Attendorn. „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“ macht am Donnerstag, 31. Oktober, Station in der Stadthalle Attendorn.

Beginn ist um 19.30 Uhr, Einlass ist ab 18.30 Uhr.

Grund genug für ein Vorab-Interview mit Arnd Zeigler.

Was verbinden Sie mit Attendorn, Herr Zeigler?

Ich habe mal im Kicker-Archiv nachgeguckt. In der Tat gab es vor langer Zeit Trainingslager in Attendorn mit Bundesligisten, auch mal große Testspiele mit dem Meidericher SV gegen Borussia Mönchengladbach mit Helmut Rahn.

Wie stehen Sie zum Amateurfußball?

Grundsätzlich mag ich den Amateurfußball sehr. Ich liebe es, wenn in meiner Sendung Videos auftauchen mit Szenen von Dorfsportplätzen. Mich fasziniert, dass der Amateurfußball selbst auf kleinster Ebene funktioniert wie ein Mikrokosmos. Selbst die kleinsten Vereine haben ihre eigenen Stars, ihre Dauerfans die seit 40 Jahren auf den Sportplatz gehen, ihre Trainingsrentner die zugucken, ihre Vereinsheime wo die Wimpel hängen. Ich gehe gern zu kleineren Vereinen, zum Beispiel regelmäßig zu Werder Bremen 2, also zur U23, und gucke mir da Viertliga-Spiele an. Man kriegt die Atmosphäre ganz nah mit, ich mag den Geruch von Rasen, das Geschrei, und dass man bei jedem kleinen Fußballspiel das Gefühl hat, es kann immer etwas Besonderes passieren.

Was erwartet die Zuschauer am 31. Oktober in Attendorn?

Meine Auftritte waren ursprünglich als Bühnenfassung der Fernsehsendung gedacht. Mittlerweile sind die Auftritte zu schönen Fußballabenden geworden, an denen man sich in einer harmonischen Atmosphäre gemeinsam klar wird, was das Tolle am Fußball ist. Das wird so ein bisschen der rote Faden sein. Und es wird auch meine Frage am Anfang sein: Warum nimmt man das alles auf sich, das ganze Fußballfan-Getue. Kostet viel Geld, beschert ständig Frust und man wird oft enttäuscht. Aber es gibt offenbar auf der anderen Seite so viel Positives, dass mal trotzdem sein Leben lang infiziert ist. Was uns am Fußball zu leidenschaftlich fesselt, versuchen wir ein bisschen raus zu arbeiten. Meist ist es wirklich so, dass man am Ende des Abends in sehr gelöster Atmosphäre auseinandergeht, und sich freut, dass es den Fußball gibt.

Sie haben damals eine Marktlücke entdeckt. Das Witzigste, was der Fußball so in den Siebzigern hervorgebracht hat, war das Fußball-Ballett in der ARD Sportschau...

Das hat mich auch fasziniert. Das war ja damals der totale Straßenfeger. Da wurde man mitunter von Freunden angerufen: Pass auf, die bringen heute wieder ein Fußball-Ballett. Und man hat sich am Boden gekringelt...

...wenn sich ein Trainer in fünf Sekunden fünfmal an die Nase fasste...

Wenn man das heute sieht, dann war das schon ein sehr beschaulicher Humor. Wir hatten mal einen Beitrag bei mir in der Sendung, der dokumentiert hat, unter welchen abenteuerlichen Bedingungen das damals zusammengebastelt worden ist. Was die sich für Mühe geben mussten für einfachste Tricks, und das mit riesengroßen Maschinen.

Dann kamen Sie. Und sind ganz an den Fußball heran gegangen. Humoristisch, satirisch. Wie kommt man auf sowas?

Ich habe das damals mit einem sehr guten Freund zusammen gemacht, mit David Safier, heute ein großer Romanautor und ein Emmy-preisgekrönter Drehbuchschreiber. Unsere Motivation entstand, als Sat1 anfing, den Fußball zu übertragen. Das war nach all den Jahren der sachlichen und nüchternen Berichterstattung der Sportschau ein Kulturschock. Auf einmal gab es Ranissimo, Täglich Ran - die haben sich überschlagen. Der Fußball wurde zu einem ganz großen Unterhaltungsthema aufgeblasen. Das erschien uns so skurril, dass wir gedacht haben: Jetzt haben wir so viel Material, jetzt machen wir mal eine bunte Serie dazu. Ich dachte, in zwei, drei Jahren läuft sich das tot. Aber es stellte sich heraus, dass der Fußball sich immer wieder neu erfindet.

Wieviel Humor steckt in der Bundesliga? Früher gab es den Maier-Sepp, Ente Lippens, Max Merkel und viele mehr. Diese Typen sind verschwunden. Sehen Sie es auch als Ihre Aufgabe, dem Fußball etwas Humor aufzutragen?

Das ist eine sehr komplexe Frage. Ich glaube, dass es früher mehr unfreiwilligen Humor gab. Heute gibt es mehr gewollten Humor, den ich persönlich nicht so mag. Das war das, was mich bei Sat1 irgendwann gestört hat. „Ran Fun“ beispielsweise. Ständig wurden irgendwelche lustigen Sachen versucht. Ich fand’s dann irgendwann albern und zu bemüht. Ich bin nicht so sehr der Ballermann-Humor-Freund, sondern eher ein Loriot-Mensch. Das A und O beim Fußball ist: Dass er einerseits Unterhaltung sein soll, dass man also schon guckt, was es an skurrilen Dingen gibt. Aber dass man ihn auch nicht ins Lächerliche zieht, weil er für viele Menschen ein wichtiger Lebensinhalt ist. Das ist der Spagat, den man schaffen muss, und das ist das, was den Fußball so einzigartig macht. Eishockey oder Basketball sind auch tolle Sportarten, aber eben nur Sportarten. Beim Fußball ist es so, dass er in Deutschland längst zum Kulturgut geworden ist.

Gibt es auch böse Reaktionen von Trainern, Präsidenten, Spielern, die das so gar nicht witzig fanden?

Erstaunlicherweise nicht! Wir haben jetzt fast 400 Sendungen gemacht, und es gab eigentlich nie böse Reaktionen. Ich weiß von Leuten, die sich freuen, wenn sie mal in der Sendung vorkommen. Und es ist mittlerweile auch viel einfacher geworden als zu Beginn der Sendung, Gesprächspartner zu bekommen, weil wir jetzt etablierter sind. Damals waren wir ein absolutes Nischenprodukt, und unsere Sendung begann erst um 0.15 Uhr. Wir waren also quasi im WDR-Nachtprogramm versteckt. Heute haben wir im Vergleich dazu einen hohen Bekanntheitsgrad. Ich kriege auch mit, dass Schiedsrichter diskutieren, wenn wir über den Videobeweis reden. Das ist schmeichelhaft. Auch die vielen Einsendungen zum „Kacktor des Monats“. Es ist ein schönes Miteinander, das da entstanden ist. Wir sind oft frech oder gemein, aber nie boshaft. Insofern hat es nie ernsthafte Beschwerden gegeben. Ich weiß, dass es in der DFL Leute gibt, die sagen: Sei doch nicht immer so gemein zu den Video-Schiedsrichtern, die tun doch auch nur ihr Bestes.

Im Radio, wo zum Beispiel Interview-Fetzen, zigmal ein „Öh“ und „Äh“ wiederholt werden, das wird auch nicht jedem passen, oder?

Man bemüht sich, keine wehrlosen Opfer zu suchen. Ich mache nicht 18-jährige Spieler zur Minna, die vor eine Kamera geschubst wurden. Ich mache das mit Leuten, von denen ich glaube, die können das vertragen. Ich versuche nicht, mich an Versprechern zu ergötzen oder wenn einer lispelt oder ein Wort falsch ausspricht. Andersrum: Es ist so, dass ich viel Zuspruch bekomme von Leuten, die ich sehr verehre. Es hat sich ein sehr gutes Verhältnis entwickelt zu Jürgen Klopp, Hans Meyer und vielen anderen. Was mich sehr gefreut hat: Christian Streich hat mich kürzlich gelobt auf der Pressekonferenz des SC Freiburg. Der gehört auch zu den Leuten, die ich als humortauglich und feingeistig akzeptiere.

Sie haben mal ein Interview mit Jürgen Klopp geführt. Sein Verein Borussia Dortmund gewann 4:0 in Hannover, war Tabellenführer, doch es war ein Gespräch wie nach einer 0:4-Niederlage des BVB. Das Gespräch wurde Legende...

Wir hatten eine Verabredung mit Jürgen Klopp. Wir wussten aber noch nicht, was wir genau mit ihm machen wollten. Es war eine Phase, in der Borussia Dortmund ganz oben stand und Schalke ganz unten. Wir haben Woche für Woche sehr positiv über den BVB berichtet, und gleichzeitig stand Schalke nach sechs Spieltagen im Tabellenkeller. Dann kamen Reaktionen von Schalkern: Ihr drescht immer auf uns ein und lobt den BVB in den Himmel. Da haben wir uns gedacht: Okay, wir machen mal ein ganz negatives BVB-Interview, nachdem sie, wie gesagt, 4:0 in Hannover gewonnen hatten. Jürgen Klopp kam um die Ecke, sah mich, und ich wollte ihn gleich zur Seite nehmen und darauf vorbereiten, was wir vorhaben, aber er hat mich unterbrochen und gesagt: Lasst es uns nicht proben, lasst es uns sofort loslegen. Das war auch der Grund, warum es so gut geworden ist. Weil er selbst total mitgespielt hat, und sich das Interview immer weiter hoch geschaukelt hat. Er hat fantastisch mitgespielt.

Info

Karten gibt es ab 29 Euro bei der Tourist-Information Attendorn, im Bürgerbüro, in der Buchhandlung Frey, unter www.tickets.attendorn.de, über die Tickethotline 0180/6050400 (0,20 €/Minute aus dem dt. Festnetz, max. 0,60 €/Minute aus allen Mobilfunknetzen).

Die Hansestadt Attendorn bietet das „11-Freunde-Ticket“ an. Gruppen ab elf Personen erhalten die Karte zum Sonderpreis von nur 25 Euro pro Person. Eine Gruppe muss aus mindestens elf Personen bestehen. Dieses Angebot ist auf 50 Karten je Gruppe limitiert. Die „11-Freunde-Tickets“ können über stadthalle@attendorn.org bestellt werden. Infos bei Dennis Struck unter Telefon 02722/64-125.