Dortmund. . Der BVB fährt den nächsten Arbeitssieg ein. Gegen Werder Bremen glänzt Julian Brandt. Felix Nmecha wird von Spiel zu Spiel zu besser.
Die Augen kniff Julian Brandt zusammen, darunter zeigten sich Ringe. „Ich bin müde. Ich bin froh, wenn ich im Bett liege“, sagte der BVB-Matchwinner und erzählte, dass er in der Nacht zuvor vielleicht drei oder vier Stunden geschlafen habe. Erst am Mittwoch war er mit den anderen deutschen Nationalspielern aus den USA zurückgekehrt, zwei Tage später stand er abends auf dem Rasen und spielte trotz des wenigen Schlafs so aufgeweckt, dass er den Unterschied in einer teilweise zähen Begegnung ausmachte. Sein Tor führte zum 1:0 (0:0)-Sieg von Borussia Dortmund über Werder Bremen.
Von acht Bundesligaspielen hat der BVB keines verloren, die vergangenen fünf Ligapartien wurden alle gewonnen. Der Vizemeister bot auch gegen den Außenseiter aus dem Norden wenig Spektakel, er brauchte Geduld, Kampf und einen genialen Brandt. Aber: Die Ergebnismaschine läuft. Und an Julian Brandt lässt sich aufzeigen, was Dortmund unter Trainer Edin Terzic auszeichnet. Die Bereitschaft, notfalls dreckig zu verteidigen. Das Selbstbewusstsein, dass die Chancen schon kommen werden, selbst wenn das Spiel dahinwabert. Die Fähigkeit, im richtigen Moment auf die eigene individuelle Klasse zu vertrauen.
Zaubertor von BVB-Matchwinner Julian Brandt
„Wir wussten, dass wir die Bremer müde machen. Wir haben den einen guten Moment erwischt. Und wenn wir uns weiterentwickeln, dann schießen wir auch mehr Tore“, sagte Brandt. Das einzige Tor war der Höhepunkt dieses Spiels. Dortmunds Kapitän Emre Can deutete ein Zuspiel auf den entgegenkommenden Felix Nmecha an, stattdessen passte er aber in den Bremer Sechzehnmeterraum, in den sich Brandt mit einem Laufweg von der linken Seite in die Mitte geschlichen hatte. Der 27-Jährige nahm den Ball in seinem 300. Bundesligaspiel, nur Eike Immel (27 Jahre, 116 Tage) und Karl-Heinz Körbel (27 Jahre, 119 Tage) haben diese Marke eher erreicht, mit dem rechten Fuß einmal mit und hob ihn dann über Torhüter Michael Zetterer. Wunderbar.
+++Brandt, Nmecha, Can: Beim BVB zeigt einiges nach oben+++
Der Treffer fiel, weil Brandt erneut auf der linken Seite positioniert war, obwohl er sich eigentlich im Zentrum wohlerfühlt, wie er selbst regelmäßig betont. „Ich interpretiere diese Position anders, als es klassische Flügelspieler machen. Ich versuche reinzuziehen“, erklärte der Dortmunder. Dass dies so gut funktioniere, sei „Fluch und Segen“, denn deswegen würde ihn der Trainer gerne außen und nicht in der Mitte spielen lassen. „Aber die Positionsdebatte möchte ich nicht aufmachen.“ Es gehe darum, dass man sich in den Dienst der Mannschaft stelle, erklärte Trainer Terzic. „Wir im Trainerteam machen uns jedes Mal Gedanken, wie wir das Puzzle aus Stärken zusammenfügen können.“ Brandt sei ein sehr wichtiger Spieler in einer sehr guten Phase, sagte Sportdirektor Sebastian Kehl. „Aber es gab noch andere, die mir gefallen haben.“
BVB: Sebastian Kehl lobt Felix Nmecha
Etwa Felix Nmecha, den Kehl lobte. Der Neuzugang scheint mehr und mehr anzukommen in Dortmund. Auch Kapitän Emre Can überzeugte auf der Sechs. Und Giovanni Reyna erinnerte nach seiner Einwechslung daran, über welche bemerkenswerte Technik er verfügt. Die Borussen haben nun einige Tage Zeit, bis es am Mittwoch in der Champions League bei Newcastle United (21 Uhr/DAZN) weiter geht.
BVB verpasst die Entscheidung
Julian Brandt und die anderen deutschen Nationalspieler Mats Hummels, Niklas Süle und Niclas Füllkrug können Schlaf nachholen. Der BVB hatte die vier mit einem Jet aus den USA geholt, damit sie eher von der Reise auf den weit entfernten Kontinent zurückkehren. Eine Aktion, die sich ausgezahlt hat. „Der Sieg war hochverdient“, sagte Terzic. Nur eine kurze Phase in der ersten Halbzeit habe nicht gepasst. „Ich finde, dass die zweite Halbzeit richtig gut war. Dass es so eng geworden ist, lag daran, dass wir die großen Dinge liegengelassen haben.“ Die Mannschaft sei stabiler geworden, „wir haben kaum Ausfälle“, meinte Kehl. Wo führt das hin? „Ich denke, wir sind ganz gut dabei.“