Essen/Paris. Lukas Märtens holt am ersten Olympia-Wettkampftag Gold und nimmt damit dem gesamten deutschen Team viel Druck. Ein Kommentar.

Es dürfte ziemlich viele Menschen gegeben haben, die am Samstag aufgeatmet haben im deutschen Olympialager. Insbesondere natürlich im Deutschen Schwimmverband, dem Lukas Märtens die erste Männer-Goldmedaille im Becken seit 1988 (!) bescherte. Und auch Britta Steffens Olympiasieg ist ja schon 16 Jahre her, seitdem war kein deutscher Schwimmer und keine deutsche Schwimmerin im Becken ganz vorne gelandet.

Aber auch die übrigen deutschen Sportler dürften erleichtert gewesen sein, dass schon am ersten Wettkampftag die erste Goldmedaille für einen deutschen Athleten heraussprang. Man erinnere sich doch mal zurück an Olympia 2021, als Medien und Öffentlichkeit immer unruhiger wurden, bis endlich am vierten Wettkampftag die Slalomkanutin Ricarda Funk ganz oben landete. Ähnlich war es 2016, als ebenfalls am vierten Wettkampftag Vielseitigkeitsreiter Michael Jung die erste Goldmedaille holte.

Mancher Sportler wurde von der hohen Erwartungshaltung gehemmt – Lukas Märtens nicht

Vorher hatten sich sehr viele Sportler die Frage anhören müssen, ob sie endlich die erste Goldmedaille holen würden, und so mancher Sportler schien unter diesem speziellen Druck gehemmt und schaffte es nicht, sein bestes Niveau abzurufen. Das nervöse Warten, das zunehmende Grummeln, die ungeduldigen Nachfragen: All dies bleibt den deutschen Athleten nun vorerst erspart, auch das ist ein positiver Aspekt der frühen ersten Goldmedaille, die dem deutschen Team so einen Schub geben könnte – und die umso höher einzuschätzen ist, wenn man weiß um all die besonderen Begleitumstände und den besonderen Druck, dem Märtens ausgesetzt war.

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Denn sein Name hatte ja ganz oben gestanden auf der Liste jener, die die erste deutsche Medaille holen könnten, Weltjahresbester und dazu am ersten Wettkampftag aktiv – das ist eine vielversprechende Kombination. Die überbordenden Erwartungen dann auch zu erfüllen, verlangt besondere Stärke, und die hat Märtens, der gerade einmal 22 Jahre alte Schwimmer vom SC Magdeburg, auf beeindruckende Art und Weise nachgewiesen. Und auch wenn es bei Olympia nicht nur um Medaillen geht, auch wenn es so viele wunderbare Geschichten und großartige Persönlichkeiten abseits des Siegerpodests gibt: Erfolgsgeschichten wie jene von Märtens werden wir in den kommenden Wochen gerne öfter erzählen.