Halle an der Saale/Arnsberg. Bereits mit 19 Jahren ist sie in der 1. Handball-Bundesliga angekommen: Thara Sieg. Die Arnsbergerin über ihr Leben als Profi und „Kaffeejunkie“.

Mit dieser Einstiegsfrage in das Gespräch mit dieser Zeitung hätte Handballprofi Thara Sieg aus Arnsberg nicht gerechnet. Was denn nun ihr Lieblingstier sei, Elefant oder Affe, wollen wir wissen. Schließlich führt der kurze Steckbrief über die 19-Jährige auf der Homepage ihres neuen Vereins, Frauenhandball-Erstligist SV Union Halle-Neustadt , beide Optionen auf. Thara Sieg lacht. „Ich mag Elefanten lieber“, sagt sie dann, „das sind vertrauenswürdige Tiere“.

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Ohnehin wirkt die ehemalige Jugendspielerin des TV Arnsberg locker und aufgeräumt, als sie erzählt, wie ihr Wechsel aus der Westfalenmetropole Dortmund in die größte Stadt Sachsen-Anhalts ablief, wie sie sich 350 Kilometer entfernt von der Heimat Sauerland eingelebt hat und wie eng ihre Verbindungen in den HSK dennoch geblieben sind.

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Mit großen Vorschusslorbeeren war Thara Sieg im Sommer in die 238.000-Einwohner-Stadt Halle an der Saale gewechselt. Der SV Union Halle-Neustadt, Aufsteiger in die 1. Handball-Bundesliga der Frauen , begrüßte das neue Torwarttalent aus der 3. Liga recht euphorisch. „Mit Thara gewinnen wir eine Torhüterin für den Verein, welche reaktionsschnell ist und gerne einen schnellen Pass nach vorne spielt“, sagte Christian Denk, damals noch Trainer des SV Union.

Arnsberger Handballerin Thara Sieg: In sechs Monaten ist viel passiert

Mittlerweile ist Denk nicht mehr Coach der „ Wildcats “, wie das Hallenser Team genannt wird. Anfang September hatte ihn der Klub aufgrund „unterschiedlicher Vorstellungen in der Zusammenarbeit“ freigestellt. Sein Amt übernahm Jan-Henning Himborn , der nun Sportlicher Leiter und Trainer in Personalunion ist. „Die beiden jungen Spielerinnen (Thara Sieg und Lara Lepschi, Anmerkung der Redaktion) werden Spielanteile in der Bundesliga wie auch in der 3. Liga bekommen. Sie sind somit das Bindeglied zwischen den beiden Mannschaften“, hatte sich Himborn ebenfalls auf die Sauerländerin gefreut.

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Die Arnsbergerin Sieg ist mit ihren 19 Jahren gemeinsam mit der gleichalten Lepschi Herausforderin der Nummer eins im Kasten der Wildcats: der Kroatin Anica Gudelj. Bislang hat Halles Eigengewächs Lepschi die Nase vorn – sie ist erster Ersatz. Auch, weil sie von Januar bis Juni mit einer „ziemlich krassen“ Schulterverletzung ausgefallen war und sich nun weiter heranarbeitet, stresst dieser Umstand Thara Sieg nicht. „Wir alle lernen voneinander. Ich brauche noch Zeit, trainiere aktuell im Erstligateam mit und spiele in der zweiten Mannschaft (aktiv in der 3. Liga Mitte, Anm. d. Red.). Ich mache mir keinen großen Kopf darüber, wann mein erster Einsatz in der 1. Bundesliga ansteht“, erklärt das Nachwuchstalent.

Dass sie nach ihrem erfolgreich absolvierten Abitur am Dortmunder Goethe-Gymnasium Drittligateam Borussia Dortmund Handball II verlassen würde, „war klar. Ich wollte einen neuen Lebensabschnitt starten“, betont Sieg. „In Halle habe ich professionelle Strukturen vorgefunden. Ich hatte immer davon geträumt, diesen Sprung in die 1. Bundesliga zu schaffen.“

Erfolgreiche Titeljägerin

Tatsächlich arbeitet Thara Sieg seit vielen Jahren auf eine Profikarriere hin. Von 2016 an besuchte sie das Sportinternat von Borussia Dortmund und feierte im Nachwuchsbereich zahlreiche Titel: Die Torhüterin gewann mit der Schulmannschaft des Dortmunder Goethe-Gymnasiums unter anderem die Deutsche Meisterschaft. Darüber hinaus holte sie sich mit dem Team den Vize-Weltmeisterschafts-Titel der Schulen. Mit der A- und der B-Jugend des BVB wurde Sieg überdies jeweils Deutsche Meisterin.

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Seit ihrem Wechsel nach Halle ist die Torhüterin nicht nur endgültig im Profibereich angekommen, sondern ebenso Studentin. Die Sauerländerin studiert an der Martin-Luther-Universität in Halle Politikwissenschaften und Soziologie. Kennenlerntreffen, Erstsemester-Partys, Ausflüge: All diesen schönen Begleiterscheinungen dieses neuen Lebensabschnitts macht die Coronapandemie einen Strich durch die Rechnung.

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Thara Sieg studiert derzeit digital, baut Vorlesungen oder Seminare in ihren eng getakteten Tagesablauf – oft wird zwei Mal mit den Wildcats trainiert – mit ein. In Neustadt lebt sie mit einer Spielerin der „Zweiten“ zusammen in einer WG. „Ich versuche die spezielle Situation in der Uni total positiv zu sehen: In meinen Alltag passt dieses digitale Uni-Leben sehr gut. Kontakte habe ich hier durch den Sport ohnehin sehr viele“, sagt sie.

Spielpause aufgrund der EM

Typisch für Profimannschaften erlebt auch die Sauerländerin derzeit regelmäßige Tests auf das Coronavirus, die immer mittwochs anstehen: „Gott sei Dank gab es bislang bei uns noch keinen Fall.“ Aufgrund der Europameisterschaft der Frauen vom 3. bis 20. Dezember in Dänemark steht für die Wildcats aus Halle nun erst mal eine Spielpause an. Die kommt womöglich nicht ungelegen, denn mit neun Punkten aus neun Partien ist der Aufsteiger in der 1. Bundesliga der Frauen derzeit Tabellenzehnter von 16 Teams.

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Nach den beiden bisherigen Erstliga-Spielzeiten 1998/1999 und 2018/2019 stiegen die Hallenserinnen jeweils direkt wieder ab. Dies nun zu verhindern – ist Thara Siegs Hauptziel mit ihrem neuen Klub. Auch die „Zweite“ kämpft in der 3. Liga um den Klassenverbleib.

Eng seien ihre Verbindungen in das Sauerland geblieben, sagt die Arnsbergerin. Thara Sieg: „Ich fahre so oft es geht nach Hause. Meine Familie ist mein Leben, und auch meine Freunde bedeuten mir viel. Mir ist der Handball sehr wichtig – er ist aber auch nicht alles.“

Debüt für die Deutsche Beachhandball-Nationalmannschaft

Sie hatte „nicht damit gerechnet“ und „sich riesig gefreut“: Als sie zuletzt der Anruf von Alexander Novakovic, Cheftrainer der Deutschen Beachhandball-Nationalmannschaft der Frauen, erreichte, war Thara Sieg geplättet. Novakovic lud die Sauerländerin zu einem Lehrgang des Teams in Witten ein.

Für Sieg ein weiteres Highlight ihres trotz der Coronapandemie ohnehin nicht höhepunktarmen Jahres 2020. „Ich finde Beachhandball mega cool und kenne den Sport schon damals aus Oeventrop gut“, erzählt sie. Dass ihre Nominierung eine kurzfristig getroffene Maßnahme gewesen war, weil Stammkeeperin Magdalena Frey kurzfristig ausfiel, tat der Freude keinen Abbruch.

Zwar weiß Sieg bereits, dass sie bei den verbleibenden zwei Lehrgängen in diesem Jahr nicht dabei ist, „aber das ist nicht schlimm. Der Trainer will möglichst viele Spielerinnen sichten. Er war nach dem Lehrgang sehr zufrieden mit mir – es gab ein positives Feedback“.