Meschede. Amed Ali hat 19 der bislang 22 Saisontore des Fußball-A-Ligisten FC Mezopotamya erzielt. Wie tickt der Torjäger? Wir haben mit ihm gesprochen.
„Ich möchte sobald wie möglich wieder Fußball spielen. Es fühlt sich fast schon an wie ein Entzug“, sagt Amed Ali. Ein sehnlicher, doch aktuell unerfüllbarer Wunsch, den der 28-jährige Fußballer in Anbetracht der Coronakrise und der damit einhergehenden Zwangspause mit allen Gleichgesinnten seiner sportlichen Zunft teilt. Der kurdischstämmige Sauerländer ist mit großer Leidenschaft beim FC Mezopotamya Meschede aktiv – und die Lebensversicherung für seine Mannschaft in der Kreisliga A West.
Vergangenheit in der Abwehr
Von den erst 22 Saisontoren aus 18 Spielen – der zweitschlechteste Wert der A-Kreisliga West – erzielte Amed Ali satte 19 Treffer. Das sind mehr als 86 Prozent. Er ist der Toptorjäger des Teams und gemeinsam mit Leon Hermes von der SG Bödefeld/Henne-Rartal der derzeit beste Torschütze in der Liga.
Statt sich die ledernen Fußballschuhe zu schnüren, schlüpft Amed Ali nun in Joggingschuhe. Der Stürmer überbrückt die Fußballunterbrechung mit tagtäglichen Laufeinheiten. „Irgendwie muss man sich ja fit halten. Ich liebe es einfach, Sport zu treiben“, betont Amed Ali. Vor allem aber der Fußball ist es, der sein Blut so richtig in Wallung bringt. Seit vier Jahren trägt der in Hüsten beheimatete Kurde das Trikot des FC Mezopotamya Meschede und lebt dort seinen unbändigen Instinkt für das Toreschießen aus.
Insgesamt 48 Treffer hat Amed Ali bis dato für den FC Mezopotamya erzielt – ein beachtlicher Wert, und das, obwohl er lange Zeit als Abwehrspieler agierte. „Ich habe immer schon den Drang gehabt, mit nach vorne zu laufen und den Abschluss zu suchen“, gibt er offen zu und ergänzt: „Am Ende einer Saison habe ich immer sieben, acht Treffer auf meinem Torekonto verbuchen können“.
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Und siehe da: Mit seinen Qualitäten als Goalgetter hat er sich – wenn auch unbewusst – regelrecht für den Job des Stürmers empfohlen. Seit Anfang dieser Saison spielt Ali auf dieser Position und hat sich in die Herzen seiner Mannschaftskameraden und in die der Anhängerschaft geschossen. Vor dem gegnerischen Tor steht der Angreifer oft goldrichtig. Er schafft es, mit wenig körperlichem Aufwand, blitzschnell zuzuschlagen – ein klassischer Vollstrecker eben.
Ein sensationeller Treffer
„Der „kurdische Thomas Müller“ – so nennen mich die Jungs aus meiner Mannschaft“, sagt er und lacht. Lieber wäre ihm als BVB-Fan aber ein Vergleich mit Marco Reus.
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Neben der Liebe zum BVB misst Amed Ali der engen persönlichen Verbundenheit zum kurdischen Fußballverein FC Mezopotamya eine weitaus höhere Bedeutung zu. Für die in den grünen Trikots auflaufenden „Hartplatz-Helden“ gibt der Stürmer in jeder Partie sein Bestes. Dem Bemühen entspringt mitunter auch mal ein Treffer aus der Kategorie „Fußballästhetik“.
Unvergessen bleibt für Amed Ali sein Tor per Fallrückzieher, das er bei der 2:3-Niederlage gegen den FC Fleckenberg/Grafschaft erzielte. „Ein direkter Einwurf flog in den Strafraum. Der Ball kam so ideal auf mich zu, dass ich es auf diese Art und Weise versucht habe. Aus zehn Metern Entfernung flog der Ball dann ins Tornetz. Das war richtig cool. Auf so einen Moment habe ich seit Jahren gewartet“, erzählt Ali.
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Zu einem besonderen Sportsmann machen Amed Ali ebenso seine Charakterstärke und sein soziales Verhalten. Vor allem in puncto Fairness sorgte der 28-Jährige in dieser Saison bereits für Aufsehen. Ganz im Sinne des Fairplay-Gedankens trat Amed Ali in der zu Saisonbeginn auf dem Aschenplatz in Meschede ausgetragenen Partie gegen die SG Eversberg/Heinrichsthal/Wehrstapel in Erscheinung. Mit 0:2 lagen die Gastgeber damals in Rückstand, als die Mescheder durch ein angeblich verursachtes Foulspiel des Gegners im Strafraum einen Strafstoß zugesprochen bekamen und so die Chance erhielten, auf 1:2 zu verkürzen.
Eine Anfrage liegt vor
Zum Elfmeter kam es jedoch nicht. „Ich habe gesehen, dass es kein Foulspiel war und bin daraufhin zum Schiedsrichter gerannt, um die Situation richtigzustellen. Natürlich waren meine Jungs im Nachhinein etwas sauer auf mich. Denn hinterher schossen wir noch ein Tor und das wäre, gemeinsam mit dem möglichen Strafstoßtor, der Ausgleich für uns gewesen. Aber das war mir egal. Man muss als Sportler ehrlich sein“, betont Ali.
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Vor allem durch seine vielen Tore hat sich der 28-Jährige längst in den Fokus auch höherklassig spielender Vereine geschossen. Nach eigener Aussage liegt Amed Ali bereits ein konkretes Angebot eines anderen Klubs vor. „Ein Bezirksligist hat tatsächlich bei mir angefragt. Aber ich habe noch keine Zusage gegeben“, so Ali. Welcher Verein interessiert ist, möchte er nicht verraten. Den FC Mezopotamya zu verlassen, würde ihm schwerfallen, sagt Amed Ali. „Ich schätze den Zusammenhalt bei uns in der Mannschaft. Das ist das, was uns auszeichnet. Wir sind eine große Familie.“
Die Torjägerliste
19 Tore: Amed Ali (FC Mezopotamya Meschede) und Leon Hermes (SG Bödefeld/Henne-Rartal).
18 Tore: Henry Gierse (SG Bödefeld/Henne-Rartal).
14 Tore: Nejmettin Bayram (FC Fatih Türkgücü Meschede).
13 Tore: Gökhan Palatin (SSV Meschede) und Julian Stengritt (FC Cobbenrode).
12 Tore: Benjamin Habbel (FC Fleckenberg/Grafschaft).
11 Tore: Oliver Göddeke (FC Fleckenberg/Grafschaft) und Niklas Sommer (SG Reiste/Wenholthausen).