Gelsenkirchen. Nur zwei Bewerber für zwei Plätze - und die sind schon Mitglieder des Aufsichtsrats von Schalke 04? Das ist eine Farce. Ein Kommentar.

Vor rund zwei Jahren begann beim FC Schalke 04 eine neue Ära – Axel Hefer wurde zum Vorsitzenden des Aufsichtsrats gewählt, seitdem ist von einem Projekt die Rede, das mindestens fünf Jahre dauern soll. Demokratisch solle der Verein werden, es gibt Projekte, die Mitgliederdialog oder Vereinsheim heißen. Dazu passt eine Nachricht gar nicht: Von den rund 168.000 Mitgliedern hat sich nur eins gemeldet, dass am 17. Juni bei der Mitgliederversammlung neu in den Aufsichtsrat gewählt werden will. Vor zwei Jahren gab es noch 20 Bewerber.

Ein Verein, der sich so durch seine Basisnähe definiert, der sich stets dafür feiert, wie nah er seinen Mitgliedern steht, sollte hinterfragen, woran es liegt, dass es kein Interesse mehr daran gibt, im höchsten Gremium des Klubs mitzuarbeiten. Zwei Plätze werden am 17. Juni vergeben, zur Wahl stehen nur zwei Schalker, die aktuell schon im Aufsichtsrat sitzen. Das macht die Wahl zur Farce.

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Woran mag es liegen? Der aktuelle Aufsichtsrat tritt fast gar nicht mehr in Erscheinung – im Gegensatz zu Hefers Vorvorgänger Clemens Tönnies. Möglicherweise fehlt die Reibung. Oder liegt es am aktuellen Vereinskonstrukt? Jeder, der in den Aufsichtsrat will, muss von einem Wahlausschuss zugelassen werden, der seinen Daumen heben oder senken kann, ohne Begründungen dafür zu liefern. Der Wahlausschuss hat eine große Verantwortung, könnte in die Vereinspolitik eingreifen. Liegt es daran, dass in den Gremien und zuletzt auch bei den Mitgliederversammlungen die aktive Fanszene dominiert? Mögliche Bewerber mit konträren Meinungen könnten die Mitgliederversammlung scheuen. Oder ist Schalke zu uninteressant geworden?

Auch Schalke 04 braucht gegensätzliche Meinungen und Diskussionen

Wenn sich respektable Persönlichkeiten wie Uli Paetzel und Frank Haberzettel um Schalke sorgen, sollten Aufsichtsrat und Wahlausschuss das nicht ignorieren oder sich über Vorschläge echauffieren. Jeder Verein braucht gegensätzliche Meinungen, braucht Diskussionen, um zukunftsfähig zu bleiben. Die Gremien sollten sich anhören, warum sich zwei nicht beworben haben, die sich immer noch so mit Vereinsarbeit befassen.

Die Dominanz eines Clemens Tönnies braucht Schalke definitiv nicht zurück. Beliebigkeit wäre für den Klub aber ein ebenso großes Problem.

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