Gelsenkirchen. Anton Donkor trifft mit Schalke auf Ex-Klub Braunschweig. Hier spricht er über einen Karriereknick, Musik, seinen Bruder Aaron und die Atmosphäre in der Arena.
- Anton Donkor ist neu auf Schalke, fiebert dem Zweitliga-Auftakt am Samstagabend entgegen
- Er trifft direkt auf seinen Ex-Klub Braunschweig, mit dem er auch schon in der Schalker Arena zu Gast war
- Im großen WAZ-Interview beantwortet er die Fragen zum Start auf Schalke, die Bedeutung der S04-Fans und Tipps an den Trainer
Schalkes Neuzugang Anton Donkor überlegt kurz, als er erfährt, dass sein Interview nicht nur in der WAZ, sondern auch in der Braunschweiger Zeitung erscheint. Aus seiner Zeit bei Eintracht Braunschweig weiß der Abwehrspieler: Die Tageszeitung liegt stets auf einem Tisch in der Kabine aus. Alle ehemaligen Eintracht-Mitspieler können also lesen, was Donkor über das Duell mit seinem Ex-Klub (Samstag, 20.30 Uhr/Sky) sagt. Trotzdem spricht der 26-jährige Neu-Schalker nicht mit angezogener Handbremse, sondern gibt sich erfrischend locker und humorvoll. Kurzum: Es kann losgehen in der zweiten Liga.
Herr Donkor, wie haben Sie Ihre ersten Wochen auf Schalke bisher erlebt?
Anton Donkor (26): Ich war begeistert vom großen Gelände, von den Trainingsplätzen und der VELTINS-Arena. Das alles kennenzulernen und mitzuerleben, war sicherlich die größte Umstellung. Ich habe mich auf Schalke schnell eingefunden. Wenn man die S04-Fans kennenlernt, dann bekommt das Ganze noch einmal eine andere Wucht.
Die Lautstärke in der Veltins-Arena haben Sie bisher noch als gegnerischer Spieler kennengelernt. Was ist vom letzten Auftritt mit Braunschweig hängengeblieben?
Es sind zwei Momente gewesen. Der eine, als wir ins Stadion eingelaufen sind. Und der andere war, als das Tor für Schalke gefallen ist. Dann spürt jeder diese Lautstärke, die sich unter dem Dach entwickelt. Ich freue mich jetzt, dass ich auf der anderen Seite stehe und die Atmosphäre als Schalke-Spieler erleben kann.
Schalke-Neuzugang Anton Donkor: „Wir brauchen den zwölften Mann in engen Spielen“
Könnten 60.000 erwartungsvolle Fans auch manchmal hinderlich sein, weil der Erwartungsdruck sehr groß ist?
Mich hemmt es nicht, wenn wir zuhause vor 60.000 Fans spielen. Ganz im Gegenteil. Ich bin sicher, dass die Anhänger für uns ganz wichtig werden, wenn wir den zwölften Mann in engen Spielen brauchen.
Ihr Teamkollege Thorben Hoffmann arbeitet mit einem Mentaltrainer zusammen. Was halten Sie davon?
Wir haben auch bei Schalke einen Mentaltrainer, der mit uns arbeitet, wenn es um Fokus und Konzentration geht. Ich bin ein Fan davon und widme mich schon länger mentalem Training und Neurotraining.
Können Sie das näher erläutern?
Man kann dabei auf verschiedene Schmerzpunkte gehen, Stress-Situationen meistern oder die Handlungsschnelligkeit erhöhen. Das Gehirn wird schneller mit den Muskeln verbunden. Solche Details unterscheiden letztlich die ganz großen Spieler von anderen.
Donkor hat sich keine Sorgen über einen Schalke-Abstieg gemacht
Sie waren der erste Profi, den Schalke 04 für die neue Saison unter Vertrag genommen hat. Ist ein gewisses Risiko dabei gewesen, sich früh für Königsblaue zu entscheiden?
(lacht) Ich hatte sehr viel Vertrauen in die Schalker Mannschaft aus der vergangenen Saison und war mir sicher, dass Schalke den Klassenerhalt schafft. Es war für mich wichtig, frühzeitig eine klare Entscheidung zu treffen. Der Fokus lag dann ohnehin erst einmal auf dem Klassenerhalt mit Braunschweig.
Was haben Sie nach der Schalke-Vorbereitung für ein Gefühl?
Ich habe ein gutes Gefühl. Wir haben eine sehr gute Vorbereitung gespielt und wollen in den Begegnungen viel Ballbesitz haben. Wir haben uns als Mannschaft spielerisch entwickelt.
Worauf freuen Sie sich meisten?
Auf das allererste Saisonspiel.
Finden Sie es komisch, direkt gegen Ihren Ex-Klub Braunschweig anzutreten?
Als mir gesagt wurde, dass wir den Saisonauftakt gegen Braunschweig haben, war ich gar nicht so überrascht. Ich hatte so ein Bauchgefühl. Ich habe noch meine Jungs in Braunschweig und freue mich, sie wiederzusehen. Unmittelbar vor dem Spiel herrscht aber Funkstille. Am Samstag geht es für uns darum, möglichst die ersten Punkte einzufahren.
Anton Donkor warnt vor Gegner Braunschweig
Hat Trainer Karel Geraerts bei Thorben Hoffmann und Ihnen schon nach Tipps gefragt, wie man Braunschweig knacken kann?
Wir können sicherlich ein bisschen Unterstützung geben, weil wir in der vergangenen Saison bei der Eintracht gespielt haben. Aber Braunschweig hat sich auch weiterentwickelt. Wir sollten da mit Ratschlägen vorsichtig sein.
War es für Sie eine Erleichterung, nicht alleine, sondern zusammen mit Thorben Hoffmann in die neue Saison auf Schalke zu starten?
Ich habe mich gefreut, dass Thorben mit mir zu Schalke gewechselt ist. Als alles unter Dach und Fach war, hat er mich angerufen und gesagt: Wir werden wieder Teamkollegen. Wir machen viel zusammen, wohnen nicht weit auseinander. In Braunschweig haben wir uns auch gut verstanden. Allerdings hat Thorben auch ein paar andere Interessen. Zum Beispiel Golf. Da bin ich raus. (grinst)
Wie ist das beim Musikgeschmack?
Thorben hängt sich bei der Musik bei mir mit rein. Damit sind wir fein.
Donkor will Schalkes Kabinen-DJ werden
Was darf auf Ihrer Playlist nicht fehlen?
Englischer Hip-Hop – wie Gunna. Dazu Afro Beats. Das sind die Go-Tos. Ich höre diese Songs auch vor den Spielen. Dann bin ich bereit. Grundsätzlich schnuppere ich in verschiedene Genres rein. Ob es für den Kabinen-DJ reicht, müssen wir abwarten. Ich habe mich auf jeden Fall für den Job beworben (lacht).
Sehen Sie hartnäckige DJ-Mitbewerber auf Schalke?
Bis jetzt sehe ich keine Konkurrenz. Wenn ich es trotzdem nicht werden sollte, dann wünsche ich demjenigen, der den Job macht, viel Glück. Letztlich macht es die Mischung. Jeder hat so seine Favoriten, die er gerne hört. Ich habe auch schon darüber nachgedacht, eine gemeinsame Playlist zu erstellen. Da könnte dann jeder seine Favoriten-Songs reinpacken.
Kürzlich haben Sie bei einer Challenge, die auf Schalke-TV ausgestrahlt wurde, bei einer Style-Frage gegen Thorben Hoffmann gewonnen. Wie wichtig ist Ihnen Mode?
Ich schaue gerne nach neuen Sachen und Styles. Ein Freund von mir hat eine eigene Modemarke. Vielleicht wäre das später auch mal etwas für mich. Ich bin jetzt aber nicht der Typ mit dem wildesten Style.
Als Profi-Fußballer genießen Sie viele Privilegien. Sie können sich Dinge leisten, Fans jubeln Ihnen zu. Wissen Sie das zu schätzen?
Ja, absolut. Ich bin täglich dankbar, dass ich meinen Traum als Profi leben darf. Und ich weiß, dass es viele Spieler gibt, die täglich hart dafür kämpfen, es auch mal in den Profibereich zu schaffen. Sie spielen aber meist noch in unteren Ligen und jagen ihrem Traum nach. Es gehört sehr viel Arbeit dazu, hochzukommen. Und man muss bedenken: Es gibt nicht nur immer gute Seiten, sondern auch harte Zeiten, in denen es nicht nach Wunsch läuft. Dann muss ein Spieler das runterschlucken, weitermachen und versuchen, sich zu verbessern.
Haben Sie sich selbst einmal in so einer Negativphase befunden, in der sie vielleicht sogar gegrübelt haben, ob das alles noch Sinn macht?
Ja, es gab so eine Zeit. Als ich von Hansa Rostock zu Carl Zeiss Jena gewechselt bin, lief es nicht so wie noch in der U19. Da habe ich in Wolfsburg viele Tore geschossen. Mit Jena bin ich leider abgestiegen. Ich habe mich dann mit meinem Bruder Aaron zusammengesetzt und mit ihm überlegt: Ist es für mich überhaupt noch das Richtige, vorne zu spielen? Er meinte zu mir: Versuche es doch mal als Verteidiger. Bei Waldhof Mannheim habe ich dann linker Verteidiger gespielt. Und das hat gut funktioniert. Seitdem ging es für mich fast nur bergauf. Die Phase, in der überhaupt nichts mehr lief, war mein Wendepunkt.
Schalkes Anton Donkor: „Mein Bruder ist der größere Sportler“
Sie haben gerade Ihren Bruder, der bei Rhein Fire Düsseldorf Football spielt, angesprochen. Wer von Ihnen ist der größere Sportler?
Aaron. Er war immer mein Vorbild. Er hat durch harte Arbeit und den Glauben alles erreicht. Er hat nie aufgegeben. Auch nicht, als es zwischenzeitlich in der NFL nicht nach Wunsch für ihn lief. Manchmal übertreibt er es allerdings in Sachen Ernährung und dem Krafttraining (schmunzelt). Da gönne ich mir gelegentlich schon mal etwas.
War es für Sie ein Kulturschock, von Niedersachsen in den Ruhrpott nach Gelsenkirchen zu wechseln?
Gelsenkirchen war vorher nicht unbedingt als Ziel auf meiner Liste. Ich habe von der Stadt noch nicht allzu viel gesehen, kann aber jetzt schon sagen: Die Bezeichnung „Shithole”, die durch englische Medien und Fans während der EM aufkam, kann ich so nicht unterschreiben.
In der Vorbereitung gab es die eine oder andere System-Diskussion. Wo fühlen Sie sich wohler: In einer Fünferkette oder in einer Viererkette?
Wir haben zwei Systeme ausprobiert. Es ist wichtig, dass wir eine Ausweichmöglichkeit zur Verfügung haben. Ich mag die Fünferkette, kann auch in der Viererkette spielen. Wenn ich in der Vierer-Formation nicht zur Startelf zählen sollte, wir das Spiel aber gewinnen, dann unterschreibe ich das so.
Schalke startet zu Hause: „Das Debüt löst bestimmt einen Gefühlsschock aus“
Wie groß ist das Kribbeln vor dem Anpfiff des Auftaktspiels?
Ich kann das alles noch gar nicht richtig greifen. Wenn ich ins volle Stadion komme, löst das bestimmt einen kleinen Gefühlsschock aus. Ich bin gespannt auf die VELTINS-Arena und bin sicher: Das kann richtig geil werden.
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