Gelsenkirchen. Kaum Mitspracherecht bei Transfers, in der Kommunikation hapert es. Bei Schalke ist Sportdirektor Marc Wilmots längst kein Hoffnungsträger mehr.

Seite an Seite zeigten sich Matthias Tillmann und Marc Wilmots im Januar 2024 erstmals der Schalker Öffentlichkeit. Zu seinem Amtsantritt bei den Gelsenkirchenern brachte der neue Vorstandsvorsitzende Tillmann die Vereinslegende Wilmots mit. Etwas überraschend bekleidet der Belgier seitdem den Posten des Sportdirektors – ohne vorab in einer solchen Rolle gearbeitet zu haben.

Der Eurofighter stand sofort im Fokus der Öffentlichkeit und war ein Hoffnungsträger des kriselnden Zweitligisten. Als Nachfolger von Sportvorstand Peter Knäbel (57, wurde im Januar aus dem Vorstand abberufen) war Wilmots für das Tagesgeschäft und die Kaderplanung zuständig. Noch mehr Macht und Verantwortung bekam er vom Vorstand nach der Trennung von André Hechelmann (39, zuletzt technischer Direktor) im März.

Schalke: Ben Manga der große Hoffnungsträger

Heute, Ende Mai, ist Wilmots zwar weiterhin Sportdirektor auf Schalke. Von einer Entlassung im Zuge der großen Umstrukturierung des Klubs bleibt er zwar verschont, aber er ist längst nicht mehr so wichtig wie noch vor einigen Monaten. Der große Hoffnungsträger in der sportlichen Führung ist nicht mehr der 55-jährige Belgier, sondern Ben Manga. Seit einigen Wochen ist der Ex-Frankfurter auf Schalke der Direktor für Kaderplanung, Scouting und Knappenschmiede und somit zuständig für Transfers, Ausrichtung und den Aufbau einer konkurrenzfähigen Mannschaft.

In einer der schwierigsten Phasen der Schalker Vereinsgeschichte setzt der Vorstandsvorsitzende Matthias Tillmann beinahe alles auf die Manga-Karte. Das zeigt schon, dass er der 50-Jährige gleich acht Vertraute im Scoutingbereich mitbringen durfte. Manga gibt in der sportlichen Leitung seit seinem Amtsantritt die Richtung vor, wenngleich er eher im Hintergrund arbeiten wird. Aber: Ein Mann für die erste Reihe ist er nicht. Viel lieber arbeitet Manga in Ruhe, anstatt wöchentlich Interviews zu geben. Zudem will er als Kaderplaner viel scouten und sich potenzielle Neuzugänge persönlich im Stadion anschauen – gesucht wird dabei neuerdings weltweit.

Schalkes Vorstandsvorsitzender Matthias Tillmann mit Sportdirektor Marc Wilmots, Kaderplaner Ben Manga und Knappenschmiede-Chef Raffael Tonello (von links).
Schalkes Vorstandsvorsitzender Matthias Tillmann mit Sportdirektor Marc Wilmots, Kaderplaner Ben Manga und Knappenschmiede-Chef Raffael Tonello (von links). © Marcel Engelbrecht/firo Sportphoto | Marcel Engelbrecht

Marc Wilmots übernimmt auf Schalke viele Asamoah-Aufgaben

In der ersten Reihe wird Sportdirektor Wilmots zwar weiterhin zu sehen sein, doch wirklich viel ausgestrahlt hat der Eurofighter in seinen ersten fünfeinhalb Monaten auf Schalke nicht. In der Kommunikation nach innen und außen hapert es bei Wilmots noch. Nicht immer hat es Wilmots geschafft, Druck von der Mannschaft und vom Trainer zu nehmen – denn genau das ist seine Hauptaufgabe.

Davon abgesehen übernimmt der Belgier künftig viele Tätigkeiten, die bis zuletzt im Verantwortungsbereich von Gerald Asamoah (45, sein Vertrag als Leiter der Lizenzspieler-Abteilung endet am 30. Juni) lagen. Konkret heißt das: Wilmots ist verantwortlich für reibungslose Abläufe im Profi-Leistungszentrum. Er soll nah dran sein an der Mannschaft und an Trainer Karel Geraerts, immer ein offenes Ohr für Probleme haben. Zudem ist er der erste Ansprechpartner für den kompletten Staff und die medizinische Abteilung. Wenn es um Transfers geht, steht Wilmots dem Kaderplaner Manga künftig aber eher beratend zur Seite.

Schalke: Noch hat Marc Wilmots Rückendeckung

Die Meinung von Wilmots schätzt gerade der Vorstand rund um Matthias Tillmann, doch in seiner Schalke-Zeit ist der streitbare Ex-Profi wohl schon mehrfach angeeckt. Rund um die Trennung von Torwart-Trainer Simon Henzler (47, Vertrag nicht verlängert) soll es beispielsweise hitzige Diskussionen gegeben haben. Sowohl Wilmots als auch Cheftrainer Karel Geraerts waren offen für eine weitere Zusammenarbeit mit Henzler – doch sie wurden offenbar von Tillmann überstimmt, wie die Bild berichtet.

Solche Meinungsverschiedenheiten mit Wilmots sieht der Vorstandsvorsitzende zum aktuellen Zeitpunkt noch als normal an, wie die WAZ erfahren hat. Auch wegen dieser Streitbarkeit und seiner Meinungsstärke sei der Belgier überhaupt verpflichtet worden. Die Botschaft: Reibung erzeugt Wärme. Noch wird das bei Schalke 04 positiv betrachtet, Tillmann steht weiter an der Seite von Wilmots. Noch.

Schalke 04 – Mehr News und Hintergründe: