Dortmund. Dortmunds Kapitän verteidigt sich nach dem Sieg gegen Eintracht Frankfurt. Doch nicht nur er hat in der Länderspielpause viel zu tun.
War es Zufall oder steckte doch mehr dahinter? Um eine Antwort darauf am Sonntagabend zu finden, musste Emre Can zunächst seinen Satz beenden. Borussia Dortmunds Kapitän vergewisserte sich nach Ende seiner Ausführungen gleich bei den Reportern und der Mitarbeiterin der Presseabteilung. „Hat gut gepasst, ne?“, meinte der 30-Jährige und ließ ein schelmisches Grinsen folgen. Sein eigenes Wortspiel, das hat ihm offenbar gut gefallen.
Can sollte seine Sicht der Dinge schildern, seine Einschätzungen abgeben zum höchstwichtigen 3:1 (1:1)-Heimsieg des BVB gegen Eintracht Frankfurt, der vor der Länderspiele Pause gehörig Druck von der Mannschaft nimmt. Auf zehn Punkte haben die Dortmunder den Vorsprung auf die Hessen ausgebaut, bei denen nun schon einiges zusammenkommen muss, dass sie noch in den Kampf um die Champions-League-Plätze eingreifen können.
BVB: Mats Hummels erlöst Dortmund gegen Frankfurt
Und natürlich stand da die 81. Minute im Mittelpunkt seiner Ausführungen. „Es war ein Geduldsspiel. Der Dosenöffner war heute Mats mit seinem Kopfball“, befand Can. Nein, das war noch nicht das Wortspiel, schließlich hieß Dortmunds Gegner ja Frankfurt und nicht RB Leipzig. Hier kommt es: „Schöner Freistoß von Julian vorher, wir wissen, dass er da brandgefährlich ist.“ Julian Brandt war es nämlich, der den Ball punktgenau in den Strafraum schlenzte, wo Mats Hummels angerauscht kam und zum 2:1 einköpfte.
Der späte Sieg sorgte zunächst für große Erleichterung, das ließen alle befragten Akteure im Dortmunder Stadion durchklingen. Er brachte aber „weder Ruhe noch Gelassenheit“, betonte Trainer Edin Terzic. „Wir werden die nächsten Tage nutzen, um Frische zu tanken. Wir wissen, dass es keine Verschnaufpause mehr gibt, wir wissen, dass es nicht viele Ausrutscher geben darf.“ Vor allem nicht unmittelbar nach der Länderspielpause, wenn es zu Bayern München (Samstag, 30. März, 18.30 Uhr/Sky) geht, kurz darauf gegen den VfB Stuttgart, Bayer Leverkusen und Leipzig. „Diese Kategorie Gegner wird uns alles abverlangen“, führte Terzic aus. „Darauf werden wir uns gut vorbereiten, um allen zu zeigen, dass unsere Saison noch lange nicht vorbei ist.“
BVB: Viele Nationalspieler bleiben in Dortmund
Es spricht nicht so wirklich für den BVB, dass Terzic dies in den kommenden zwei Wochen mit einem Aufgebot angehen kann, das einige Profis aus dem Kreis der deutschen Nationalelf beinhaltet, die für die beiden Testspiele in Lyon gegen Frankreich am Samstag und drei Tage später in Frankfurt gegen die Niederlande nicht nominiert sind.
Dazu gehören auch Can, der gegen Frankfurt in der dritten Minute der Nachspielzeit den Endstand per Foulelfmeter besorgte, und Brandt, welcher bis auf die Standardsituation vor dem 2:1 weit davon entfernt gewesen ist, dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken. Mal wieder. Bei Werder Bremen (2:1) verzeichnete er zwar auch schon zwei Assists, doch insgesamt war es auch dort ein bescheidender Auftritt.
Im Februar fehlte der 27-Jährige knapp zwei Wochen aufgrund einer „harten Grippe“ samt. Er selbst berichtete davon, sechs Kilogramm abgenommen zu haben. Seitdem fehlt Brandt Spritzigkeit, die Bindung zum Spiel, er trifft viele falsche Entscheidungen und hat Ballverluste – Brandt wirkt wieder wie in den ersten Jahren beim BVB, als er eher Abgangskandidat als Führungsspieler war. Die Hoffnung ist nun, dass er während der Länderspielpause Fortschritte erzielt. Da Brandt bis zu seiner Krankheit einer der Besseren bei der Borussia gewesen ist, war es auch nicht verwunderlich, dass Bundestrainer Julian Nagelsmann Brandts Fehlen als „Härtefall“ deklarierte.
BVB: Emre Can schon länger im Formtief
Bei Can hingegen zieht sich das Formtief schon eine ganze Weile, wenn gleich Nagelsmann ihm mitgeteilt habe, dass „die Tür zur EM noch nicht zu“ sei. Im Sommer war Can zum Kapitän befördert worden, zuvor verlängerte er seinen Vertrag. Can machte daraufhin auch ein paar ordentliche Partien, aber lieferte längst nicht auf so hohem Niveau ab wie in der vergangenen Rückrunde. Viele Probleme im Spielaufbau werden dem gebürtigen Frankfurter zur Last gelegt, der immer wieder mit technischen Unsauberkeiten auffiel.
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Can selbst sieht das freilich anders, auch wenn er die DFB-Nichtberücksichtigung „schon ein bisschen nachvollziehen kann“, meinte Can am Sonntag. „Ihr schreibt euren Teil, ich denke mir meinen. Ich bin jetzt schon länger dabei und kann das gut einschätzen. Es war nicht alles schlecht, aber auch nicht alles gut. Heute war es ganz okay, so kann es weitergehen.“ Jetzt aber ist erstmal Pause.