Winterberg. Sie will am Samstag, 7. November, in Winterberg ihre letzte Chance zum Weltcup-Ticket nutzen. Was Skeleton-Star Lölling aber auch beschäftigt.

Sie ist amtierende Gesamtweltcup-Siegerin. Sie ist Olympia-Zweite von 2018. Und: „Sie ist in einer herausragenden Verfassung“, sagt Trainer Heiner Preute über Jacqueline Lölling. Allerdings: Bei der Deutschen Meisterschaft im Skeleton, die an diesem Samstagvormittag, 7. November, in der Veltins-EisArena in Winterberg ausgetragen wird, geht es für die aus Brachbach stammende Athletin der RSG Hochsauerland nicht nur um den Titel. Es geht um mehr – um einen Platz im deutschen Weltcup-Team.

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Denn im Eiskanal, auf ihrem Schlitten liegend, sucht die 25-Jährige noch nach ihrer Form. „Ich habe sie im Trainingslager in Kienbaum im Zweiteiler gesehen – da ist kein Gramm Fett zu viel“, erzählt Preute und leitet damit über zu dem Thema, welches Lölling in den vergangenen Wochen und Monaten beschäftigte, belastete. „Die Gewichtsgrenze ist ein Problem bei ihrer Körpergröße“, sagt Preute.

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Doch was sagt „Jacka“ selbst zu dem Thema? Dass sie sich noch einen Platz im Weltcup-Team sichern wird, daran glaubt ihr Trainer übrigens trotzdem. „Wenn sie sich auf ihre Stärken besinnt, ist sie die Stärkste“, sagt Preute.

Frau Lölling, Schlitten und Athletin dürfen auch in dieser Saison zusammen nur 102 Kilo wiegen. In den vergangenen Jahren kämpften Sie mit dieser Grenze. Wie sehr belastet Sie das Thema weiterhin?

Jacqueline Lölling: Die Gewichtsgrenze ist immer noch ein Thema, das mich besonders im Sommer innerlich sehr belastet hat und mich immer noch belastet. Als 1,79 Meter große Frau, die zum Training auch schon mal in den Kraftraum gehen muss, verstehe ich diese Regelung nicht. Das ist auch kein Geheimnis, das spreche ich offen an.

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Was sehen Sie kritisch an der Gewichtsregelung?

Ich verstehe nicht, warum man aus Gründen der Fairness eine Regelung aufstellt, in der die Leute nicht mehr zu schwer sein dürfen, in der mich von anderen Fahrerinnen, die vielleicht zehn Zentimeter kleiner sind, am Ende aber zwei Kilogramm trennen. Das ist das andere Extrem, was auch nicht fair ist.

Sind Sie gegen eine Gewichtsregelung?

Allgemein bin ich für eine Gewichtsregelung, aber ich bin dafür, dass diese ein bisschen mehr an Körpergröße und körperliche Voraussetzungen angepasst wird. Man kann nicht jeden mit jedem vergleichen. Dass ich nicht so schwer sein kann wie zum Beispiel eine Elena Nikitina, die 1,67 Meter groß ist, ist doch nachvollziehbar. Aber: Das Thema ist leidig …

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Was machen Sie, um Ihr Gewicht von ca. 75 Kilogramm zu halten?

Anders als im vergangenen Jahr habe ich mir Hilfe gesucht, habe jetzt Unterstützung und einen Plan, der sehr gut funktioniert. Aber das ist ein großer Punkt: Ich muss schon verzichten. Natürlich, im Sport gehört es dazu, auf gewisse Dinge zu verzichten. Aber so viel wie in den vergangenen zwei Jahren – das belastet. Und ich bin ja nicht die einzige Frau, die kämpfen muss, um überhaupt an Wettbewerben teilnehmen zu können. Man liest immer wieder im Internet, dass die oder die wieder auf Diät ist. Besonders als Frau hat man schon mal Schwankungen. Das Thema ist nicht einfach.

Wie sieht Ihr Plan aus?

Ich habe verschiedene Sachen ausprobiert. Mal hat es gut funktioniert, mal nicht. Das ist auch eine Sache, die sich viel im Kopf abspielt. Am Ende habe ich über Alex (Gassner; Anmerkung der Redaktion) zu Ernährungsberater Maik Thies gefunden. Das ist das einzige, was bei mir gut funktioniert, aber der Plan ist nur mit viel Arbeit, Verzicht und Disziplin durchzuhalten. Ich muss halt planen, vorkochen, immer selbst einkaufen. Hotelessen geht eigentlich gar nicht mehr.

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Sie bringen zu Wettkämpfen Ihr eigenes Essen mit?

Letztes Jahr habe ich mich immer auf das Hotelessen verlassen und am Ende habe ich meistens vor den Wettkämpfen gehungert, weil es mir einfach zu riskant war. Jetzt weiß ich, was ich vertrage und was ich essen kann, ohne dass sich das Gewicht verändert. Da ist Vorkochen angesagt, und eine Tasche mit Nahrungsmitteln von Ort zu Ort mitzunehmen, so wie es möglich ist, ja.

Das klingt nach viel Arbeit.

Ich koche halt vor und achte genau darauf, was ich esse – während andere überlegen, ob sie sich zwei oder drei Portionen Nachtisch reinhauen, weil sie noch so viel Luft haben. Das ist halt auch wieder nicht fair. Aber: Ich habe für mich meinen Weg gefunden, der funktioniert. Und am Ende geht es nur so, weil ich genauso wie alle anderen die Regel erstmal akzeptieren muss.