Altenberg/Winterberg. Das war anders geplant: Doch nach ihrem insgesamt dritten Sturz ist die Bob-WM in Altenberg für Laura Nolte beendet. Das entschied ihr Trainer.
René Spies benötigte für diese Entscheidung nicht allzu lange. Mutmaßlich reifte sie bereits im Chef-Bundestrainer, als er diese – immer wieder schrecklichen – Bilder sah. Die Bilder des gelben Bobs mit Pilotin Laura Nolte und deren Anschieberin Ann-Christin Strack, der erst unkontrolliert durch die Bahn driftete, plötzlich komplett auf dem Kopf stand und irgendwann doch zum Stehen kam. Es war der insgesamt dritte Sturz der Pilotin des BSC Winterberg in Altenberg. Zweimal crashte sie während des Trainings, zum dritten Mal nun im zweiten Lauf der Weltmeisterschaften.
BSC-Anschieberin Leonie Fiebig auf Medaillenkurs
Die deutschen Pilotinnen Kim Kalicki, Stephanie Schneider und Mariama Jamanka liegen bei der WM auf Medaillenkurs. Das deutsche Zweierbob-Trio belegt nach den ersten beiden, von Stürzen überschatteten Läufen am Freitag hinter der Favoritin Kaillie Humphries (USA) die Plätze zwei bis vier.
Damit ist trotz des WM-Aus’ von Laura Nolte auch für den BSC Winterberg noch eine Medaille in greifbarer Nähe. Stephanie Schneider startet schließlich mit BSC-Anschieberin Leonie Fiebig.
Für BSC-Anschieber Christopher Weber und Pilot Johannes Lochner startet die WM heute.
Ein weiterer Sturz wird nicht hinzukommen. Denn Spies sagte zur Halbzeit der WM der Frauen: „Ich nehme Laura aus dem Rennen.“
So geht es Laura Nolte
Theoretisch hätte Nolte an diesem Samstag in den Läufen drei und vier erneut antreten dürfen, da sie nach dem Sturz über die Ziellinie rutschte. Doch zum dritten Mal scheiterte Nolte an identischer Stelle im Kreisel – für Spies gab es daher nur eine Entscheidung. „Physisch ist bis auf ein paar Prellungen alles in Ordnung bei Laura und Ann-Christin“, erklärte der aus Winterberg stammende Cheftrainer, „aber mental ist es das natürlich nicht.“
Mit Rang 17 beendet die Pilotin des BSC Winterberg damit ihre erste Weltmeisterschaft. Nach dem ersten Lauf bei den Titelkämpfen hatte sie immerhin auf Platz neun gelegen. Wie Nolte erging es drei weiteren Pilotinnen, die ausschieden, weil sie stürzten.
„Laura ist erst 21 Jahre jung“
„Natürlich ist das WM-Aus auf dieser Art und Weise schade für Laura“, sagte Christoph Brieden, 2. Vorsitzender des BSC Winterberg: „Man hatte sich auf Grund der vorherigen Saison bei der WM vielleicht etwas mehr erhofft, aber wenn man es realistisch betrachtet, hat sie in dieser Saison mehr erreicht, als wir erwartet haben.“ Denn es dürfe nicht vergessen werden, „dass Laura erst 21 Jahre alt ist“, sagte Brieden.
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Und bis zum Start in die WM-Woche in Altenberg schrieb die Pilotin des BSC, die aus Unna stammt, in Dortmund wohnt und in Bochum studiert, ein echtes Bob-Märchen. Bereits bei ihrer Weltcup-Premiere in Winterberg gelang Nolte und Anschieberin Deborah Levi mit Rang drei der Sprung auf das Siegerpodest. Es folgte in La Plagne sogar der erste Weltcupsieg, bevor in Innsbruck und am Königssee zwei zweite Plätze mit Anschieberin Erline Nolte folgten, da Levi auf Grund einer Lungenentzündung ausgefallen war.
Spies ahnte im Vorfeld etwas
„Ich hoffe, ich kriege das hin bei der WM“, sagte die 21-Jährige vor den ersten beiden WM-Läufen und nach bereits zwei Trainingsstürzen im Kreisel. Sie hatte das für sie ausgearbeitete Bahnprotokoll extra auswendig gelernt, um auf dem anspruchsvollen Eiskanal im Erzgebirge zu bestehen.
Letztendlich bestätigte sich allerdings die Befürchtung des Cheftrainers. „Wir haben erstmal gar keine Erwartungen an sie“, sagte René Spies im Vorfeld der WM über Laura Nolte und ergänzte: „Es kann sturztechnisch auch ganz schnell vorbei sein hier in Altenberg.“