London. Das Happy End bleibt aus: Marco Reus beendet seine lange Zeit in Dortmund mit einer Niederlage in Wembley. Nun lockt das Ausland.
- Borussia Dortmund verliert das Finale in der Champions League gegen Real Madrid mit 0:2
- Für Marco Reus war es das letzte Spiel im Trikot des BVB, die lebende Legende verabschiedet sich nun von „seinem“ Klub
- So geht es nun für Marco Reus weiter
In den Hoffnungen, den Träumen von Marco Reus und Hunderttausenden Fans von Borussia Dortmund war für das BVB-Idol eine andere Rolle vorgesehen. Da hätte er aus den Händen von Uefa-Chef Aleksander Ceferin den Henkelpott in Empfang genommen, ihn triumphierend in den Londoner Nachthimmel gestemmt – und eine große Karriere gekrönt.
Doch es kam anders. Dortmund verlor das Champions-League-Finale von Wembley mit 0:2 gegen Real Madrid, Reus stand wie erwartet nicht in der Startelf und wurde erst nach 72 Minuten für Karim Adeyemi eingewechselt. Von seine Hereinnahme erhofften sich die Dortmunder noch einmal beim Stand von 0:1 einen Schub. „Jeder hat gedacht, dass Marco gleich einen reinknallt“, meinte Mats Hummels. Am Ende allerdings wurde Reus nicht zum großen Helden, sondern musste den Tröster geben. Erst für Ian Maatsen, dessen Fehlpass zum entscheidenden 2:0 von Vinicius junior (83.) führte. Dann half er seinem am Boden zerstörten Kumpel Jadon Sancho wieder auf die Beine. Die Medaille, die er statt Henkelpott erhielt, nahm er gleich wieder ab.
BVB: Marco Reus spielte zwölf Jahre für Borussia Dortmund
Ein gebürtiger Dortmunder, der viele Jahre für seinen Herzensklub die Knochen hinhielt – solche Geschichten gibt es im Fußball nicht mehr häufig. Im Sommer 2012 kehrte Reus nach Dortmund zurück. In der Jugend war er einst fortgeschickt worden, für zu schmächtig hielt man den Offensivkünstler, um sich im Profibereich durchsetzen zu können. Über Ahlen und Borussia Mönchengladbach landete er wieder im Ruhrgebiet, nun als einer der besten deutschen Spieler überhaupt.
In dessen Vita stehen für sein außergewöhnliches Können erstaunlich wenige Titel. Die Meisterschale gewann Reus mit dem BVB nie, obwohl er mehrmals kurz davor gewesen ist, zuletzt im Mai 2023. Das erste Champions-League-Endspiel vor elf Jahren verlor Reus gegen Bayern München. Als Deutschland 2014 Weltmeister in Brasilien wurde, fehlte Reus verletzt. Pech, Verletzungen, häufig jedoch auch das Laster, in großen Spielen nicht überzeugt zu haben, jenes Laster haftete Reus lange an. Ein paar Jahre führte er den BVB auch als Kapitän an, aber war nie ein Lautsprecher.
BVB-Fans haben Marco Reus in ihr Herz geschlossen
Auch die Fans fremdelten mit ihm, inzwischen aber haben sie Reus tief in ihr Herz geschlossen. Weil er ein außergewöhnlicher Fußballer ist, und auch, weil er in schwierigen Zeiten dem BVB die Treue hielt und auf einen Vereinswechsel, der ihm denen einen oder anderen Titel mehr beschert hätte, verzichtete. Nur sieben Tore fehlen Reus auf Adi Preißler, Dortmunds Rekordtorschützen. Reus ist eine Legende.
Er wird Dortmund fehlen. Zwar nicht mehr so sehr sportlich, in den vergangenen Monaten war Reus nur noch Ergänzungsspieler. Andere wie Julian Brandt oder Marcel Sabitzer traten nach vorn. Die Mannschaft, so der Plan der Verantwortlichen, muss sich nun emanzipieren.
BVB: Marco Reus will seine Karriere fortsetzen
Doch im Ausland, da wird der BVB immer noch in erster Linie mit Reus in Verbindung gebracht. Ein „sehr markantes Gesicht“, so bezeichnete ihn Marketing-Geschäftsführer Carsten Cramer vor Kurzem im Interview mit dieser Redaktion: „Das schöne ist ja, dass wir und Marco uns darüber im Klaren sind, dass er definitiv zurückkommen wird. Er wird ein schwarz-gelbes Gesicht bleiben.“
Noch will Marco Reus aber nicht aufhören mit dem Fußballspielen. Ein Wechsel innerhalb der Bundesliga gilt als unwahrscheinlich. Möglicherweise lässt der einstige Ausnahmekönner in den USA seine Karriere ausklingeln. Eine Krönung seiner Karriere in Europa ist am Samstagabend ausgeblieben.