Arnsberg. Er leidet seit sieben Jahren an Diabetes – und doch gibt Handballer Fabian Röhrig (23) vom TV Arnsberg auf der Platte alles. Was ihn ausmacht.
Dass so viele Reaktionen – „davon fast alle sehr positiv“ – kommen würden, habe ihn schon überrascht, gibt Fabian Röhrig zu. Doch seine Geschichte ist nun mal erzählenswert: Der Handballer des Bezirksligisten TV Arnsberg leidet an Diabetes mellitus Typ 1, der gegenüber des Typs 2 selteneren Form der Zuckerkrankheit.
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Mit seinem Spitznamen „Sugar“ (zu Deutsch: „Zucker“) hat es der 23-Jährige in dieser Zeitung zuletzt auf Platz eins der Rangliste der zehn besten Spitznamen Sauerländer Amateursportler geschafft. „Die Leute finden es einfach gut, dass man das offen zeigt und so damit umgeht“, sagt Röhrig.
Sportler mit Diabetes: Es gibt auch nachdenkliche Momente
Gleichwohl will der Arnsberger nicht verhehlen, dass es nach der Diagnose Diabetes, die er mit etwa 16 Jahren erhielt, durchaus auch Zeiten gegeben habe, „in denen ich mir viele Gedanken über diese Krankheit gemacht habe“. Direkt nach der Diagnose im Jahr 2013 habe er jedoch ganz anders reagiert. „Ich habe das direkt akzeptiert und gefragt, was ich nun machen soll. Mich hat das selbst überrascht, wie gut ich das damals hingenommen habe“, erzählt Fabian Röhrig.
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Der Sauerländer Sportler leidet am Typ 1 der Zuckerkrankheit. Etwa 200.000 Menschen in Deutschland teilen sein Schicksal mit dieser nach wie vor nicht heilbaren Erkrankung. Behandlung, Ernährung, Freizeit, Beruf: Die Autoimmunerkrankung verändert das Leben der Betroffenen nachhaltig. In allen Belangen. „Das eigene Immunsystem des Körpers greift die Zellen in der Bauchspeicheldrüse an, die das Insulin herstellen. Diese Zellen werden zerstört, und so kann der Körper nicht mehr ausreichend Insulin herstellen, um den Zucker aus dem Blut in die Körperzellen zu transportieren“, erklärt der heimische Handballer.
Auf Insulin-Behandlung angewiesen
Die Folge: TVA-Youngster Fabian Röhrig ist seit etwa sieben Jahren auf eine regelmäßige Behandlung mit Insulin angewiesen. Symptome und mögliche Folgeerkrankungen sollen auf diese Weise unbedingt vermieden werden. Es habe vor der Diagnose klare Anzeichen geben, erzählt Röhrig. Er habe zum Beispiel sehr viel Durst gehabt, „und sicher sechs, sieben Liter am Tag getrunken“. Nach einer Blutabnahme folgten die Diagnose und ein erster Krankenhausaufenthalt in Hüsten.
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Dennoch kann Fabian Röhrig heute ein weitgehend „normales“ Leben führen. Sein Alltag ist bezüglich seiner Krankheit allerdings geprägt von Disziplin. „Ich kann auch feiern gehen und etwas trinken, aber man sollte mit Dingen wie Alkohol schon aufpassen. Ich finde, dass man den Diabetes nicht vernachlässigen sollte, aber grundsätzlich kann man eigentlich alles machen“, erklärt der Arnsberger.
Ein Restrisiko beim Sport bleibt
Sportlich sei ihm der Handball „sehr wichtig“, sagt Fabian Röhrig. „Ich spiele Handball, seit ich denken kann.“ Ein gewisses Risiko herrsche für ihn als Diabetiker schon, wenn er sich in dieser nicht gerade kontaktfreien Sportart betätige.
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Mit einer Insulinpumpe regelt Röhrig vor und nach dem Spiel oder Training seine Blutzuckerwerte, greift beim Sport bisweilen auch schon mal zum Traubenzucker und nutzt auf der Platte spezielle Funktionskleidung. „Katheter und Sensoren lassen sich beispielsweise mit Thermoshirt und Armsleeves gut abdecken und schützen.“ Zwar sei früher mal ein Katheter beim Sport herausgerissen, das sei bei ihm indes selten der Fall.
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Mit dem Diabetes mellitus Typ 1 geht Fabian Röhrig offen um. „Ich beantworte auch gerne Fragen zu dem Thema, denn Diabetes gehört zu meinem Leben dazu. Ich habe das akzeptiert und lebe jeden Tag damit. Es ist ein Teil von mir und mein Spitzname ,Sugar’ spiegelt das wider“, erklärt der TVA-Akteur.
Mit seiner Mannschaft, die von Frank „Tiger“ Mähl trainiert wird, ist Röhrig nun wieder in die Testspiele eingestiegen. Der 23-Jährige freut sich darauf, „wenn der Liga-Handball wieder startet. Wir alle hoffen, dass in der Coronazeit alles klappt, denn jeder hat Bock wieder zu zocken“. Innerhalb der Mannschaft wisse jeder über seine Krankheit Bescheid. Röhrig: „Mein Trainer und ein paar Spieler wissen von der Notfallspritze in meiner Tasche und haben auch eine Einweisung in deren Nutzung erhalten – sie kam aber noch nie zum Einsatz.“
Auch ein Mendener betroffen: Rückraum-Ass Wergen will Mut machen
Mit seiner Erkrankung ist Fabian Röhrig im Sauerland nicht allein. So lebt beispielsweise auch Max Wergen, Spieler des Handball-Landesligisten DJK SG Bösperde, mit Diabetes – und geht damit genauso offen und offensiv um wie der Arnsberger Röhrig.
Rückraumspieler Wergen der in der Landesliga 4 aktiven Bösperder, in der sein Team auch auf die heimische SG Ruhrtal trifft, treibt schon sein Leben lang Sport. Der Hüne der benachbarten Handballer aus Bösperde misst 2,04 Meter. Max Wergen gilt als Rückraum-Ass – trotz seiner Erkrankung.
„Ich bin mit dem Diabetes groß geworden, seit ich mit acht Jahren die Diagnose erhalten habe. Ich finde, dass man die Krankheit heutzutage sehr gut in den Griff bekommen kann. Mich persönlich schränkt sie nicht ein“, sagt Max Wergen.
Offensive Herangehensweise
Der Mendener, der bei der DJK SG Bösperde mittlerweile auch als 2. Vorsitzender aktiv ist, hat genau wie Fabian Röhrig ebenso kein Problem damit, sich über Diabetes und die Konsequenzen dieser Krankheit auszutauschen. „Für mich ist es eine Selbstverständlichkeit, darüber zu sprechen. Wenn man etwas wagt und Mut hat, kann man auch damit sportlich viel erreichen“, betont Max Wergen.
Für Nachfragen zum Thema Diabetes – vor allem von interessierten und möglicherweise selbst betroffenen Nachwuchssportlern aus der Region – steht Max Wergen gern unter Telefon 0157/89107305 bereit.