Dortmund. Trainer Edin Terzic ist mit dem BVB schlecht in die Saison gestartet. Vor der Saison gab es ein Treuebekenntnis von Hans-Joachim Watzke.
Die Bilder sind alle bekannt; Edin Terzic, wie er in seinen Zwanzigern mit einem schwarz-gelben Schal auf der Tribüne steht, die Haare länger, die Gesichtszüge etwas weicher. Oder wie er 2021 die Hände vor sein Gesicht hält, gerade wurde das DFB-Pokalfinale abgepfiffen, die BVB-Spieler schreien, Terzic versinkt in sich vor Erleichterung. Oder wie ihm im vergangenen Mai vor der Südtribüne die Tränen über das Gesicht laufen, weil es mit der Meisterschaft wieder nichts werden wollte.
Diese Bilder haben ein großes Bild gefestigt, dass der 40-Jährige, geboren in Menden, zu Borussia Dortmund zu passen scheint wie die Buden zum Ruhrgebiet. Endlich einer, der aus dem Schatten von Jürgen Klopp tritt. Ein Trugschluss?
BVB sprach Edin Terzic das Vertrauen aus
Zumindest ist nach nur drei Bundesligaspielen, die alle nicht verloren wurden, aber äußerst trüb verliefen, bereits überraschend viel Kritik an dem Trainer zu vernehmen, selbst wenn intern noch nicht an seinem Status gerüttelt wird. Hans-Joachim Watzke positioniert sich massiv hinter Terzic, gegenüber der Sport-Bild hat der Geschäftsführer in der Vorbereitung sogar klargestellt: „Wir gehen die nächsten Jahre den Weg mit Edin Terzic. Punkt, aus.“
Ein vorzeitiges Ende würde daher auch Watzke ankratzen, trotzdem können Treubekenntnisse im Fußball schnell verfliegen können, immer dann, wenn der Erfolg ausbleibt. Derzeit gibt es noch einige Argumente, die für Terzic sprechen. Der BVB hat im Jahr 2023 nur ein Bundesligaspiel verloren, das allerdings deutlich. In München gingen die Dortmunder wie fast immer unter, verloren 2:4. Diese Einbrüche, mit denen schon die Vorgänger von Terzic zu kämpfen hatten, sorgen nach wie vor für Verwunderung.
++ Stimmungstief beim BVB: Was Trainer Edin Terzic nun tun muss ++
„Wenn wir damit nicht aufhören, wird es sehr schwer, etwas zu feiern“, hat Terzic nach dem 2:2 gegen Heidenheim gesagt, dem Tiefpunkt der noch jungen Saison. Die Fans pfiffen, der Mendener wirkte an der Seitenlinie hilflos, als er dabei zusah, wie seine Spieler immer unruhiger, immer hektischer wurden und ein Spiel gegen einen Aufsteiger aus der Hand gaben, das sie lange kontrolliert hatten.
Terzic kritisierte anschließend die Mannschaft in einem Tonfall, wie er es schon häufiger gemacht hat. Spitzenmannschaften würden solche Dinge nicht passieren, hat er gesagt. „Uns passieren sie wiederholt.“ Kritik in dieser Form kann wachrütteln, sie kann sich jedoch irgendwann abnutzen, wenn sie häufig geäußert wird. Und man kann natürlich immer einwenden, dass der Kritiker ja selbst derjenige ist, der seine Auswahl dahinbringen sollte, anders aufzutreten.
In Teilen der Öffentlichkeit existiert das Bild, dass der junge Trainer kein taktischer Fachmann sei, dass er zu selten ins Spiel eingreife. Allerdings arbeitet der ehemalige Regionalliga-Spieler so akribisch wie wenige, denkt lange über Trainingsinhalte und Spielausrichtungen nach und verändert während der 90 Minuten die Grundformation, wenn es ihm nötig erscheint, um auf den Gegner einzugehen.
Edin Terzic: Verhältnis zu BVB-Sportchef Sebastian Kehl ist angespannt
Das größte Problem der Dortmunder liegt eher darin, dass sie es seit Jahren nicht schaffen, sich zu einer Ballbesitzmannschaft zu entwickeln – auch unter Terzic nicht. Die Borussia hat ihre Stärken weiterhin vor allem im Umschaltspiel, sie kann eine Partie nicht kontrollieren, indem sie einen Pass nach dem anderen spielt. Als die Heidenheimer umstellten, aggressiv pressten, war kein Schwarz-Gelber im Mittelfeld da, der das Geschehen beruhigte.
Edin Terzic hat Emre Can als Sechser gestärkt, ihn sogar zum Kapitän gemacht, obwohl es dem 29-Jährigen an strategischem Denken mangelt. Lange hatte kein Dortmunder Trainer so eine Macht bei der Personalplanung. Terzic wollte Felix Nmecha. Er hat ihn bekommen. Terzic wollte noch einen großen, robusten Stürmer. Niclas Füllkrug wurde verpflichtet. Terzic wollte Edson Alvarez nicht. Der Mexikaner wechselte in die Premier League. Gerade wegen dieser Personalie ist das Verhältnis zu Sportdirektor Sebastian Kehl angespannt.
BVB-Trainer Edin Terzic lag schon häufiger auf dem Boden
Und nun? Weiter geht es für Dortmund mit einem Auswärtsspiel beim SC Freiburg (16. September, 15.30 Uhr), dann startet die Champions League bei Paris Saint-Germain (19. September, 21 Uhr). Komplizierte Aufgaben, in denen ein Fortschritt zu sehen sein sollte, damit der Gegenwind nicht heftiger bläst. Edin Terzic, der selbst zunehmend gereizter auf Kritik an seiner Person reagiert, lag mit dem BVB schon häufiger auf dem Boden, immer fand er die richtigen Maßnahmen, um wieder nach oben zu klettern.
Noch haben die Verantwortlichen Geduld. Es sollen, so die Hoffnung, weitere Bilder entstehen, die Edin Terzic im Moment des Erfolges zeigen. Und bloß keine, auf denen sein vorzeitiges Ende in Dortmund betrachtet werden kann.