Stuttgart. Waldemar Anton musste auf dem Platz mit den Pfiffen der Stuttgarter Fans umgehen. Und er erlebte im BVB-Trikot sein erstes Debekal. Das sagt er.
Es war ein schmerzhafter Abend. Für den BVB. Für Waldemar Anton. 1:5 hat Borussia Dortmund beim VfB Stuttgart verloren. Und Anton? Der wurde ausgepfiffen und beleidigt.
Schon früh ging es los. Waldemar Anton hatte einen Ball in der rechten Hand, so stand er im Spielertunnel, wartete auf seine Mitspieler, marschierte mit ihnen auf den Rasen des Stuttgarter Stadions, um sich aufzuwärmen. Und wenn irgendjemand noch geglaubt hatte, dass dieser Sonntagabend für den Verteidiger vielleicht doch etwas ruhiger verlaufen könnte als erwartet, der hörte sogleich die Rufe der Stuttgart-Fans. „Anton, du bist ein H...sohn“, schrien sie. Damit war die Duftmarke gesetzt.
BVB-Verteidiger Waldemar Anton: „Es ist okay, das Spiel ist vorbei“
„Egal welche Spieler, egal welcher Präsident, die einzige Konstante sind wir Fans“, stand auf einem Banner an der Cannstatter Kurve, dort, wo die lautestesten Anhänger und Anhängerinnen in Stuttgart stehen. Auch das eine Botschaft an Waldemar Anton, der bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen wurde. Und es gab noch ein weiteres Plakat mit der Aufschrift: „Anton, geredet wie ein Löwe, gehandelt wie eine ehrenlose Hure“. Auf einem anderen stand als Ergänzung: „Deshalb passt du auch ganz gut nach Do“.
Nebenbei bemerkt, zeugten alle Plakate von einem zweifelhaften Frauenbild der Fans.
„Es war zu erwarten. Es ist okay, das Spiel ist vorbei. Die Fans haben das bekommen, was sie wollten“, sagte Waldemar Anton nach dem Spiel. Interessant: Serhou Guirassy, der das einzige Dortmunder Tor erzielte, wurde nicht ausgepfiffen, einfach weil er nie den Stellenwert von Anton hatte.
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— Borussia Dortmund (@BVB) September 22, 2024
Die Vorgeschichte lässt sich schnell zusammenfassen. In diesem Sommer ist Waldemar Anton vom VfB Stuttgart zu Borussia Dortmund gewechselt. Dies machte eine Ausstiegsklausel von knapp 20 Millionen Euro möglich. Für Serhou Guirassy musste der BVB knapp 18 Millionen Euro zahlen. Die Stuttgarter verloren zwei Leistungsträger. Die Folge: Ärger und Enttäuschung.
Waldemar Anton: In Stuttgart lange eine Identifikationsfigur - jetzt beim BVB
Vor allem Anton war eine Identifikationsfigur bei dem wiedererstarkten Klub aus Baden-Württemberg. Vier Jahre stand er dort unter Vertrag, ging mit dem Verein auch durch schlechte Zeiten. Als er seinen VfB-Vertrag Anfang des Jahres bis 2027 verlängert hatte, sagte der Verteidiger: „Es stimmt für mich hier einfach sehr vieles, ich fühle mich wohl und bin deshalb sehr glücklich über die Vertragsverlängerung. Ich freue mich auf die weiteren Jahre im Trikot mit dem Brustring.“ Nur: In dem Vertrag versteckte sich eben auch die Ausstiegsklausel, die der BVB nutzte.
Deswegen hatte Waldemar Anton auch schon im Vorfeld gesagt, dass er Pfiffe in Stuttgart erwarte. „Ich bin da realistisch und habe selbstverständlich die ganze Wut und Enttäuschung vieler Fans mitbekommen“, erklärte der BVB-Profi. Was er aber nicht erwartet hatte, war, dass er mit seinem neuen Klub so übel ausrutschen würde.