Paris. Griechenland hält Dennis Schröder und Co. im Viertelfinale nicht auf. Trainer Gordon Herbert stellt klar: „Wir wollen alles.“
Was ist eigentlich typisch deutsch? Autobahnen und Gartenzwerge, Regulierungswahn und Döner mit alles. Vor allem aber: Im Basketball ziemlich, ziemlich gut zu sein. Die 3x3-Golden-Girls sind Olympiasieger, die Damen-Nationalmannschaft steht im Viertelfinale von Paris, trifft an diesem Mittwoch (18 Uhr) auf Frankreich, und wir sprachen noch gar nicht vom Weltmeister.
Viertelfinale gegen Griechenland in der Bercy Arena. Dieser Spielbeginn, grottig, die fliegen raus. Dieser Schlussspurt, grandios, Gold muss ja wohl das Mindeste sein. Typisch deutsch. Genau wie: Turniermannschaft. 76:63 (11:21, 25:15, 23:16, 17:11) gewonnen, vierter Sieg im vierten Spiel. Hallo Halbfinale.
Olympia: Deutsche Basketballer nach Sieg gegen Griechenland im Halbfinale
Typisch deutsch berlinerisch: Moritz Wagner. „Jetzt lasst uns mal die Welle der Euphorie ganz vernünftig reiten und nicht gleich überziehen“, sagt der 27-Jährige gewohnt frei Schnauze. Eigentlich etwas typisch Deutsches, auf die Bremse zu treten. Dabei tun Wagner und seine Teamkollegen genau das nicht. Sie sind nach der perfekten Vorrunde in Lille in die französische Hauptstadt gereist, um die USA anzugreifen.
„Das ist zwar nicht die typisch deutsche Mentalität, aber wir trauen uns mal zu sagen, dass wir etwas gewinnen wollen, ohne vorher bei der Behörde einen Antrag zu stellen, ob das auch in Ordnung ist“, sagt Wagner. Nichts spricht gegen ein gesundes Selbstvertrauen, vor allem nicht bei der Qualität im deutschen Kader, an die neben den USA maximal Kanada und Serbien heranreichen.
Moritz Wagner: „Leute, das ist doch keine Regionalliga“
Was auch typisch deutsch ist: Das Haar in der Suppe zu suchen und es in diesem Fall im schwachen Start zu finden, als es zeitweise 6:18 (7.) stand. „Kennt ihr das Toni-Kroos-Interview nach dem gewonnen Champions-League-Finale, als er erstmal auf etwas Negatives angesprochen wurde? Leute, das hier ist doch keine Regionalliga“, sagt Moritz Wagner.
„Die Griechen haben uns mit ihrer Physis Probleme bereitet“, konkretisiert Bundestrainer Gordon Herbert. Seine Lösung: „Eine größere Aufstellung aufs Feld zu bringen, die Jungs von der Bank haben uns dann wieder auf Kurs gebracht.“ Anzeichen von Unruhe oder Nervosität? Nicht auszumachen. „Ich war völlig entspannt und hatte den Eindruck, die Mannschaft war es auch“, sagte Herbert, der in Franz Wagner mit 18 Punkten seinen besten Schützen hatte.
Bundestrainer Gordon Herbert hergekommen, um etwas zu gewinnen
Wie lässig die Deutschen mit den Widrigkeiten der Partie, den aggressiv verteidigenden Griechen und deren Superstar Giannis Antetokounmpo (22 Punkte) umgingen, nährt die Hoffnung, nach EM-Bronze 2022 und WM-Gold 2023 die dritte Medaille in aufeinanderfolgenden Jahren zu holen.
Diese Zuversicht tragen die Weltmeister zu Schau. Kapitän Dennis Schröder feiert seine Dreier, indem er den Zeigefinger in die Ellenbeuge legt – er hat Eis in den Venen. Isaac Bonga empfiehlt nach seinen Treffern den Griechen mit Zeigefinger-vor-dem-Mund-Geste, jetzt besser still zu sein. Typisch deutsch, dass das in der Heimat als „ein bisschen drüber“ empfunden wird. Die vielen Deutschen unter den 12.228 Zuschauern feiern es, feiern Schröder. Merci Bercy.
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Das Halbfinale steigt hier am Donnerstag. „Es entspricht unseren Erwartungen, dort zu spielen. Wir sind nach Paris gekommen, um alles zu gewinnen“, sagte der Kanadier Herbert in typisch (Basketball-)deutscher Fasson.