Brügge. Marcel Sabitzer möchte beim BVB auf der Sechs spielen. Trainer Sahin kann ihn verstehen. Doch Entscheidungen im Mittelfeld sind ein Politikum.
- BVB: Marcel Sabitzer hat seine Rolle unter Nuri Sahin kritisiert
- Nuri Sahin kann Sabitzer sogar verstehen
- Eine Lösung in diesem BVB-Konflikt ist kompliziert
Dass im Leben das Glück und die Enttäuschung manchmal nah beieinanderliegen, ließ sich in einem der engen Gänge des Brügger Jan-Breydel-Stadions beobachten, nachdem der BVB 3:0 gewonnen hatte.
Da stand einmal Jamie Gittens, der Mann also, der den entscheidenden Glanzpunkt gesetzt hatte. In seiner linken Hand hielt der Engländer den silbernen Pokal für den Spieler des Spiels. Der Donnerstag war schon fast angebrochen, mehrere Mikrofone knubbelten sich vor seiner Nase, die meisten Medienschaffenden duckten sich angesichts der Deckenhöhe. Diese Auszeichnung sei ein Traum, den Pokal stelle er vermutlich neben seine Playstation, berichtete der Ballkünstler, gerade mal 20 Jahre jung (da spielt man noch viel Playstation), der durch seine zwei Tore maßgeblichen Anteil an Borussia Dortmunds 3:0-Erfolg im ersten Champions-League-Auftritt beim FC Brügge hatte. Gittens wurde eingewechselt, schlängelte zweimal von links in die Mitte und traf dann jeweils die rechte Ecke. Ein Doppelpack, der die schwarz-gelben Schwierigkeiten in der Defensive überlagerte.
Und da war Marcel Sabitzer, der etwas später als Gittens vor die Mikrofone trat und eine deutliche Botschaft loswerden wollte, die vor dem brisanten Auswärtsspiel am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) beim VfB Stuttgart der Inhalt der meisten Gespräche im Umfeld des Ruhrgebietsklubs sein dürfte.
BVB-Profi Marcel Sabitzer stellt klar: „Die Sechs ist besser“
In Brügge musste Sabitzer erneut als Rechtsaußen auflaufen, wieder fremdelte er mit dieser Rolle. Nun sagte der 30-Jährige, dass dies eben auch nicht seine Idealposition sei. „Die Sechs ist besser. Aber man spielt da, wo der Trainer einen aufstellt.“ Auf die Nachfrage, ob er deswegen das Gespräch mit Nuri Sahin suchen werde, folgte die knappe Antwort: „Wir sind immer wieder im Austausch, aber nicht so im Detail. Er ist der Trainer, er entscheidet, das gilt es zu respektieren.“ Dann schob sich Sabitzer weiter durch den engen Gang in Richtung Mannschaftsbus.
Oft spricht Sabitzer nicht mit den Medien, diesmal schien es ihm ein Anliegen zu sein, seinen Frust kenntlich zu machen. In der vergangenen Rückrunde gehörte der Österreicher zu den Antreibern im Mittelfeld, jetzt fehlt ihm die Bindung zum Spiel. Dies scheint an dem Führungsspieler zu nagen. Nur was ist die Lösung?
Groß, Nmecha, Can, Sabitzer: Es geht eng zu im BVB-Mittelfeld
Im Mittelfeld hat Nuri Sahin auf der einen Seite die luxuriöse Situation, dass vier Spieler auf die Doppelsechs drängen. Auf der anderen Seite haben drei dieser vier Dortmunder, nämlich Pascal Groß, Kapitän Emre Can und eben Sabitzer, eine Stellung im Kader, dass es immer ein Politikum darstellt, wenn einer dieser Profis auf der Bank sitzt. Nur der Platz von Groß ist zementiert. In Brügge lief Can neben ihm auf und machte seine Sache ordentlich. Sabitzer rückte auf Rechtsaußen. Felix Nmecha, der auf der Sechs mit seiner Beweglichkeit ein Spiel beschleunigen kann, sah von draußen aus zu. Sollte seine Form weiter steigen, dann dürfte auch er bald vehementere Ansprüche stellen.
„Wir alle haben verschiedene Qualitäten, es ist ganz egal, wer spielt“, sagte Pascal Groß in einer entspannten Art und Weise, in der man nur über einen Konkurrenzkampf sprechen kann, wenn man als einziger gesetzt ist. Sabitzer hingegen frustriert die Situation. „Ich weiß, dass er lieber auf der Sechs spielt. Ich weiß auch, dass er da besser spielt“, entgegnete Nuri Sahin. „Aber ich wollte ihn heute da haben. Sabi steht außer Diskussion bei mir. Er kann Zehner spielen, er kann links, rechts spielen. Seine ideale Position ist aber auf der Doppelsechs.“ Und, das stellte Sahin klar, Sabitzer werde auch wieder Spiele in dieser Rolle machen.
Nur wann, das ließ der Trainer offen und klang dabei nicht so, als würde sein unzufriedener Fußballer bereits in Stuttgart wieder auf die Lieblingsposition springen. Bei dem Bundesligakonkurrenten erwartet die Borussia eine aufgeheizte Atmosphäre, weil Waldemar Anton und Serhou Guirassy an ihren ehemaligen Arbeitsplatz zurückkehren. Gut möglich, dass dann der robuste Can im Zentrum gebraucht wird.
Sebastian Kehl sagt: Konkurrenz gehört beim BVB dazu
„Jeder Spieler weiß, dass man beim BVB eine große Konkurrenzsituation hat“, sagte Sportdirektor Sebastian Kehl. „Marcel Sabitzer stellt sich in den Dienst der Mannschaft.“ Und überhaupt wisse er gar nicht, meinte Kehl, warum nach dem Negativen gesucht werde. „Wir haben gewonnen. Ich habe lieber einen unzufriedenen Spieler bei einem 3:0-Sieg, anstatt dieses Spiel hier zu verlieren.“
Glück und Enttäuschung liegen halt manchmal nah beieinander.
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