Paris. Straßenverkehr in Paris ist so eine Sache, erst recht wenn man sich nicht auskennt. Besser man hat es nicht eilig. Eine Olympia-Kolumne.
Endlich im Taxi. Der Zug – kein deutscher! – hatte Verspätung. Die Zeit drängt. Ein Journalisten-Empfang im Élysée-Palast steht auf dem Programm. Bevor es losgeht, fragt die Frau am Steuer: „Sind Sie Athletin?“ Hach. Ich mag sie. Aber nein, ich bin nicht als Sportlerin bei den Olympischen Spielen in Paris. Sie stutzt. „Oh, wollen Sie nicht ins Olympische Dorf?“ Nein, der Kollege und ich wollen zum Hotel – recht schnell, wenn möglich. Präsident Emmanuel Macron wird vermutlich nicht auf uns warten. Doch wir ahnen es schon: Das wird nichts. Statt zu fahren, steigt sie aus, berät sich mit Kollegen aus dem Kreis der Volunteers, der eifrigen Helfer bei Großereignissen.
Dann klopft es am Fenster, ein einziges Lächeln ist zu sehen: Es gehört Jean – „I’m your driver“. Viel mehr Englisch spricht er nicht, aber das macht auch nichts. Er hat eine herzliche Art. Wie er sich bemüht, sich mit einfachem Französisch und wilder Gestik mitzuteilen, ist putzig. Sein Fahrstil leider auch.
Überall Baustellen, verstopfte Straßen
Jean verzweifelt am Pariser Verkehr. Er kommt nicht hierher, er kennt sich zwischen all den Baustellen und auf den verstopften Straßen nicht aus. Auch die Navigations-App ist ihm keine Hilfe. Immer wieder biegt er falsch ab. „Bitte wenden, bitte wenden“, fordert das Navi. Erst fahren wir beinahe in ein Parkhaus, dann in eine Baustelle, schließlich im Kreis.
Jean wird immer unruhiger. „Catastrophe“, schimpft er entschuldigend. Er ist ein netter Kerl, aber der wohl schlechteste Taxifahrer der Stadt. Der Kollege greift ein, startet selbst die Navigation. Er weist an: À gauche, à droite. Nach links, nach rechts. Jean folgt dankbar – gemeinsam kommen wir zum Ziel.
Zu Macron haben wir es natürlich nicht mehr geschafft. Aber ich habe Jean wiedergesehen. Er hilft jetzt in der Spielhalle im Olympischen Dorf. Autos fahren dort keine.