Winterberg. Unter äußerst schwierigen Bedingungen muss Bobpilotin Anna Köhler (27) vom BSC Winterberg derzeit um ihre Laufbahn fighten. Die Hintergründe.

Alleine die Erinnerung an diese Tage und Wochen treibt Christopher Braun ein breites Grinsen ins Gesicht. „Das war natürlich mega“, sagt der heutige Leiter des Olympiastützpunktes Winterberg. Was so „mega“ war? Anna Köhlers Teilnahme an den O lympischen Winterspielen 2018 in Pyeongchang. Eine im HSK ausgebildete Bobpilotin startete beim für ihre Sportart wichtigsten Wettkampf – umso mehr bedrückt Köhlers aktuelle Situation den einstigen Trainer. Denn die erst 27-Jährige kämpft um die Fortsetzung ihrer Karriere.

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Und dieser Kampf geht am Wochenende 24./25. Oktober auf Köhlers Heimbahn in die heiße Phase. In sechs Rennen ermitteln die deutschen Bobfahrerinnen, welche drei Pilotinnen die Starterlaubnis für die Weltcup-Serie erhalten. Erst nach der Deutschen Meisterschaft am 13./14. November am Königssee wird Cheftrainer René Spies das finale Weltcup-Team bekanntgeben.

Anna Köhler und Co.: Der Weltcup ist das, was zählt

Bis Mitte November „fahren die um ihr Leben“, beschreibt der Winterberger Spies die Konkurrenzsituation bei den „Germanbobladies“ mit markigen Worten. Warum sich Spies so drastisch ausdrückt? Weil nur ein Start im Weltcup Aufmerksamkeit verspricht. Weil nur ein Start im Weltcup den Weg zur Heim-Weltmeisterschaft 2021 in Altenberg ebnen kann. Weil weit mehr als drei Teams den Anspruch und das Potenzial haben, Deutschland in der Top-Serie zu vertreten.

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Darf sich Anna Köhler Hoffnungen machen, dazuzugehören? „Ich habe drei neue Anschieberinnen, die am Montag und Dienstag das allererste Mal Bob gefahren sind“, sagt die Pilotin des BSC Winterberg. Weil sie vor Jahresfrist keinen der drei Weltcupplätze ergatterte, verteilten sich ihre Tempomacherinnen Leonie Fiebig oder Erline Nolte auf Teams des Weltcup-Trios – und sind dort mittlerweile etabliert.

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    Köhler geht mit Lena Böhmer, Viviann Montwill und Luisa Lauter in die Selektion. „Ich musste vorab einiges an Zeit investieren, da alle zum Beispiel noch nie Kufen montiert hatten und das direkt klappen musste. Auch alle anderen Handgriffe musste ich mit ihnen üben“, erklärt die Pilotin, die im Sommer zwar wie üblich mit der Trainingsgruppe von Coach Heiner Preute trainierte, die aber in der zurückliegenden Zeit auch ihr Studium (Maschinenbau) intensivierte.

    Olympia-13., Siebte der WM 2019 im Zweierbob und sogar Team-Weltmeisterin 2019 – das sind Köhlers Top-Ergebnisse. Doch die jungen Pilotinnen scheinen ihr mittlerweile den Rang abgelaufen zu haben. Bei der Zentralen Leistungsüberprüfung lagen neben Nolte auch Kim Kalicki und Lisa Buckwitz vor Köhler.

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    „Ein Ziel habe ich eigentlich nicht, außer Spaß zu haben“, sagt die 27-Jährige deshalb vor dem Auftakt der Qualifikation. „Das Rennen am Samstag ist für meine Anschieberin der allererste Wettkampf“, ergänzt sie: „Wir schauen, welche Zeit für uns im Ziel angezeigt wird.“ In der aufgrund der Coronapandemie heiklen Lage könnte auch eine mögliche Nachbesetzung Köhlers Chance sein.

    Und dann – könnte sie doch noch für weitere Mega-Momente sorgen.