Chemnitz/Marsberg. Es waren „intensive“ Monate seit dem Amtsantritt bei Fußball-Regionalligist Chemnitzer FC, sagt Daniel Berlinski. Der Marsberger gibt Einblicke.
Er ist ein ambitionierter Trainer aus dem Fußball-Sauerland : der Marsberger Daniel Berlinski . Seit diesem Sommer arbeitet der 34-Jährige erstmals als Hauptamtlicher Trainer und coacht Drittliga-Absteiger Chemnitzer FC in der Fußball-Regionalliga Nordost.
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Im Gespräch mit dieser Zeitung gibt der Sauerländer Einblicke in intensive Monate, die aktuell von Kurzarbeit und dem Fußball-Lockdown geprägt sind, und verrät, wie fest er im Sauerland verwurzelt ist.
Daniel Berlinski, seit Anfang November ruht auch der Spielbetrieb der Regionalliga Nordost. Bei Ihrem Klub, dem Chemnitzer FC, befindet sich die Profimannschaft mit dem Trainer- und Betreuerstab in Kurzarbeit, ebenso wie die Mitarbeiter der Geschäftsstelle. Wie erleben Sie diese Zeit? Können Sie die Maßnahmen nachvollziehen?
Daniel Berlinski: Wir spielen aktuell nicht, es gibt daher auch keine Zuschauereinnahmen – selbstverständlich kann ich daher den Schritt des Vereins, Kurzarbeit anzumelden, nachvollziehen. Wir trainieren derzeit von montags bis freitags und auch nur noch einmal täglich. Am Wochenende haben die Spieler und das Team frei. Auf der einen Seite ist es eine unglückliche Situation, auf der anderen Seite hatten vor allem die ehemaligen Drittligaspieler unserer Mannschaft im April, Mai und Juni viele Spiele und nur eine kurze Vorbereitung auf die neue Saison. Wir können so nun die Vorbereitung quasi verlängern.
Wie laufen derzeit die Trainingseinheiten beim CFC ab?
Wir spielen jedenfalls nicht nur Fußballtennis, so viel ist sicher. (schmunzelt) Wir haben nach wie vor intensive Einheiten, in denen wir weitere Grundlagen für einen erfolgreichen weiteren Saisonverlauf schaffen wollen und möchten unsere Abläufe gegen den Ball sowie im eigenen Ballbesitz verbessern.
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Vier von fünf Regionalliga-Staffeln pausieren aufgrund der Coronapandemie. Nur die West-Staffel, die Sie aus Ihrer Zeit beim SV Lippstadt sehr gut kennen, spielt weiter. Ist das aus Ihrer Sicht sinnvoll?
Ich finde es generell gut, dass in der Regionalliga West weitergespielt wird. Es ist doch klar, dass der eine oder andere auch neidisch darauf ist. Wir hätten auch gerne weitergespielt, und eigentlich kann uns meiner Meinung nach nur helfen, dass es dort weitergeht – vielleicht ist das auch ein gutes Zeichen für die Nordost-Staffel.
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Wie erleben Sie die aktuelle Diskussion, ob die Regionalligen im deutschen Fußball eher dem Profi- oder dem gehobenen Amateurbereich zuzuordnen sind?
Es gibt auch bei uns in der Nordost-Staffel viele Mannschaften – wie auch uns – die unter Profibedingungen arbeiten; wahrscheinlich sind es etwa 60 Prozent. Der Anteil professionell arbeitender Vereine in der West-Staffel ist sicher noch mal höher. Wir befinden uns beim Chemnitzer FC zwar nicht in der klassischen ,Profi-Blase’, sind aber auch etwa 90 Prozent der Zeit als Mannschaft zusammen. Die Jungs pendeln zwischen Trainingsplatz und zu Hause und haben im Lockdown ohnehin nicht viele Möglichkeiten, sich anderweitig zu beschäftigen.
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Sie sind nun seit dreieinhalb Monaten Trainer des Chemnitzer FC. Ihr Team rangiert mit 17 Punkten aus 13 Ligapartien auf Tabellenplatz neun. Welches sportliches Zwischenfazit ziehen Sie?
Wie schon erwähnt, hatten wir eine sehr kurze Vorbereitungszeit von nur etwa zwei Wochen. Als ich im Sommer neu hinzukam, hatte der Verein den Kader schon weitgehend zusammengestellt. Vor allem im Oktober haben wir mit einem Schnitt von mehr als zwei Punkten pro Spiel (der CFC gewann in diesem Zeitraum drei seiner vier Ligaspiele, Anmerkung der Redaktion) stark aufgespielt. Sicherlich haben wir aber fünf, sechs Punkte zu wenig geholt. Da, wo wir sind, gehören wir nicht hin – nach ganz oben aber auch noch nicht. Wir wollen die bestmöglichen Ergebnisse für den Verein herausholen. Natürlich kostet es auch Kraft, Misserfolge aufzuarbeiten, aber ich finde, dass wir in dieser Saison immer wieder gut eine Trendwende geschafft haben.
Sie haben im Laufe dieser Saison das System von einem 4-1-4-1 auf ein 3-4-3 umgestellt. Wieso?
Ich habe den Eindruck gewonnen, dass wir damit unsere beste Grundordnung erreichen und einen stabileren Eindruck machen.
Sie leben in Chemnitz etwa 400 Kilometer und vier Stunden Fahrtzeit von Ihrer Heimat Marsberg, Ihrer Familie und Freunden entfernt. Welche Eindrücke haben Sie bislang von Chemnitz und den Menschen in Sachsen gewonnen?
Ich bin in Chemnitz sehr gut aufgenommen worden. Die Stadt ist wesentlich besser, als es ihr Image aus den vergangenen Jahren vermuten lassen würde. Ich habe hier schon tolle Leute kennengelernt. Viel Zeit, mich in der Stadt aufzuhalten, habe ich aber nicht, denn ich pendele meist zwischen Trainingsplatz und meiner Wohnung.
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Ihr Vertrag beim Chemnitzer FC ist bis zum Sommer 2022 gültig. Die „Himmelblauen“ wurden 1967 DDR-Meister, zogen in der Saison 1989/1990 in das Achtelfinale des damaligen UEFA-Pokals ein und spielten in der vergangenen Saison noch in der 3. Liga – mittelfristig soll es für den Verein also wieder höher nach oben gehen, oder?
Natürlich. Mein Vertrag beinhaltet auch eine Option bis 2023, die sich auf einen möglichen Aufstieg in die 3. Liga bezieht. Ich fühle mich hier wohl und möchte mit dem Chemnitzer FC noch viel erreichen.
Sie sind in Warstein-Belecke aufgewachsen, leben seit 2005 in Marsberg, waren Spieler bei RW Erlinghausen und begannen dort auch Ihre Trainerkarriere. Wie intensiv sind aktuell noch Ihre Kontakte in das Sauerland?
Seitdem ich am 20. Juli hier als Trainer angefangen habe, war ich erst drei Mal wieder in Marsberg. Wir hatten mit der Mannschaft einfach viele Englische Wochen – diese Zeit war sehr intensiv. Hin und wieder hat mich meine Familie hier besucht. Zum Sportlichen Leiter von RWE, Olcay Eryegin, habe ich regelmäßig am Telefon Kontakt und einen sehr guten Draht. Außerdem freue ich mich immer über die Nachrichten in unserer kleinen WhatsApp-Gruppe mit ehemaligen Spielern von RW Erlinghausen.
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Als einer Ihrer Förderer galt stets Hans-Joachim „Aki“ Watzke, Geschäftsführer von Borussia Dortmund und Vorsitzender von RW Erlinghausen. Tauschen Sie beide sich noch oft über Fußball aus?
Aki und ich kennen uns seit vielen Jahren und hatten immer ein gutes und respektvolles Verhältnis. Aktuell haben wir allerdings keinen Kontakt, da weder Aki noch ich die Zeit dafür haben. Ich bin ihm allerdings sehr dankbar für die tolle Zeit, die ich bei RW Erlinghausen sowie in seiner Firma Watex verbringen durfte.
Beim Chemnitzer FC arbeiten Sie erstmals in Ihrer Laufbahn als Coach als Hauptamtlicher Trainer einer Mannschaft. Was hat sich da für Sie persönlich verändert?
Dass ich mich den ganzen Tag mit meiner Leidenschaft Fußball auseinandersetzen darf. Natürlich herrscht so eine ganz andere Erwartungshaltung, als das in anderen Vereinen oder anderen Positionen der Fall wäre. Die Verweildauer eines Trainers im Amt liegt ja mittlerweile bei unter einem Jahr. Deshalb empfindet man natürlich auch Druck – aber mir macht der Job großen Spaß.