Winterberg. Als der Gewinn des EM-Titels für Christopher Weber und das Bobteam Lochner feststand, erlebte Winterberg Szenen, die es sonst nirgends gibt.
Christopher Weber ist, salopp oder in der Sprache seiner Fans gesagt, eine Maschine. Wie es sich für einen Bob-Anschieber gehört, ist der Athlet des BSC Winterberg absolut durchtrainiert. Und er ist einer, dem es nichts macht, während der Fahrt kräftig durchgerüttelt zu werden. Doch nach diesem Rennen bei der EM in Winterberg stotterte die Maschine. Kurz.
Wütend auf den Bundestrainer
Europameister – darf sich der 28-Jährige seit dem Weltcup in Winterberg nennen. Diesen Titel ausgerechnet auf seiner Heimbahn zu holen, war Weber wichtig. Sehr wichtig. „Die anderen Jungs haben ihn ja schon und ich würde ihn auch gerne haben“, sagte der Dortmunder vor dem entscheidenden Rennen – und nach dem ersten im Hochsauerland, welches er mit dem Bobteam um Pilot Johannes Lochner auf dem undankbaren vierten Platz beendete.
Wütend darüber und über die Entscheidung von Chef-Bundestrainer René Spies, Johannes Lochner zwar im Weltcup und bei der WM im Viererbob, aber vorerst nicht im Zweier einzusetzen, rasten Weber und Co. zum Titel. „Dass diese Bombe geplatzt ist, hat bei uns emotional und mental einen Knoten platzen lassen“, sagte Weber später.
Auf der „Kampflinie“ raste Lochner durch den Eiskanal der Veltins-EisArena und riskierte kurz vor dem Ziel sogar derart viel, dass ein Sturz drohte. Nur weil der Schlitten gegen die Bande kippte, kippte er nicht um. Das Risiko lohnte sich – und als der Titelgewinn feststand, erlebte Winterberg Jubelszenen, die im Bobsport sonst nirgends zu sehen sind (siehe Video).
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Webers Fans aus Dortmund, die ihn bereits beim zurückliegenden Weltcup außerordentlich feierten, ließen die Tribüne in der Zielarena zur „Sauerländer Südtribüne“ werden, so taufte WDR-Reporter Horst-Joachim Kupka das Stahlgerüst um. Den Sturm des Siegerpodests verhinderten die Offiziellen des BSC Winterberg jedoch im letzten Moment.
Erster EM-Titel für Weber
Auch aus dem Anschieber des BSC platzten die Emotionen heraus, schließlich holte sich Lochner zwar den vierten EM-Titel in Serie, doch für Weber war es der erste, weil er zuvor verletzt gefehlt hatte oder einfach nicht im Schlitten saß. Umso verliebter blickte er auf Trophäe und Medaille.
„Für mich ist das hier so etwas wie meine persönliche WM“, sagte Weber im Interview mit Bahn-Moderator Paul Senske – mit etwas Abstand zum Rennen. Denn unmittelbar danach konnte Weber gar nichts sagen, musste sich und seine Emotionen erstmal sammeln und sortieren. Erst dann lief die Maschine wieder.