Sauerland. Moises Ngombo, Spieler des SSV Meschede, ist wiederholt rassistisch beleidigt worden. Jetzt spricht der 20-jährige A-Liga-Fußballer.

„Die Welt ist schon verrückt. Da steht man auf dem Sportplatz, will Fußball spielen, Tore schießen und Spaß haben, aber plötzlich wird man auf das Übelste beschimpft und rassistisch beleidigt“, sagt Moises Ngmobo. „Eigentlich ist das etwas für Hollywood.“

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Mittlerweile ist das die Regel

Der 20-Jährige spielt beim SSV Meschede in der Fußball-A-Kreisliga West und hat langsam die „Nase gestrichen voll“. „So geht es nicht weiter. Ich werde als Bananenpflücker, Mohrenkopf oder Schwarzfuß tituliert. Und das ist kein Einzelfall, sondern auf drei oder vier Sportplätzen in der Liga mittlerweile die Regel“, berichtet Ngombo, dessen Mutter aus Portugal und dessen Vater aus Angola kommt. „Ich habe doch keinem etwas getan. Nur weil ich eine andere Hautfarbe habe, haben die Leute doch nicht das Recht, mich rassistisch zu beleidigen“, ergänzt der Außenstürmer, der fünf Tore in 14 Spielen in der aufgrund der Corona-Pandemie abgebrochenen Saison 20019/2020 erzielt hat und mit dem SSV Meschede Tabellendritter geworden ist.

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Die rassistischen Beleidigungen hat Moises Ngombo nicht erfunden. Auch seine Mitspieler haben die Worte, die da gefallen sind, gehört. „Worte wie Bananenpflücker sind dabei noch harmlos“, sagt zum Beispiel Teamkollege Sebastian Schulz und ergänzt: „Es geht immer gegen Moises und dabei tief unter die Gürtellinie.“

Im Dezember ist die Abschlussprüfung

Der 20-jährige Ngombo, der nach seinem Abschluss an der Realschule in Meschede zurzeit eine Ausbildung als Kfz-Mechaniker macht und im Dezember vor seiner Abschlussprüfung steht, hat im Jugendbereich für den SC Neheim sowie SV Hüsten 09 gespielt. „Im Jugendbereich war das nicht so schlimm. Da gab es zwar auch den einen oder anderen Spruch vom Gegenspieler, aber nicht von den Zuschauern“, erinnert sich der Anhänger des FC Schalke 04, dessen Vorbild allerdings beim Revierrivalen Borussia Dortmund spielt. „Jadon Sancho finde ich gut“, sagt Ngombo, der wie sein Idol gerne extravagante Kleidung trägt.

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Wie geht es nun weiter, denn auch in der kommenden Saison wird Moises Ngombo mit dem SSV Meschede in der A-Liga West um Punkte spielen? Und dann werden auch wieder die Auswärtsspiele mit den unbelehrbaren Zuschauern kommen. „Ich hoffe, diese Spiele finden dann bei schlechtem oder kaltem Wetter statt“, sagt Ngombo. „Denn bei gutem Wetter sind sie alle da und die ganze Sache geht wieder los. Dabei darf so etwas doch nicht zu einer Selbstverständlichkeit werden. Wo leben wir denn?“

Vom Verband fehlt eine klare Regelung

Der SSV Meschede wird auf jeden Fall in Zukunft verstärkt auf solche rassistischen Aussagen achten. „Bislang habe ich das während einer Partie noch nicht gehört. Sollte ich aber demnächst so etwas mitbekommen, werden wir sofort zum Schiedsrichter gehen und darauf drängen, dass die Person oder die Personen ermittelt werden. Dies hätte für mich mehr Bedeutung, als die Fortsetzung der Partie“, teilt Ünal Görgün mit, der Sportlicher Leiter des SSV Meschede und gemeinsam mit Lars Rathke Trainer der ersten Mannschaft ist, und fügt hinzu: „Danach geht es dann natürlich darum, wie werden solche Personen vom Verband bestraft. Da fehlt bislang eine klare Regelung.“ Für Franz Schamoni, Fußball-Abteilungsleiter des SSV Meschede, steht fest: „Wir müssen Moises in Zukunft einfach schützen.“

Das sagt der Kreischef

Michael Schütte ist Vorsitzender des Fußballkreises Hochsauerlandkreis.

Haben Sie Kenntnis von den wiederholten rassistischen Beleidigungen von Zuschauern gegenüber Moises Ngombo?

Nein. Ich höre das jetzt zum ersten Mal. Ich schäme mich und bin erschüttert. Aber die Dummen sterben nicht aus.

Was würden Sie als Kreischef und Polizist Moises Ngombo bei einem erneuten Fall raten?

Ganz einfach, er kann Anzeige bei der Polizei erstatten, denn so etwas ist eine Straftat. Außerdem hätte er Zeugen, denn einer seiner Mitspieler wird das ja dann auch gehört und mitbekommen haben.

Was kann der SSV Meschede als Verein von Moises Ngombo machen?

In erster Linie mit den betroffenen Vereinen sprechen, dass die auf ihre Zuschauer einwirken.