Trotz Podestplatz: Darum bleibt Alexander Gassner bescheiden
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La Plagne/Winterberg. Rang zwei in Winterberg, Lob von allen Seiten: Trotzdem bleibt Alexander Gassner vor La Plagne bescheiden. Er wünscht sich vor allem eins.
Der Blick auf die Ergebnisliste des Abschlusstrainings wirft Fragen auf – und bereitet Sorgen. DNS, die Abkürzung für did not start, steht hinter dem Namen Alexander Gassner. Lauf zwei der letzten Einheit vor dem Weltcup an diesem Freitag im französischen La Plagne ließ der Skeleton-Pilot des BSC Winterberg aus, obwohl auf der relativ unbekannten Bahn jeder Eindruck kostbar ist. Weil er sich verletzte?
Darum verzichtet Gassner im Training
Auf Nachfrage gibt Gassner Entwarnung: „Ich wollte nur einen Lauf machen und meine Kräfte für das Rennen schonen“, sagt er. Denn in La Plagne möchte der Winterberger dort anknüpfen, wo er bei seinem Heim-Weltcup aufhört.
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Mit dem zweiten Platz in der Veltins-EisArena gelingt dem 30-Jährigen das bislang beste Weltcup-Ergebnis seiner Karriere. Gassner fehlt sogar nur ein Wimpernschlag zum Sieg, welchen sich der Südkoreaner Sungbin Yun sichert. Was für den Sauerländer jedoch am wichtigsten ist: Mit dem Podestplatz buchte er endgültig die Fahrkarte zur Weltmeisterschaft in Altenberg.
„Alex zündet jetzt“, sagt Heiner Preute, Gassners Athletiktrainer, mit einem breiten Grinsen im Gesicht nach dem Rennen in Winterberg. Seit mittlerweile drei Jahren arbeitet Preute mit dem Winterberger, dessen verbesserte Athletik nicht zu übersehen ist. „Heiner ist super“, lobt Gassner seinen aus Gladbeck stammenden Coach. Zur Trainingsgruppe Preute gehören außerdem unter anderem Jacqueline Lölling sowie die Bobsportler Annika Drazek, Erline Nolte und Anna Köhler.
Neben der Quälerei mit Preute trägt auch Gassners Zusammenarbeit mit dem Ernährungscoach Maik Thies Früchte. Und in Winterberg treibt den 30-Jährigen zusätzlich an, dass Chef-Bundestrainer Dirk Matschenz mit der Nominierung für die WM zögerte?
Das macht La Plagne so schwer
„Das hatte ich gar nicht so im Kopf“, antwortet Alexander Gassner, „ich wollte einfach nur zeigen, dass ich gut drauf bin und auf das Podest fahren kann.“
Die Bestätigung durch Platz zwei stärkt sein Selbstbewusstsein und -vertrauen, das in der eng zusammenliegenden Weltspitze für Treppchenplätze notwendig ist. Nicht ohne Grund erklärt Heiner Preute nach Gassners zweitem Platz: „Das war die härteste Aufgabe.“ Dass seine Schützlinge Lölling, Drazek und Lipperheide (ebenfalls Bob-Anschieberin) nach vorne fahren können, ist bekannt – aber Gassner? Das ist neu. Zwei dritte Plätze im Weltcup datieren von 2017 und 2018.
Trotzdem möchte der Sportsoldat vor dem nächsten Weltcuprennen nicht zu große Ansprüche formulieren. Zumal die Bahn im französischen La Plagne eine große Unbekannte ist. „Landschaftlich ist es ein Traum hier“, sagt Gassner, der als einer von wenigen Sportlern des deutschen Teams vor Jahren schon mal in La Plagne fuhr. „Aber die Bahn ist sehr anspruchsvoll“, ergänzt er. Außerdem: „Es wäre gut, wenn sich die Bahnarbeiter etwas mehr an der deutschen Eisqualität orientieren würden. Es sind extreme Schläge in der Bahn, was es zusätzlich sehr schwer macht, hier ruhig auf dem Schlitten zu liegen und sauber die Fahrspur zu treffen.“
Daraus resultieren die „Schauermärchen“, die von in La Plagne bereits gestarteten Piloten an jene überliefert werden, die das Erlebnis mit der Bahn in Frankreich noch nicht hatten. „Es kann halt schon sein, dass du nachher Kopfschmerzen hast“, sagt Gassner.
Sechs Trainingsläufe liegen hinter ihm und seinen Kollegen, in denen sie sich mit dem „ruppigen Eis“ vertraut machen konnten. Wobei: Dem Sauerländer – und Axel Jungk – reichten ja fünf.
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