Wiemeringhausen. Die RSG Hochsauerland kämpft um ihre Existenz. Die Nachwuchsarbeit des Olsberger Skeleton-Klubs liegt brach – das sind Optionen, dies zu ändern.
Wenn Sven Kästner über dieses Thema spricht, klingt es so einfach. Verbal jongliert er nur so mit den Euro-Beträgen. 2000 Euro zum Beispiel seien ein „entspannter Einstieg“, sagt der Geschäftsführer des Nordrhein-Westfälischen Bob- und Schlittensportverbandes und erklärt, dass sich Firmen später freuen könnten, wenn sie „für gut 10.000 Euro“ zum Zuge kämen. Sponsoring im Nachwuchssport – hört sich simpel an, ist aber ein heikles Thema. Vor allem, wenn unter anderem davon die Zukunft eines Vereins abhängt.
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Sven Kästner weiß das, natürlich. Aus diesem Grund befindet sich der Funktionär seit Monaten im Dialog mit Wolfram Schweizer, dem Vorsitzenden der RSG Hochsauerland, die um ihre Existenz kämpft. Gemeinsam hoffen sie, eine Art Teufelskreis durchbrechen zu können.
Kufensportarten teurer als Fußball
Denn einerseits fehlt es der RSG an Nachwuchs. Aber gibt es diesen im für die Sportart Skeleton bescheidenen Rahmen, fehlt es andererseits „am Budget“, wie Schweizer es ausdrückte, um die Kinder und Jugendlichen unter der Flagge der in Olsberg-Wiemeringhausen beheimateten Rennschlittengemeinschaft adäquat ausbilden zu können.
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Im Fall des kleinsten, aber erfolgreichsten Skeleton-Klubs Deutschlands kommt eine Besonderheit hinzu: „Bislang haben die RSGler die Finanzen immer irgendwie intern geregelt“, sagt Kästner: „Aber jetzt haben sie gemerkt, dass es nicht mehr klappt. Und es geht auch nicht. Jeder Verein benötigt Geld von außen – und die Kufensportarten sind im Nachwuchsbereich eben teurer als zum Beispiel der Fußball.“
Umfrage bringt interessante Erkenntnisse
Doch welche Firma (aus der Region) investiert in den Wiederaufbau einer brachliegenden Nachwuchsarbeit eines Skeleton-Vereins?
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„Diese Aufgabe kannst du lösen“, sagt Sven Kästner. Den etwas überspitzt formulierten Einwand, dass Firmen zwar den Spitzensport sponserten, aber keine Kohle für den Nachwuchs übrig hätten, lässt der Geschäftsführer des NWBSV nicht gelten. „Das stimmt nicht“, sagt er. Eine kleine, wahllos zusammengestellte und auf gar keinen Fall repräsentative Umfrage bei Firmen und Sponsoren des Spitzensports untermauert Kästners Aussage.
Die Frage:
2000 Euro wären für einen Verein wie die RSG Hochsauerland viel Geld, im Werbeetat eines größeren Unternehmens aber nur ein „durchlaufender Posten“, oder?
Herbert Sollich, Marketingleiter Veltins-Brauerei: Auch im Sponsoring gilt: Jeder Euro muss zum Wohl des heimischen Sports sinnvoll investiert sein, um auf ein wirksames Engagement einzuzahlen. Wir sind aber sicher, dass viele Unternehmen in der Region ein offenes Ohr für unsere Vereine haben, weil der funktionierende Sport den Freizeitwert steigert und das Sauerland noch lebenswerter machen.
Marcus Wendel, Marketingdirektor der Warsteiner-Brauerei: Wir bewerten jedes Sponsoring unabhängig von der Geldsumme, die wir zur Verfügung stellen, nach der Passgenauigkeit mit unserer Marke. Ein Sponsoring-Engagement sollte für Sponsoringnehmer und -geber eine Win-Win-Situation darstellen.
Alexandra Marowsky, Marketingleiterin Borbet: Viele Vereine bekommen deutlich weniger Geld als Unterstützung und es ist definitiv schwer, jedem Verein gerecht zu werden. Grundlage ist immer ein entsprechendes Konzept.
Das sagen Marketingleiter
„Unser Engagement beim LAC Veltins Hochsauerland oder beim BSC Winterberg und der Veltins-EisArena sind klare Bekenntnisse zu unserer Region“, sagt Herbert Sollich, Marketingleiter der Veltins-Brauerei, „dabei hilft jedes Sponsoring, ganz bewusst auch die Nachwuchsarbeit zu stärken – das ist für uns Herzensangelegenheit.“ Alexandra Marowsky, Marketingleiterin der Firma Borbet, erklärt: „Borbet unterstützt nicht nur Spitzensportler, sondern setzt bewusst auf junge, talentierte Nachwuchssportler, die bereits im Aufbau und dann bis in die Spitze begleitet werden. Hierfür kann sich jeder bewerben und ein entsprechendes Konzept vorlegen.“
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Joachim Schulte, HSK Duschkabinenbau, besitzt zwar keine Kontaktpunkte zum Wintersport, sagt aber: „Die Firmen HSK und Schulte Duschkabinenbau unterstützen gezielt unter anderem den TuS Sundern bei seiner hervorragenden Jugendarbeit in der Röhrtalschmiede und über die 1U in Sundern den Volleyballverein. Beim Tischtennisverein Sundern sind wir Partner in Bezug auf deren Kindergartenprojekt.“
Eine Frage des Mehrwerts
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Alle angefragten Firmen eint beim Engagement für den Nachwuchs neben der Hoffnung auf zukünftige überregionale Präsenz (am besten im Fernsehbild) etwas, das Schulte auf den Punkt bringt: „Nachhaltigkeit ist ein Kriterium bei unserer Auswahl – mit dem Hintergrund eine breite Schicht für Sport und Bewegung zu motivieren. Wir wollen die Ehrenamtsleute bei ihrer Arbeit unterstützen und motivieren. Deren Arbeit ist goldwert – angefangen vom Vorsitzenden eines Vereins bis zum Trainer oder generellem Helfer im Verein.“
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Sponsoren für Nachwuchsarbeit sind also zu finden. „Die Frage ist neben der einfachen Unterstützung des Ehrenamtes immer, was bekommt eine Firma als Gegenwert“, sagt Sven Kästner. Klassisch seien im Wintersport Werbeflächen auf Rennanzügen oder Sportgeräten wie den Bobs oder Schlitten, Öffentlichkeitsarbeit oder im Bereich Kufe Besuche beim Training am Eiskanal. „Wenn du vernünftig mit den Firmen redest und arbeitest, ergibt sich schnell ein Mehrwert, der das Sponsoring attraktiv macht“, sagt er.
Dass auch mit Konzepten in der Hand die Bretter, die bei den Firmen zu bohren sind, dick sind, weiß der Geschäftsführer des NWBSV. Und dass bei solchen Gesprächen 2000 Euro manchmal auch kein entspannter Einstieg sind, ebenfalls.