Paris. Die Hochspringerin Christina Honsel vom TV Wattenscheid hat bei ihrer Olympia-Premiere das Finale von Paris erreicht. Was ihr geholfen hat.
Christina Honsel hatte den olympischen Glanz noch im Gesicht. Ihre Stirn schimmerte von der Antrengung und der schwülen Wärme im Stade de France von Paris. Doch in ihren Augen lag ein Strahlen, das wohl nur Olympische Spiele bei Athleten hervorbringen können. „Es war sehr schön, die Atmosphäre war der Wahnsinn“, sagt sie in den Tiefen des Stadions in Saint-Denis.
Im letzten Versuch hatte die Hochspringerin des TV Wattenscheid es am ersten Tag der Stadion-Wettbewerbe der Leichtathleten noch über die 1,95 Meter geschafft – und damit das Finale am Sonntag (19.55 Uhr) erreicht. Wie die Zuschauer auf ihr Anklatschen vor ihrem entscheidenden Versuch reagiert hatten, „das befeuert, das beflügelt einen. Da merkt man, wie das Stadion bei einem ist, mitfiebert.“
Wattescheiderin Honsel liegt die große Bühne
Bei ihrer Olympia-Premiere hätte es für die 27-Jährige nicht besser laufen können. Denn die übersprungene Höhe bedeuteten persönliche Bestleistung bei einem Freiluft Wettbewerb. „Es war ein Gänsehautmoment, ich hätte es mir nicht mehr wünschen können.“
Die große Bühne scheint Christina Honsel zu liegen. Schon im WM-Finale vergangenes Jahr in Budapest hatte sie im Finale erstmals die 1,94 Meter übersprungen und war starke Achte geworden. Sie hatte pünktlich zum Höhepunkt abgeliefert – die hohe Kunst des Spitzensports. „Bei dem letzten Versuch über 1,95 Meter habe ich wirklich gedacht: Die 1,94 in Budapest habe ich auch hingekriegt, also spring einfach drüber. Und es hat dann auch sehr gut funktioniert“, sagt sie nun in Paris und lacht erlöst.
EM-Finale wichtiger Schritt auf dem Weg zu Olympia
Einzig bei der Europameisterschaft vor zwei Monaten in Rom wollte ihr der große Sprung nicht gelingen. Nach einer starken Leistung in der Qualifikation scheiterte sie im Finale an der 1,90-Meter-Marke und belegte mit übersprungenen 1,88 nur Platz elf. „Rom war auf jeden Fall ein wichtiger Zwischenschritt“ sagt sie. Ihre Entwicklung in diesem Jahr beschreibt sie daher als „ein Auf und Ab“.
Die Form war da, das spürte sie in jedem Training, in dem sie gute Leistungen zeigte. Jedoch: „Meine Trainerin hat immer gesagt: Die Fähigkeiten sind da, die Fertigkeiten passen aber nicht zusammen.“ Technisch habe es ein bisschen gehapert, sie habe viel gefeilt, viel Techniktraining aus kurzem Anlauf gemacht. „Jetzt glaube ich, dass Fähigkeiten und Fertigkeiten zusammenpassen.“ Auch habe sie aus dem Finale von Rom „auf jeden Fall viel gelernt – das war wichtig, damit mir das hier nicht im Finale passiert.“
Christina Honsel setzt auch Hilfe von Sportpsyhologin
Am Sonntag darf Christina Honsel nun noch einmal ihr Bestes auf großer Bühne zeigen – sogar auf der größtmöglichen. Olympia ist für Leichtathleten das Nonplusultra. Um vor dieser Wucht, dieser Kulisse nicht in Ehrfurcht zu erstarre, arbeitet sie schon länger mit einer Sportpsychologin zusammen. Mit ihr ist sie die möglichen Szenarien des gesamten Wettkampfes durchgegangen.
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„Es sind meine ersten olympischen Spiele, da kann einem schonmal die Nervostiät ein wenig zu Kopf steigen“, sagt sie. Bestimmte Techniken, wie sie sich bei aufkeimender Nervosität gut zurede, Atemtechniken, um wieder runterzukommen – „das hilft mit auf jeden Fall“. So lotet sie den Grenzbereich aus, in den sie stoßen will. „Man guckt, ob da sowas aufploppt wie Angst oder zu viel Nervosität.“
Die gebürtige Dorstenerin will nun auch ihre Hallen-Bestleistung angreifen. Die steht bei 1,98 Metern, von dort sind es nur noch zwei Zentimeter zur magischen 2-Meter-Marke. Im Finale will sie diesen Grenzbereich angreifen. Sie ist bereit.