Düsseldorf. . Julian Schauerte kennt das Profigeschäft nicht erst seit seiner Zeit in Düsseldorf. Doch der Schmallenberger hat seine Wurzeln nicht vergessen.

  • Julian Schauerte wechselte schon als Zwölfjähriger vom Dorfverein DJK Grafschaft zu Bayer Leverkusen
  • Der Schmallenberger hat sich längst in der zweiten Fußball-Bundesliga etabliert
  • Nicht alles Auswüchse des schnelllebigen Profigeschäfts gefällt dem 28-Jährigen

Es herrscht eine entspannte Atmosphäre auf dem Düsseldorfer Trainingsgelände. Nach absolvierter Einheit isst Julian Schauerte noch etwas, dann steht der Fußballer aus Schmallenberg-Grafschaft zum Interview bereit. Im Gespräch entpuppt sich der 28-Jährige als äußerst bodenständiger Profi. Frei von sämtlichen Allüren, aber nicht von kritischen Gedanken zu seinem Metier. Der Verteidiger war gerade einmal zwölf Jahre alt, als er von Bayer Leverkusen entdeckt wurde. Im Prinzip begann für den Sauerländer damals schon die professionelle Laufbahn, die ihn über Sandhausen 2014 zur Fortuna führte.

Julian Schauerte, vor 16 Jahren nahm Ihre Karriere mit dem Wechsel zu Bayer Leverkusen Fahrt auf. Wann war Ihnen klar, dass Sie tatsächlich Fußballprofi werden?

Julian Schauerte: Da gab es kein bestimmtes Erlebnis, das geht Schritt für Schritt. Zwar konnte ich bei Bayer Leverkusen als U19-Spieler auch ab und zu mal bei den Profis mittrainieren, aber das war bei mir die Ausnahme. Dann habe ich den Schritt nach Sandhausen gemacht, und der war sehr wichtig.

Inwiefern?

Schauerte: Dort habe ich so richtig im Seniorenbereich Fuß gefasst. Peu à peu wurde dann klar, dass ich es auch in die zweite Liga schaffen kann.

Wie schwer ist es Ihnen gefallen, sich für Sandhausen zu entscheiden? Es gibt ja sicherlich reizvollere Adressen im Profifußball.

Schauerte: Als das Angebot des SV Sandhausen kam, wäre die Alternative gewesen, noch ein Jahr in der Leverkusener Amateurmannschaft zu spielen. Ich war dann zweimal mit meinen Eltern vor Ort und das hörte sich alles ganz gut an. Der Schritt von der vierten in die dritte Liga war sportlich logisch. Es war auch für meine persönliche Entwicklung sehr wichtig, weil ich mich so noch mehr emanzipiert habe.

Julian Schauerte vor der Esprit-Arena in Düsseldorf.
Julian Schauerte vor der Esprit-Arena in Düsseldorf. © Volker Hartmann/FUNKE Foto Services

In den vergangenen 16 Jahren haben Sie für nur drei verschiedene Klubs gespielt. Das ist eine Vereinstreue, die heute schon etwas ungewöhnlich ist. Zufall?

Schauerte: Mir ist es gerade in der heutigen Zeit sehr wichtig, sich mit seinen Vereinen auch stark zu identifizieren. Das war zugegebenermaßen bei Sandhausen ganz am Anfang etwas schwieriger, aber auch dort bin ich in die Aufgabe hineingewachsen. Der Fußball wird immer schnelllebiger, mir persönlich gefallt das nicht unbedingt. Meine Vereinstreue spiegelt da sicherlich auch meinen Charakter wider. Wenn man sich wohlfühlt, kann man auch für längere Zeit beim gleichen Klub bleiben.

Viele Ihrer Kollegen klingen da ganz anders. „Man wird sehen, was die Zukunft bringt“, ist ein Satz, den man häufig hört – obwohl das Vertragsende noch in weiter Ferne liegt. Wie stehen Sie dazu?

Schauerte: Es ist einfach sehr viel Geld im Fußball im Umlauf. Und wir Spieler sind auf gewisse Weise auch eine Art Ware. Hier bei der Fortuna haben wir aber einige Spieler dabei, die schon lange in Düsseldorf sind. Das ist auch für die Fans enorm wichtig, um sich mit der Mannschaft identifizieren zu können. Man kann sich das aber auch nicht immer aussuchen, denn zum Geschäft gehört auch, dass der Trainer wechseln kann – und der Nachfolger dann vielleicht nicht auf dich steht. Oder dass das Management andere Vorstellungen hat. Ich glaube aber, dass Kontinuität prinzipiell eine gute Grundlage ist.

Haben Sie eigentlich die Hoffnung, noch mal in der ersten Bundesliga zu spielen? Immerhin werden Sie bald 29, da wird es nicht einfacher.

Schauerte: Von einem Angebot aus der ersten Liga zu träumen, wäre schon etwas utopisch. Aber ein Verein wie Fortuna Düsseldorf kann auch mal oben mitspielen. Ich erinnere nur an Darmstadt, die sind auch unverhofft ganz oben gelandet – und rund die Hälfte des Kaders hatte noch nie in Liga eins gespielt. Ich glaube, ein Aufstieg ist für mich der realistischste Weg. Ein bisschen habe ich diesen Gedanken im Hinterkopf, man sollte aber auch nicht zu viel über so etwas nachgrübeln.

Als Erstliga-Spieler wären Sie noch populärer. Werden Sie eigentlich erkannt oder können Sie sich in Düsseldorf bewegen, ohne dauernd angesprochen zu werden?

Schauerte: Es ist selten der Fall, dass ich erkannt werde. Wenn ich mit meiner Freundin in der Stadt unterwegs bin, dann stören uns keine Groupies. Ich brauche auch keinen Starrummel, da habe ich lieber meine Ruhe, wenn ich Essen gehe. Das entspricht eher meinem Naturell.

Sie sind in Ihrer Karriere von schwerwiegenden Verletzungen bisher verschont geblieben. Ist das nur Glück oder tun Sie auch etwas dafür und geben besonders acht?

Schauerte: Als ich jünger war, noch nicht so. Jetzt aber durchaus. Vor- und Nachbereitung des Trainings gehören dazu, natürlich auch die Ernährung, die habe ich etwas umgestellt – und ausreichend Schlaf. Ich habe aber vielleicht auch einfach das Glück, gute Gene zu besitzen.

Schauen Sie ab und zu noch hin, was die Vereine aus Ihrer Heimat machen?

Schauerte:

Ja, ich informiere mich im Internet, auch auf der WP-Online-Seite, wie es so aussieht. Mein Cousin spielt immer noch für den FC Arpe/Wormbach in der Bezirksliga, der „Bundesliga des Sauerlandes“. Am Sonntag schreibt er mir dann immer, wie es gelaufen ist.

>> HINTERGRUND: Verbleib bei Fortuna Düsseldorf wahrscheinlich

  • Der Vertrag von Julian Schauerte bei Fortuna Düsseldorf läuft am Saisonende aus, soll sich aber verlängern, wenn er eine bestimmte Anzahl von Spielen absolviert hat. „Noch habe ich die Zahl an Spielen nicht erreicht, aber ich bin zuversichtlich, dass es klappt“, sagt der Rechtsverteidiger mit einem Schmunzeln. Der Westfale hätte nichts dagegen, noch mindestens ein Jahr lang in der Landeshaupt zu bleiben. „Ich fühle mich sehr wohl hier und glaube auch, dass wir mit der Mannschaft auf einem guten Weg sind. An mir liegt es nicht.“
  • Zunächst ist der Defensivmann aber froh, dass der Verein sportlich „in etwas ruhigere Gefilde gekommen ist. Hätten wir das Spiel in Karlsruhe nicht gewonnen, hätte es gleich wieder ganz anders ausgesehen. Obwohl wir eine gute Hinrunde gespielt haben, sind wir noch nicht aller Abstiegssorgen ledig. Ein paar Punkte brauchen wir noch“, meint Schauerte, der die zweite Liga für „völlig unberechenbar“ hält.
  • In 90 Spielen für Düsseldorf hat er übrigens noch kein Tor erzielen können. „Das stimmt. Natürlich würde ich mich über mein erstes Törchen freuen, am besten zuhause in unserem Stadion“, sagt Schauerte, der solange mit den Sticheleien der Mitspieler leben muss. „Das gehört in einer Fußball-Mannschaft auch dazu.“