Attendorn. Arnd Zeigler, Fußballmoderator, schafft etwas scheinbar Unmögliches: Das Publikum in Attendorn drei Stunden nahezu nonstop zum Lachen zu bringen.
Ein Spiel dauert nicht zweimal 45 Minuten, sondern zweimal 90 Minuten. Aber nur dann, wenn der Spielmacher Arnd Zeigler heißt.
Diese Zeitspanne wiederum kommt dem Publikum vor wie, sagen wir, zweimal 30 Minuten. Oder sogar nur zweimal 20. Was daran liegt, dass der Moderator („Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“) ein ungemein kurzweiliges Bühnenprogramm hinlegt.
Lacher im Minutentakt
So wie in Attendorn. Da schaffte Arnd Zeigler das unmöglich Scheinende, nämlich, die etwa 300 Zuschauer in der Stadthalle über drei Stunden nicht nur zu fesseln, sondern ihnen im Minutentakt Lacher zu entlocken. „180 Minuten? War das so lange?“ fragte Arnd Zeigler nachher ungläubig, „man ist in einem Tunnel. Man merkt das gar nicht, ehrlich gesagt.“ Es mache einen solchen Spaß, da oben zu stehen. Zeigler: „Die direkten Reaktionen, das Feedback: Das ist ja das, was ich bei meinen vielen Fernsehsendungen nie erlebt habe.“
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Aber sonst war alles wie im TV. Der Tisch mit skurrilen Souvenirs stand auf der Bühne. War quasi die Bühne. Dort traf auf engstem Raum der der mitunter grobe Sport auf feinsinnigen Humor. Arnd Zeigler öffnete seine Schatzkiste mit Videoclips von fußballerischen Missgeschicken, von verunglückten Zitaten und Yellowpress-Fotos. Und garnierte das eine wie das andere mit seinen unverwechselbaren Kommentaren.
Nie verletzend
Manchmal gemein, manchmal satirisch, aber nie verletzend. Und nie laut. Weil einer wie er es nicht nötig hat, mit Phonstärke die Witzigkeit krampfhaft zu steigern. Er sei ohnehin „eher ein Loriot-Typ“, wie er sich selbst kürzlich im Interview mit dieser Zeitung beschrieb.
Dabei ist er sich nicht zu schade, sich selbst auf die Schippe zu nehmen. Als der junge Arnd Zeigler die Reporterlegende Werner Hansch einst bat, ihm doch ein schönes Intro auf Band zu sprechen, willigte Hansch freundlich ein. „Und jetzt hören Sie Bernd Teigeler“, entfuhr es Hansch, der den Namen offensichtlich völlig falsch verstanden hatte. „Danke, Walter Hans,“ antwortete Zeigler. Und weil ein erfahrener Kollege wie Hansch nicht irren kann, drehte Zeigler dann auch sein Namensschild auf dem Schreibtisch in Attendorn um. Es zeigte fortan „Bernd Teigeler“ statt „Arnd Zeigler“.
Thomas Matthäus
Mit seinen 54 Lebensjahren hat Zeigler den großen Überblick, er ist ein Kind der Fußball-WM 1974 in Deutschland und daher in der Lage, Dinge zu „enthüllen“, wie die des jungen Uli Hoeneß im Kreise der Nationalmannschaft. Der pfeilschnelle Bayern-Spieler habe sich sehr um seine Frisur gesorgt und seine Haarpracht über alle Maßen gepflegt, was ihm den Namen „Föneß“ eingebracht habe.
Den ebenfalls jungen Lothar Matthäus zeigte ein Video im Interview mit Eberhard Stanjek, der sich gemächlich zum schüchternen Fußballer hinüber beugte und diesen nach seinen Zukunftswünschen fragte: „Nun, Thomas...“. Zeigler stoppte das Video und ergänzte: „Thomas hat einfach nur den Wunsch, in Zukunft Lothar genannt zu werden.“
Kompliment ans Publikum
Den Attendornern hat’s Riesenspaß gemacht. Und wie hat dem Gast aus Bremen das Publikum gefallen? „Sehr, sehr gut,“ antwortete er sichtlich entspannt, „man merkt es immer an Kleinigkeiten, an Vergleichen. Ich mache das ja jetzt schon zum 80. Mal etwa. An bestimmten Punkten kommt eine Reaktion oder nicht. Das Attendorner Publikum war sehr wach.“
Einschätzen könne man das vorher gar nicht. Arnd Zeigler: „Ich bin nicht so der Bühnenmensch, ich mach das erst seit nichtmals zwei Jahren und musste dazu gezwungen werden, weil ich keine Rampensau bin und auch niemand, der sich auf der Bühne gern zum Affen macht.“
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Dass das in Attendorn was werden würde, habe er schon beim Vorspann gespürt. Die Reaktionen in der Hansestadt haben ihn „mit einem sehr guten Gefühl auf die Bühne gehen“ lassen, freute er sich. „Die Attendorner hatten wirklich Lust hatten und waren leistungsbereit. Es war ein sehr schöner Abend.“
Aber 180 Minuten, zwei komplette Fußballspiele hintereinander weg - dann noch Gespräche mit den Zuschauern im Foyer. Autogramme schreiben, Selfies machen. Da ist man doch sicher platt, zumal dem allen eine fünfstündige Anreise vorausgegangen war, oder? Zeigler vermittelte diesen Eindruck nicht, als sich die Stadthalle nahezu geleert hatte. „Eigentlich bin übehaupt kein Biertrinker, aber jetzt habe ich einfach nur Lust, an diesem Tisch zu stehen und ein Bier zu trinken.“ Verdient hatte er sich’s.