Gelsenkirchen. Gerald Asamoah wird Schalke am Saisonende verlassen. Sein Posten wird gestrichen. Es fehlte auch an Wertschätzung. Die Hintergründe.
Ruhe? Bei Schalke 04 ist diese Vorstellung im Frühjahr 2024 selbst in einer Länderspielpause Utopie. Am Freitagmittag gab der abstiegsbedrohte Zweitligist den Rauswurf von Timo Baumgartl aus dem Profi-Kader bekannt. Trainer Karel Geraerts habe nicht den Eindruck, dass der 28 Jahre alte Verteidiger den Schalkern in der aktuellen Situation noch weiterhelfen kann – eine schallende Ohrfeige für Baumgartl, der im Sommer noch als Top-Transfer galt. Der 119-fache Bundesligaspieler darf fortan nur noch in der viertklassigen U23 trainieren.
Doch selbst die Baumgartl-Meldung wurde wenige Stunden später noch in den Schatten gestellt – von Gerald Asamoah. Denn das Aus der Vereins-Ikone ist seit dem Nachmittag offiziell, der im Sommer auslaufende Vertrag wird nicht verlängert. Mit brüchiger Stimme und sichtlich emotional wandte sich Asamoah in einer Video-Botschaft an die vielen S04-Fans. „Jeder verbindet Asa mit Schalke 04“, sagte der 45-Jährige. „Es wird hart sein, morgens aufzustehen und bald nicht mehr nach Schalke zu fahren.“
Schalke: Gerald Asamoah ist Opfer der „Neustrukturierung des Sports“
Seit rund drei Jahren ist Asamoah als Leiter der Lizenzspielerabteilung für Schalke 04 tätig. Weil es diese Position im Zuge einer „kontinuierlichen, nachhaltigen Neustrukturierung des Sports“ künftig nicht mehr geben soll, muss Asamoah den Klub verlassen, wie der Vorstandsvorsitzende Matthias Tillmann in ganz nüchternen Worten in einer Pressemitteilung erklärte.
Zwar betonte Tillmann später noch, dass Asamoah „als Spieler eine Legende“ war und auf dem Berger Feld „jederzeit willkommen“ sei – doch auch das dürfte für den 45-Jahre alten Ex-Nationalspieler nur ein schwacher Trost sein. Denn Asamoah lebt Schalke. Seit 25 Jahren ist er eines der Gesichter des Klubs. Angefangen hat er 1999 als Spieler der Königsblauen, nach seiner aktiven Karriere hatte er als Funktionär verschiedene Aufgaben. Er war Co-Trainer im Jugendbereich, Teammanager der U23 und schließlich Lizenzspielerleiter.
In den vergangenen Jahren war es immer Asamoahs großes Ziel, in leitender Position auf Schalke zu arbeiten, wie diese Zeitung weiß. Dafür absolvierte er zunächst ein Sportmanagement-Studium und durchläuft aktuell einen DFB-Managerlehrgang, der im Frühling dieses Jahres endet.
Schalke: Gerald Asamoah wurde mehrfach übergangen
Wirklich ernst genommen wurde Asamoah von den S04-Verantwortlichen allerdings nicht. Bei der Suche nach neuen Sportdirektoren wurde er gleich mehrfach übergangen. 2021 wurde ihm Rouven Schröder vorgezogen, 2023 dann André Hechelmann, im Januar 2024 auch noch Marc Wilmots – obwohl der Belgier zuvor nie als Manager bei einer Vereinsmannschaft gearbeitet hat und sein Netzwerk in den unteren deutschen Spielklassen überschaubar ist.
Spätestens mit der Wilmots-Verpflichtung war das Aus für die Vereins-Ikone besiegelt. Dass das Kapitel Schalke 04 für ihn ende, sei „in der aktuellen Situation leider nicht anders möglich“, erklärte Asamoah. Denn klar ist: Auch er hat Ambitionen. Weiterhin strebt der 45-Jährige einen Posten als Sportdirektor an. Sollte er von einem Projekt überzeugt sein, kommt für ihn auch die 3. Liga infrage, wie diese Zeitung weiß.
Gerald Asamoah bleibt im Herzen ein Schalker
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass Gerald Asamoah auf Schalke nur wenige praktische Erfahrungen im Transfergeschäft und dem Vertragswesen gesammelt hat. Bei den Gelsenkirchenern wurde er aus diesen Themen weitgehend herausgehalten. Stattdessen kümmerte er sich eher um organisatorische Aufgaben rund um das Profileistungszentrum, war an Trainingslager-Planungen beteiligt und verantwortlich für die Organisation von Reisen zu Auswärtsspielen.
Es waren auf Schalke vergleichsweise unwichtige Aufgaben – das beweist schon die Tatsache, dass Asamoahs Posten künftig ersatzlos gestrichen werden kann. So ganz wird Gerald Asamoah die Schalker allerdings nie verlassen, wie er trotz seiner Enttäuschung betont. „Für mich ist das mehr als ein Lippenbekenntnis: Einmal Schalker, immer Schalker.“
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