Gelsenkirchen. 0:1 in Hannover, das erste Spiel von Kees van Wonderen als Schalke-Trainer ging in die Hose. Der letzte Sieg eines Debütanten liegt lange zurück.

Etwas zynisch betrachtet könnte man sagen: Kein Wunder, dass Schalke 04 am vergangenen Samstag beim Debüt von Kees van Wonderen als Trainer des Fußball-Zweitligisten nicht gewonnen hat. Es hat schon lange kein als langfristige Lösung verpflichteter Trainer bei Schalke in seinem ersten Spiel auch einen Sieg eingefahren. Ein Blick in die Geschichte.

+++ Bilderstrecke: Die Trainer des FC Schalke 04 +++

Karel Geraerts, 2. Bundesliga, 22. Oktober 2023: Karlsruher SC – Schalke 04 3:0

Der Vorgänger von Kees van Wonderen beim FC Schalke 04: Karel Geraerts bei einem Heimspiel.
Der Vorgänger von Kees van Wonderen beim FC Schalke 04: Karel Geraerts bei einem Heimspiel. © dpa | Bernd Thissen

Nachdem Matthias Kreutzer übergangsweise Schalke nach der Trennung von Thomas Reis gecoacht hatte, stieg Karel Geraerts mit dem Auswärtsspiel gegen den Karlsruher SC ein. Der Belgier, in der Vorsaison mit Union St. Gilloise erfolgreich in der Europa League, erlebte bei seinem Debüt effiziente Badener, von denen Lars Stindl (22.) und Igor Matanovic (37.) die Tore gegen die harmlosen Königsblauen erzielten. Hinzu kam noch ein Eigentor durch Henning Matriciani (75.). Schalke steckte lange im Abstiegskampf, rettete sich schließlich – Karel Geraerts musste aber knapp ein Jahr später am 21. September 2024 nach nur vier Punkten aus den ersten sechs Spielen wieder gehen, auf ihn folgte schließlich Kees van Wonderen.

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Thomas Reis, 1. Bundesliga, 30. Oktober 2022: Schalke 04 – SC Freiburg 0:2

Kurz zuvor beim Nachbarn VfL Bochum von seinen Aufgaben entbunden, heuerte Thomas Reis kurz danach ein paar Kilometer entfernt in Gelsenkirchen an. Der Auftakt ging in die Hose, Vincenzo Grifo (45.+1 und 61./Elfmeter) verdarben Reis die erste Prüfung an neuer Wirkstätte. Sechs Punkte nach zwölf Spielen waren ein furchtbarer Start, doch der neue Trainer schaffte es, die angeschlagenen Königsblauen zu stabilisieren. Schalke wurde in der Rückrundentabelle gar Achter – das reichte aber nicht mehr für den Klassenerhalt, mit 31 Punkten und als Vorletzter ging es in die 2. Liga, wo Reis dann nach sieben Zählern nach Spieltagen freigestellt wurde.

Für Thomas Reis lief die Zeit beim FC Schalke 04 im September vergangenen Jahres ab.
Für Thomas Reis lief die Zeit beim FC Schalke 04 im September vergangenen Jahres ab. © Jürgen Fromme/firo Sportphoto | Jürgen Fromme

Frank Kramer, 1. Bundesliga, 7. August 2022: 1. FC Köln – Schalke 04 3:1

Ganze 104 Tage seines Zweijahresvertrages war Frank Kramer bei Schalke 04 im Amt. Der Nachfolger von Interimstrainer Mike Büskens legt mit einem 1:3 beim 1. FC Köln los, nach der Pause verkürzte Marius Bülter (76.) den Rückstand durch Luca Kilian (49.) und Florian Kainz (62.). Dejan Ljubicic (80.) traf zum Endstand. Seine bittere Bilanz nach zehn Bundesliga-Spieltage: ein Sieg, drei Unentschieden, Platz 17. Die 1:5-Pokalklatsche bei der TSG Hoffenheim besiegelte sein Aus bei den Königsblauen. Ironie der Geschichte: Der Verein, der ihn auf Schalke den Posten kostete, ist heute sein Arbeitgeber: Kramer verantwortet als Direktor den Nachwuchs der Kraichgauer.

Dimitrios Grammozis, 1. Bundesliga, 5. März 2021: Schalke 04 – FSV Mainz 05 0:0

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Immerhin mal ein Punkt zum Auftakt für einen neuen hauptverantwortlichen Schalke-Trainer: Drei Tage nach seiner Vertragsunterschrift in Gelsenkirchen starteten Dimitrios Grammozis und die Königsblauen vom letzten Tabellenplatz aus und torlos gegen Mainz 05 in das Unternehmen Klassenerhalt. Den vierten Abstieg der Schalker konnten der ehemalige Bochum- und Darmstadt-Coach nicht verhindern: Ganze 17 Punkte betrug der Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz. Nach 25 Spieltagen der darauf folgenden Zweitligasaison trauten die Schalke-Verantwortlichen Grammozis nicht mehr die Rückkehr in die Bundesliga zu und stellten ihn frei. Eine richtige Entscheidung, denn Mike Büskens führte das Team tatsächlich zurück ins Oberhaus.

Christian Gross, 1. Bundesliga, 2. Januar 2021: Hertha BSC – Schalke 04 3:0

Christian Gross und der FC Schalke 04 - ein einziges Missverständnis.
Christian Gross und der FC Schalke 04 - ein einziges Missverständnis. © AFP | Ina Fassbender

Gerade mal zwei Monate, genauer: 63 Tage, hielt es Schalke 04 mit Christian Gross aus. Die Zusammenarbeit mit dem damals 66 Jahre alten Schweizer erwies sich in der Historie der Schalke-Trainer als großes Missverständnis, er soll unter anderem die Namen mehrerer Führungsspieler verwechselt haben. Schalke war zuvor saisonübergreifend 29 Partien ohne einen einzigen Sieg, doch auch mit dem vierten (!) Trainer der Saison (zuvor: David Wagner, Manuel Baum und interimsmäßig Huub Stevens) wurde es nicht besser. Nach dem Debüt mit dem 0:3 bei Hertha BSC (Tore durch Matteo Guendouzi/36., Jhon Cordoba/52. und Krzystof Piatek/80.) entging Schalke durch das 4:0 über die TSG Hoffenheim zwar der Schande, mit Tasmania Berlin als dem Bundesligisten mit der längsten Sieglos-Strähne gleichzuziehen. Am Ende aber blieb S04 abgeschlagen auf dem letzten Platz.

Manuel Baum, 1. Bundesliga, 3. Oktober 2020: RB Leipzig – Schalke 04 4:0

Viel länger als sein Nachfolger Christian Gross war Manuel Baum auch nicht im Dienst: 78 Tage leitete er die Geschicke der Königsblauen, nachdem er zuvor die U-20-Nationalmannschaft des Deutschen Fußball-Bundes trainiert hatte. Etwas kurios: Schalke hatte sich zuvor bereits nach nur zwei Spieltagen – mit null Punkten und 1:11 Toren – von David Wagner getrennt. Baums Schalker wurden sogleich von RB Leipzig überrollt, nach einem Eigentor durch Can Bozdogan (31.) sorgten Angelino (35.), Willi Orban (45.+2) und Marcel Halstenberg (80./Elfmeter) für das 4:0 der Sachsen. Bereits am 18. Dezember war Baums Zeit auf Schalke schon wieder abgelaufen: Er hatte aus zehn Spielen nur vier Unentschieden geholt, seinen einzigen Pflichtspielsieg feierte er im November in der ersten Runde des DFB-Pokals gegen den Viertligisten Schweinfurt 05. Heute arbeitet Manuel baum als Sportlicher Leiter des Nachwuchsleistungszentrums von RB Leipzig.

David Wagner, 1. Bundesliga, 27. Juni 2020: Borussia Mönchengladbach – Schalke 04 0:0

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Nach dessen erfolgreicher Arbeit bei Huddersfield Town wähnte sich Schalke mit der Wahl von David Wagner als Trainer auf dem richtigen Wege. Tatsächlich war mit 15 Monaten im Amt auch der am längsten beschäftigte Schalke-Coach seit Domenico Tedesco. Das 0:0 bei der Borussia aus Mönchengladbach war der Auftakt für eine starke Hinrunde, als Fünfter (30 Zähler) war Schalke punktgleich mit dem BVB, nur drei Punkte hinter dem Meister FC Bayern und sieben Punkte hinter dem Herbstmeister RB Leipzig. Es folgten für David Wagner saisonübergreifend 18 Spiele ohne einen Sieg, ein 0:8 beim FC Bayern und der Absturz auf Platz 12 in der Endtabelle. Nach zwei Spieltagen der Folgesaison wurde David Wagner freigestellt.

Domenico Tedesco, 1. Bundesliga, 19. August 2017: Schalke 04 – RB Leipzig 2:0

Domenico Tedesco inmitten seiner Schalke-Spieler nach dem furiosen 4:4 im Revierderby beim BVB.
Domenico Tedesco inmitten seiner Schalke-Spieler nach dem furiosen 4:4 im Revierderby beim BVB. © firo Sportphoto | firo Sportphoto/ Jürgen Fromme

Mit dem südländischen Temperament eines Italieners kam Domenico Tedesco vor sieben Jahren aus der Bergbauregion Erzgebirge in die ehemalige Bergbauregion Ruhrgebiet. Und er legte gleich hervorragend los: Der 2:0-Auftaktsieg über RB Leipzig nach Toren von Nabil Bentaleb (44./Elfmeter) und Yevhen Konoplyanka (73.) läutete eine erfolgreiche Spielzeit ein, wie sie die Schalker Fans danach nicht mehr sahen. Im Pokal im Halbfinale, in der Liga Vizemeister – wenn auch mit 21 Punkten Rückstand auf den FC Bayern, aber immer noch Champions League. Dazu das irre Revierderby beim BVB Mit dem 4:4 nach 0:4-Pausenrückstand. Die Folge: Der ursprünglich auf zwei Jahre angelegte Vertrag wurde bis 2022 verlängert. Nur: Danach ging es flott bergab. Mitte März 2019 stellte die Vereinsführung Tedesco wieder frei nach Platz 14 in der Bundesliga und dem 0:7 in der Champions League gegen Manchester City. Jahrhunderttrainer Huub Stevens und Mike Büskens schafften mit Schalke Platz 14 und den Klassenerhalt.

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