Olsberg. Witz, Charme, Ironie – die Mischung im Liveprogramm von TV-Moderator Arnd Zeigler hat die Fußballfans in Olsberg verzückt. So war das Gastspiel.
Bisweilen ist es absurd und kratzt gar an der Grenze des guten Geschmacks – immer aber ist es hochgradig amüsant und kurzweilig. Mit seinem Liveprogramm „Dahin, wo es wehtut. Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“ trifft TV-Moderator Arnd Zeigler (54) bei seinem Auftritt in Olsberg den Nerv der Besucher. Insbesondere das Feuerwerk an Archivperlen, Zeitungs- und Zeitschriftenschnipseln sowie Bezüge zur aktuellen Fußballwelt sorgen in satten 169 Minuten für viele Lacher.
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Ein roter Faden – womöglich gibt es ihn. Klar erkennbar ist er in der gut gefüllten Konzerthalle in Olsberg jedoch nicht, aber das ist auch vollkommen egal. Denn Arnd Zeigler versteht es, mit seinem aus seiner bereits seit 2007 erfolgreichen WDR-Sendung „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“ entstandenen Liveprogramm die Sauerländer Fußballfans in ihren Bann zu ziehen.
Diese grandiosen Geschichten liefert Zeigler
Er wolle gemeinsam mit dem Publikum – hier haben unter anderem Anhänger von Schalke 04, Werder Bremen, Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach Platz genommen und teilweise ihre Fanutensilien mitgebracht – klären, warum man eigentlich Fußballfan werde, sagt der gebürtige Bremer. Er selbst ist Werder-Fan, „seit ich neun Jahre alt bin“. Als Unterstützung hilft ihm in Olsberg Sebastian Krumbiegel, der Sänger der Band „Die Prinzen“, bei dem nicht jeder Gag zündet, doch dafür viele seiner musikalischen Einlagen. Ein in heutiger Zeit fast unglaubliches Zitat des jungen Fußballers Uli Hoeneß („Sonntags ist mein sexueller Tag“) wandelt Krumbiegel – überzeugter RB-Leipzig-Fan – gekonnt in ein gleichnamiges Lied um. Zum berühmt-berüchtigten Wiesn-Knutsch-Foto von Stefan und Claudia Effenberg singt er den „Prinzen“-Klassiker „Küssen verboten“ – das passt gut.
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Überhaupt veräppeln Arnd Zeigler, der wie in seiner TV-Sendung zumeist an einem hübsch dekorierten Schreibtisch sitzt, und sein Sidekick Sebastian Krumbiegel, der am Piano auf Einsätze wartet, immer wieder Prominente aus dem Fußballgeschäft. Das ist mitunter hart für die Beteiligten, aber nie unfair und schlichtweg sehr lustig. Das Archivmaterial, das Zeigler über einen Beamer präsentiert, hat Unmengen an grandiosen Geschichten zu bieten.
Der Journalist ist wach, reagiert auf Zwischenrufe, bindet das Publikum ein und ist angenehm nahbar. So entsteht eine Wohlfühlatmosphäre, in der viel gelacht wird. „Es ist immer besser im Leben, nicht viele kleine Fehler zu machen, sondern lieber einen Großen“, sagt Arnd Zeigler – und zeigt dann ein Video, in dem ein Abwehrspieler den Ball unbedrängt aus drei Metern in den Winkel des eigenen Gehäuses jagt.
Unglückliche Zitate
Auch als Lothar Matthäus 1982 im „Aktuellen Sportstudio“ mit „Thomas“ angesprochen wird und daraufhin nichts entgegnet, brandet Applaus auf. Vor allem aber immer wieder bei Stefan Effenberg: Als junger Kicker von Borussia Mönchengladbach ist „Effe“ ebenfalls in der Sendung zu Gast. „Ich fühle mich wohl, wenn man mich Fohlen nennt, aber ich würde gerne ein Pferd werden“, sagt er da. Ein Satz für die Ewigkeit, den Zeigler passend kommentiert: „Ist ihm gut gelungen!“
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Auch Bezüge zum aktuellen Fußballgeschehen stellt der Moderator auf der Bühne der Konzerthalle in Olsberg her. Frei nach Jürgen Klinsmann, der als neuer Coach von Hertha BSC Ex-Nationalspieler Arne Friedrich zum Performance Manager machte, nennt er Krumbiegel irgendwann nur noch „Chief Executive Piano Arrangement Manager“ und gibt dann auch den Amateurfußballern mit großartigen Stilblüten und Anekdoten eine Bühne.
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Zeigler spricht über die „Wunderwelt Kreisliga“ und würdigt – ebenso wie zuvor im Interview mit dieser Zeitung – die Leistung der Unparteiischen. „Ohne diese Leute würde der Fußball zum Erliegen kommen“, befindet er.
Das Meisterstück
Mit den Kategorien „Echte Typen“ und „Kultfiguren“ liefert der Bremer an diesem Abend schließlich sein Meisterstück. Legende Walter Frosch, stets schnell an der Kippe und vor allem per Blutgrätsche in gegnerischen Beinen, wird ebenso gewürdigt wie Gert „Charly“ Dörfel, Kultspieler des Hamburger SV. In einem Video ahmt Dörfel mit ganzer Hingabe lautstark ein Schwein nach – der Saal in Olsberg kocht.
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Das ist nicht anders, als Arnd Zeigler einen Einspieler aus seiner „Wunderbaren Welt des Fußballs“ zeigt, in dem er mit dem Werderaner Stürmerstar Ailton auf einem vereisten Bremer Sportplatz dessen Treffer des Bremer 3:1-Erfolgs bei Bayern München, der den Meistertitel 2004 sicherte, Jahre später nachstellt. Zeigler steht mit einer Maske von Oliver Kahn im Kasten und Ailton trifft – frierend – mit Jeans und Winterjacke. Genial Der trockene Humor des „Archivfreaks“ kommt an, ebenso wie seine Zugabe, die ungeahnt privat und einfühlsam ausfällt.
Um hier endgültig zu klären, warum man Fußballfan wird, erzählt Zeigler von seinen eigenen sportlichen Anfängen. Eine Autogrammstunde von Paul Breitner sei prägend gewesen, ebenso wie sein Lieblingsverein Werder Bremen. „Eigentlich ist man als Fan verurteilt, auf Dinge zu warten, die meist nicht passieren, auf Titel und Erfolge. Trotzdem ist der Fußball unser verbindendes Element im Herzen. Ich bin noch immer wie ein kleiner Junge, der eine Fernsehsendung machen darf. Ich bin immer noch Fan“, sagt Zeigler. Chapeau für diesen Auftritt.