Münster/Schmallenberg. Der Schmallenberger Fußballprofi Julian Schauerte hat den Rassismus-Skandal in Münster hautnah auf dem Platz erlebt. Hier schildert er den Fall.
Menschenverachtende Affenlaute und wohl auch der Ausspruch „Geh’ zurück in dein Loch!“: Der rassistische Verbalangriff eines Münsteraner Anhängers gegen den farbigen Würzburger Fußballprofi Leroy Kwadwo (23) am Freitagabend auf der Haupttribüne des Drittligisten Preußen Münster im Heimspiel gegen die Kickers bewegt die Fußballwelt. Angesichts der jüngsten Erfahrungen aus der 1. Bundesliga und der 1. Liga Portugals war der Eklat leider kein Einzelfall.
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Bemerkenswert indes war die sofortige Reaktion vor allem der Münsteraner Zuschauer: Sie sorgten dafür, dass der Täter, ein 29-jähriger Mann aus der Nähe Münsters, sofort ermittelt werden konnte. Und sie riefen lautstark „Nazis raus!“. Der Täter wurde bereits am Montag mit einem dreijährigen bundesweiten Stadionverbot bestraft. Zudem ist der Mann aufgrund seiner Aktion wegen Volksverhetzung angezeigt worden. In diesem Fall ist eine Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren möglich.
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Hautnah mit im Spiel im Münsteraner Stadion an der Hammer Straße dabei war der Sauerländer Fußballprofi Julian Schauerte (31). Als die Tat in der Schlussphase der Partie geschah und Leroy Kwadwo entsprechend aufwühlte, war der Kapitän von Preußen Münster einer der ersten Akteure, die den Gästespieler in den Arm nahmen, ihm Trost spendeten und Mut zusprachen.
Im Gespräch mit dieser Zeitung schildert der Schmallenberger Julian Schauerte, wie er den Vorfall auf dem Platz erlebte, erklärt, weshalb er emotional unheimlich berührt war und verrät, was er auf dem Platz zu Leroy Kwadwo sagte.
Julian Schauerte, wie haben Sie die Situation rund um den rassistischen Vorfall gegenüber Würzburgs Leroy Kwadwo am Freitagabend auf dem Spielfeld erlebt?
Julian Schauerte: In der Situation in der 86. Minute sollte es Einwurf geben und dieser war auf meiner Seite. Ich habe gesehen, dass Leroy Kwadwo plötzlich sehr aufgebracht, enttäuscht und wütend war und dann zur Schiedsrichterin gegangen ist, um mit ihr zu sprechen. Wir haben dann schnell gemerkt, was los ist.
Sie sind sofort zu Leroy Kwadwo gegangen, haben Ihren linken Arm um ihn gelegt und mit ihm gesprochen. Was haben Sie ihm gesagt?
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Ich habe ihm Trost gespendet und Mut zugesprochen. Und ich habe gesagt, dass es leider immer noch diese Idioten gibt, die solche Dinge von der Tribüne rufen. Gegen so etwas muss man ganz klar vorgehen.
Auch die Anhänger von Preußen Münster reagierten vorbildlich: Sie stellten den Täter und riefen lautstark „Nazis raus!“. Was haben Sie da auf dem Platz empfunden?
Ganz ehrlich: Ich hatte eine Gänsehaut. Man hat einfach gesehen, dass die Mehrheit unserer Fans und der Menschen im Stadion gegen so ein dummes Verhalten ist. Es war ein schlimmer Vorfall, aber es war gut, dass es so viele positive Reaktionen gab, für uns und für unsere Fans.
Hatten Sie das Gefühl, dass Sie auf dem Spielfeld vor allem deshalb einschreiten mussten, weil Sie Preußens Kapitän sind?
Das nicht, weil ich finde, dass man grundsätzlich als Sportler in so einer Situation reagieren muss.
Haben Sie einen derartigen Vorfall in Ihrer Karriere schon mal erlebt?
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Nein, es war das erste Mal, dass ich so etwas mitbekommen habe. Zum Glück. Und dieser Vorfall beschäftigt mich seitdem immer noch. Dass so etwas im Jahr 2020 noch passiert, kann ich einfach nicht verstehen.
Sie sind 31 Jahre alt und haben in Ihrer bisherigen Laufbahn unter anderem für den SV Sandhausen, Fortuna Düsseldorf, die KAS Eupen in Belgien und jetzt Preußen Münster gespielt. Insbesondere in Ihrer Zeit in Belgien hatten Sie Mitspieler aus vielen verschiedenen Nationen. Trifft Sie so ein Vorfall daher umso mehr?
Natürlich. In Belgien waren Mitspieler aus ganz vielen unterschiedlichen Ländern in unserem Kader. Der Fußball ist bunt und deshalb ist so etwas auch einfach nur schlimm.