Osaka. So schnell kann es gehen: Das Asien-Abenteuer des BVB ist beendet. Eine intensive Zeit, die Erkenntnisse geliefert hat - etwa in Sachen Kapitän.
Es sind einige Bilder, die Borussia Dortmund mitnimmt aus den sechs Tagen in Asien: die verstopften Straßen von Bangkok, der Reichtum, die Armut, das geordnete Osaka mit seinen geraden Wegen, den hohen Häusern. In Japan habe er „sich verliebt“, berichtete Nuri Sahin, für den diese Reise die erste war in seiner neuen Rolle als BVB-Trainer. Zwei Testspiele verfolgte der 35-Jährige an der Seitenlinie, sah in Thailand eine 0:4-Niederlage, in Japan einen 3:2-Sieg.
„Ich habe meine Mannschaft kennengelernt, wir haben viele Gespräche geführt“, sagte Sahin. Nun wird die Vorbereitung eine andere Ebene erreichen, die Intensität wird zu nehmen. „Der Konkurrenzkampf wird angefacht, das brauchen wir“, erklärte Sportdirektor Sebastian Kehl. Bis zum kommenden Montag bekommen alle Spieler frei, am Dienstag geht es weiter, am Mittwoch stoßen die Nationalspieler dazu, am Donnerstag beginnt das Trainingslager in Bad Ragaz.
Dort, zwischen den hohen Bergen der Schweiz, steht die sportliche Entwicklung im Vordergrund. In Asien ging es hingegen um eine Mischung aus Werbung und Training, und trotzdem lassen sich fünf Lehren aus den kräftezehrenden Tagen ziehen.
Der Zeitpunkt der BVB-Reise stimmt - mit einer Einschränkung
Erstens stimmte der Zeitpunkt für dieses Abenteuer. Im vergangenen Sommer versuchten die Dortmunder, in den USA Werbetour und Trainingslager zu verbinden, was niemanden zufriedenstellte, der damalige Trainer Edin Terzic grummelte. Diesmal steht der wichtigste Teil der Vorbereitung erst noch bevor, von daher konnte es Nuri Sahin verschmerzen, dass der Jetlag und die vielen Flugstunden die Trainingseinheiten erschwerten. Das Problem: 10.000 Kilometer von der Heimat entfernt fehlten einige Aushängeschilder des Klubs, die EM-Teilnehmer sind noch im Urlaub. Der BVB konnte daher froh sein, dass es Julian Brandt und Karim Adeyemi nicht in den deutschen EM-Kader geschafft hatten, so waren zumindest sie als anziehende Gesichter dabei.
Julian Brandt und seine neue Macht beim BVB
Zweitens deutet sich an, dass Kapitän Emre Can die Binde verlieren wird. Zweimal trug Julian Brandt das symbolträchtige Stück Stoff am Oberarm. Dies habe nichts mit der Kapitänsfrage zu tun, betonte Sahin mehrfach. „Die anderen sind halt nicht da.“ Doch darauf festnageln, dass Can im Amt bleibt, wollte sich der Trainer auch nicht lassen. Sahin bestimmt selbst, wer der wichtigste Wortführer in seiner Mannschaft sein wird. In Bad Ragaz soll es eine Entscheidung geben.
Ramy Bensebaini ist der BVB-Mann für die linke Seite
Drittens wird Ramy Bensebaini von den Verantwortlichen demonstrativ gestärkt. „Er wird für mich zu kritisch gesehen“, sagte Sport-Geschäftsführer Lars Ricken. Bensebaini erhält nach einem verkorksten ersten Jahr eine neue Chance als Linksverteidiger, Konkurrenz soll ihm der junge Tom Rothe, 19, machen. Ein Risiko, denn zur europäischen Spitze gehört keiner von beiden.
Youssoufa Moukoko enttäuscht - wie geht es weiter?
Viertens schafft es Youssoufa Moukoko nicht, auf sich aufmerksam zu machen. Eigentlich wäre für Moukoko in Asien der richtige Zeitpunkt gewesen, während Neuzugang Serhou Guirassy verletzt fehlte und sich Niclas Füllkrug im Urlaub erholte, um zu zeigen, dass mit ihm gerechnet werden muss. Doch der Angreifer erzeugte kaum Gefahr, fiel im Training nicht auf, tat sich in den Testspielen schwer. In Sebastien Haller hat der BVB noch einen weiteren Stürmer, mindestens einer soll abgegeben werden. Vermutlich wird sich Haller einen neuen Klub suchen, Füllkrug soll hingegen bleiben. Das Sturmduo Guirassy/Füllkrug wäre eines, mit dem sich hohe Ziele angreifen ließen.
Jamie Bynoe-Gittens und die Hoffnung auf den nächsten BVB-Schritt
Fünftes wächst die Hoffnung, dass die beiden jungen Dribbelkünstler, Jamie Bynoe-Gittens und Julien Duranville, den nächsten Schritt machen. Duranville, 18, befindet sich nach vielen Verletzung auf dem Weg, „robuster, reifer, erwachsener“ zu werden, betonte Sahin.
Bynoe-Gittens, 19, traf im zweiten Testspiel. „Für ihn ist der nächste Schritt, zu erkennen, wann er ins Dribbling geht und wann nicht. Denn wenn er in den richtigen Räumen ins Dribbling geht, gibt es wenige, die schneller und besser sind“, meinte Sahin. Der Gelobte sprach in Osaka erstmals in der Öffentlichkeit auf Deutsch. Er wolle einen Stammplatz, sagte der Engländer. „Aber ich muss mehr Tore machen, mehr Vorlagen geben.“ Die Woche in Asien mit den vielen, vielen Bildern sei hart gewesen, so Bynoe-Gittens. „Es ist so heiß. Ich muss gleich im Flug schlafen, und morgen, wenn ich zu Hause bin, noch mehr schlafen.“ Gute Nacht.
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