Dortmund. Das Duell zwischen dem BVB und RB Leipzig war lange eins um die Nummer zwei in Deutschland - diesmal geht es nur um Rang vier.
Es ist ein kleines Detail, das am Freitag im Dortmunder Presseraum kaum auffällt, das aber bereits einiges erzählt über das Verhältnis zwischen dem stolzen Traditionsklub aus dem Ruhrgebiet und RasenBallsport Leipzig. Auf den Bildschirmen, die an der Decke hängen, wird das kommende Bundesligaduell nur durch den Schriftzug „Leipzig vs. Borussia Dortmund“ angekündigt. Auf den Zusatz „RB“ verzichtet der BVB schon immer bewusst, um nicht für den Getränkehersteller zu werben, der hinter dem Konstrukt aus dem Osten Deutschlands steht.
Seit 2016 gehören die Leipziger zur Ersten Liga, seitdem hat sich eine Rivalität zum Konkurrenten aus Dortmund entwickelt. Einmal, weil die schwarz-gelben Fans ihrem Unmut über RB immer wieder kenntlich machen und dabei 2017 so sehr die Grenzen überschritten, dass die Südtribüne für ein Heimspiel gesperrt wurde. Aber auch, weil beide Klubs in den vergangenen Jahren sich sportlich daran abarbeiteten, wer nun als Nummer zwei hinter dem FC Bayern gilt. In den vergangenen sieben Jahren wurden die Sachsen zweimal Vizemeister, die Dortmunder viermal. Nur ein Klub durchbrach diese Monotonie auf Rang zwei, nämlich, gerade kaum vorstellbar, Schalke im Jahr 2018.
BVB erwartet viele Millionen durch die Klub-WM
In dieser Saison aber werden die Verhältnisse plötzlich auf den Kopf gestellt. Bayer Leverkusen verzückt in seiner Fabel-Saison, steht bereits als Meister fest. Zudem überrascht der VfB Stuttgart als Dritter. Am Samstag (15.30 Uhr/Sky) kämpfen die eigentlichen Bayern-Jäger daher nur um Rang vier; normalerweise würde es um die Champions-League-Qualifikation gehen, die Brisanz wird nun dadurch gemildert, dass auch Rang fünf mit sehr großer Wahrscheinlichkeit zur Teilnahme an der Königsklasse genügen wird.
Sortiert sich die Macht in der höchsten deutschen Spielklasse dennoch gerade neu? Eher Jein.
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Leverkusen könnte längerfristig ganz oben angreifen. Stuttgart muss stattdessen in der kommenden Spielzeit erstmal damit zurechtkommen, mit den gestiegenen Herausforderungen durch die Königsklasse umzugehen. Union Berlin etwa riss die Dreifachbelastung in dieser Saison in den Abstiegskampf. Beim neuen Deutschen Meister gibt es hingegen wenig Anhaltspunkte, warum er in der kommenden Spielzeit wesentlich schwächer auftreten sollte. Trainer Xabi Alonso bleibt, dadurch könnte es gelingen, Leistungsträger wie Florian Wirtz zu halten. Finanziell hat der Verein den Weltkonzern Bayer im Rücken. Wie RB Leipzig wird der Klub von einem finanzkräftigen Unternehmen gestützt. Leichter macht es dies für Borussia Dortmund nicht, den Status als Nummer zwei zu betonieren. Allerdings macht der Verein nach dem FC Bayern den meisten Umsatz und kann durch die bevorstehende Klub-WM 2025 von einer weiteren großen Millioneneinnahme ausgehen. Hinzu kommt der unerwartete Halbfinaleinzug in der Champions League, der die Geldbörse füllt.
„Wir gehören weiterhin zu den Top-Mannschaften der Liga“, meint Edin Terzic. Bayer Leverkusen spiele eine außergewöhnliche Saison, auch der VfB Stuttgart sei sehr stabil. „Davor das Jahr hat Union Berlin mitgemischt.“ Den Trainer beschäftigt derzeit eher, dass seine Mannschaft von den vergangenen sechs Duellen gegen Leipzig fünf verloren hat. „Ihre Qualität ist unbestritten. Sie verpflichten seit Jahren Spieler, die eine gute Mischung aus Physis und Kreativität mitbringen.“ Auswärts sei seine Mannschaft allerdings in dieser Saison „sehr gut unterwegs“, meint Terzic. „Wir haben genug Gründe, um dort selbstbewusst aufzutreten.“
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Kapitän Emre Can fehlt dem BVB bei RB Leipzig
BVB-Kapitän Emre Can fehlt gelbgesperrt, genauso wie Ian Maatsen. Der Einsatz von Marcel Sabitzer wackelt aufgrund einer Erkältung, auch Donyell Malen steht wohl weiterhin nicht zur Verfügung. Und natürlich beschäftigen sich die Fans vor allem mit dem Halbfinal-Hinspiel am kommenden Mittwoch gegen Paris Saint-Germain. „Wir sprechen nicht über Paris“, entgegnet Terzic. „Wir haben in der Bundesliga noch einiges gutzumachen.“
Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass ihm das Konstrukt RB Leipzig missfällt, aber auch, dass er seinen Verein als klare Nummer zwei in Deutschland ansieht. Denn es gibt noch eine andere Währung neben dem sportlichen Erfolg und den finanziellen Möglichkeiten, und dies ist die Zugkraft. Ein Verein wie Dortmund mit seiner Südtribüne erzeugt mehr Emotionen und ein größeres Interesse – gerade im Ausland. Dies lockt Sponsoren, dies kann ein Argument bei Spielertransfers sein. In der Hoffnung, dass dies nicht nur dabei hilft, als Nummer zwei wahrgenommen zu werden, sondern auch dabei, am Ende der Saison mal wieder auf Rang eins zu stehen.