mit der beste in dieser Woche. Dass der zweite nicht ganz so schön war, ist ein bisschen schade. Aber ich glaube, dass ich noch ein bisschen Zeit habe, um zukünftig ganz nach vorne zu fahren“, bilanzierte Rosenthal im Ziel. Datjana Eitberger gewann mit 0,072 Sekunden Vorsprung vor Natalie Geisenberger.

Auch Geueke/Gamm fehlen

Weil Cheftrainer Loch bei den Doppelsitzern (noch) nicht rotieren lässt, startet beim Weltcup in Winterberg zum ersten Mal seit Jahren kein Teilnehmer aus dem Sauerland. Das BSC-Doppel Robin Geueke/David Gamm wartet im B-Team weiterhin auf die Rückkehr in die Eliteklasse. „Eine Katastrophe“, sagte Corinna Martini zum Fehlen eines heimischen Vertreters, um allerdings zu ergänzen: „Ich hätte Robin und David auch noch nicht eingesetzt, weil das junge Doppel Orlamüller/Gubitz keine schlechten Leistungen gezeigt hat.“

Geueke/Gamm- Ein Eiskanal wird zum Windkanal

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    Das Herz will die Entscheidungen des Cheftrainers wütend kommentieren, der Verstand beschwichtigt. „Natürlich ist das ärgerlich, dass Cheyenne ausgerechnet vor dem Heim-Weltcup rausgenommen wird“, sagte Christoph Brieden, „aber: Norbert Loch hatte nach der Selektion angekündigt, auf der vierten Position zu wechseln.“

    Die positive Sicht

    Martini sah zudem das Positive, obwohl Rosenthal nach der vergangenen Saison, in der sie zur Junioren-WM musste statt in Winterberg im Weltcup zu rodeln, erneut die Heimvorstellung verpasst. „Sie ist noch so jung. Man hat in den bisherigen Weltcups erkannt, dass ihr die Erfahrung fehlt – und die bekommt sie durch die vielen Fahrten im B-Team jetzt.“

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    Darüber hinaus dürften Geueke/Gamm nach Informationen dieser Zeitung am Königssee (2./3. Januar) in den Weltcup zurückkehren und auch Rosenthal wird weitere Starts erhalten. Nur ihre Heimbahn in Winterberg – die erlebt die Silbacherin frühestens in der kommenden Saison wieder. Denn die für Winterberg im Januar 2021 vorgesehene Junioren-Weltmeisterschaft wurde auf Grund der Corona-Pandemie abgesagt.