Brügge. Beim BVB wird über Emre Can diskutiert. Der Kapitän hat nie alle Zweifel beseitigt, kann aber auch anders Größe zeigen. Ein Kommentar
Seit über vier Jahren steht Emre Can schon bei Borussia Dortmund unter Vertrag, seit über einer Saison trägt er die Kapitänsbinde, und doch haben wohl die meisten BVB-Fans ein zwiespältiges Verhältnis zu dem 30-jährigen Anführer. Alle Zweifel hat er nie beseitigt.
Nun wird wieder über ihn diskutiert. Obwohl Can sich nach seinem Tor gegen Heidenheim durch seinen provokanten Torjubel, als er sich die Hand vor den Mund hielt, ja genau darüber beschwert hatte. Dass er nämlich häufig in die Kritik gerät.
Ähnlich erging es übrigens auch seinem Vorgänger Marco Reus, der lange als Sinnbild für die wankelmütigen Auftritte seiner Mannschaft galt. Jetzt steht Can in vorderster Reihe, Misserfolge werden da schnell mit ihm verbunden.
BVB: Emre Can hat seine Stärken bereits nachgewiesen
Nicht alle Beschwerden über den Mann im Mittelfeldzentrum sind fair. Dass Can mit seiner Wucht und seinem Tempo eine Elf bereichern kann, das hat er bereits in Dortmund nachgewiesen, dies hat er auch bei der Heim-EM gezeigt. Trotzdem gehören seine taktischen Schwächen genauso zur Wahrheit. Das schwarz-gelbe Mittelfeld kommt beweglicher daher, wenn es aus Pascal Groß und Felix Nmecha besteht.
Es gehört zu den Herausforderungen von Trainer Nuri Sahin, dieses Spannungsverhältnis in den kommenden Monaten zu moderieren. Für seinen mutigen Fußball, bei dem die Spieler bereit sein sollen, selbst in Drucksituationen eine spielerische Lösung zu suchen, braucht er technisch herausragende Profis. Es dürfte daher, sollten keine Verletzungen die Kadersituation umwerfen, noch häufiger vorkommen, dass Can auf der Bank sitzt.
Sahin selbst hat sich als Spieler bei Real Madrid und dem FC Liverpool nicht durchgesetzt. Er weiß, wie es sich anfühlt, nicht berücksichtigt zu werden. Dieses Wissen muss er im Umgang mit seinen Härtefällen nutzen.
Emre Can kann als BVB-Kapitän auch anders Größe zeigen
Und Can? Bislang ist er als Führungsspieler souverän mit Zurückweisungen umgegangen. Größe kann sich auch darin zeigen, dass man bereit ist, für die eigene Mannschaft einen Schritt zurückzutreten. Man darf aber gespannt sein, ob der stolze Nationalspieler es auch akzeptieren würde, wenn sein Stammplatz dauerhaft wackelt.