Innsbruck/Winterberg. Plötzlich steht sie im Rampenlicht: Cheyenne Rosenthal (Winterberg) feiert ihre Premiere im Rennrodel-Weltcup – an einem für sie besonderen Ort.
Sie kennt den Eiskanal. Sie kennt sogar das Siegerpodest, schließlich durfte sie sich in der vergangenen Saison dort als Junioren-Weltmeisterin feiern lassen. Und trotzdem wird Cheyenne Rosenthal an diesem Samstag in eine andere Welt eintauchen, wenn sie am Start in Innsbruck-Igls auf ihrem Schlitten sitzt. Angst? „Angst habe ich davor nicht“, sagt die 19-Jährige jedoch selbstbewusst.
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Die junge Dame feiert ihre Premiere im Rennrodel-Weltcup. In jener Rennserie, in der bislang Tatjana Hüfner, Natalie Geisenberger und Dajana Eitberger für einen deutschen Erfolg nach dem anderen sorgten. Doch Hüfner beendete ihre Karriere, Geisenberger und Eitberger pausieren, weil sie schwanger sind – und plötzlich gehört die 19-jährige Cheyenne Rosenthal aus dem Ort Silbach im Hochsauerland zum deutschen Weltcup-Team.
Neunter Platz im Nationencup
Summer Britcher, U23-Weltmeisterin von 2017, Russlands dreimalige Europameisterin Tatjana Ivanova und die US-Amerikanerin Emily Sweeney als WM-Dritte von Winterberg 2019 – das sind einige der internationalen Stars, mit denen sich Rosenthal, die für den BSC Winterberg startet, jetzt misst. Ebenso fährt sie früher als erwartet in einer Liga mit der amtierenden Vize-Weltmeisterin, ihrer Teamkollegin Julia Taubitz. „Kneifen muss ich mich deshalb aber nicht“, sagt Rosenthal gegenüber dieser Zeitung. „Ich freue mich, dass ich diese Chance bekomme.“
Das eint Taubitz und Rosenthal
Und diese möchte die Jüngste in der neu formierten, jungen Mannschaft von Chef-Bundestrainer Norbert Loch – Taubitz ist erst 23 Jahre alt, Jessica Tiebel und Anna Berreiter sind erst 20 – nutzen. Vom ersten Rennen an. „In Innsbruck fahre ich schon sehr gerne“, sagt Rosenthal. Als Neunte im so genannten Nationencup schafft sie am Freitag die Qualifikation für die Weltcuprennen locker. Nur die zwölf schnellsten Damen der vergangenen Saison waren automatisch nominiert.
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Zufrieden ist Rosenthal mit ihrem Auftaktergebnis aber nur bedingt. „Fürs Erste war es in Ordnung“, sagt sie kurz und bündig. Anna Berreiters zweiter Platz zeigt ihr, was auch für die jungen Deutschen möglich ist.
Etwas hat die Sauerländerin übrigens mit Julia Taubitz, die als heiße Kandidatin auf den Sieg im Gesamtweltcup und auf eine WM-Medaille in die Saison geht, gemeinsam. Beide tragen bei den Rennen eine Bleiweste. „Wir sind beide sehr leicht und dürfen damit unser Gewicht ausgleichen, um keinen Nachteil gegenüber denen zu haben, die mehr wiegen“, erklärt Rosenthal.
Das Ende des Rätselratens
Besser als das Blei wäre zwar Muskelmasse, weil die Weste am Start etwas hinderlich ist, aber die Gleichung beim Rennrodeln ist einfach: Wer schwerer ist, steigert sein Tempo viel deutlicher im Laufe der Fahrt – und zischt als eine der Besten über die Ziellinie. Ob dies in dieser Saison so oft wie in der Vergangenheit eine Deutsche sein wird?
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Wenigstens nicht mehr mit der Selbstverständlichkeit, wie Siege von Geisenberger und Hüfner oder früher Sylke Otto und Silke Kraushaar eingefahren wurden. „Noch nie bin ich mit einem so unerfahrenen Team in den Weltcup gestartet“, gesteht auch Cheftrainer Norbert Loch und dämpft die Erwartungen. Julia Taubitz allerdings sei bereits im Weltcup sowie in der Weltspitze angekommen – so kleine Brötchen, wie es erst schien, wollen die Deutschen doch nicht backen.
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„Wir sind ein junges, tolles Team, und verstehen uns sehr gut. Dass jetzt das Licht mehr auf mich fällt – damit komme ich ganz gut klar“, erzählt die 23-jährige Taubitz vor dem Weltcupstart. Und sie ergänzt: „Am Wochenende sehen wir dann endlich, wo ich wirklich stehe. Sonst war die Weltspitze immer im Team dabei, aber momentan ist es noch ein wenig Rätselraten.“
Die Frage, wo sie steht, beschäftigt auch Cheyenne Rosenthal. Deshalb sehnt die Sauerländerin ihr erstes Rennen im Weltcup herbei. An dem Ort ist es, an dem sie ihren bisher größten Erfolg mit dem Titel bei der JWM feierte. Das gibt ihr Sicherheit und nimmt ihr die Angst – vor einer doch anderen Welt.