Paris. Die Olympia-Fahnenträger stehen. Während Dennis Schröders Wahl erwartbar war, ist sie für Judoka Anna-Maria Wagner ein Triumph. Ein Kommentar.
Nun ist es also offiziell: Dennis Schröder und Anna-Maria Wagner werden bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 2024 in Paris als Fahnenträger-Duo das deutsche Team anführen. Ihnen wird damit eine ganze besondere Ehre für Olympioniken zuteil. Sie treten in die Fußstapfen von Sportgrößen wie Kanu-Legende Birgit Fischer, Erfolgsspringreiter Ludger Beerbaum, Basketball-Ikone Dirk Nowitzki und Tischtennis-Rekordeuropameister Timo Boll.
Der Sieg von Judoka Anna-Maria Wagner war gegen Fußballerin Alexandra Popp und Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl nicht unbedingt zu erwarten – aber er ist richtig. Die zweimalige Weltmeisterin und Medaillengewinnerin von Olympia in Tokio, hat diese Ehre verdient: Nur alle vier Jahre wird sie mit ihrer Sportart bei Olympia sichtbar, dazwischen liegt Quälerei – ohne aber hohe Preisgelder wie in der Dressurbranche oder die Popularität einer Alexandra Popp. Diese Wahl ist eine große Wertschätzung für die 28-Jährige und kann einen weiteren Push auf der Judomatte bringen.
Schröder rührte für sich selbst die Werbetrommel
Die Wahl von Basketballer Dennis Schröder war vor allem eines: nicht zu verhindern. Als NBA-Star und Kapitän der Weltmeistermannschaft hat er unzählige Fans. Diese stimmten nun auch deshalb so eifrig für ihn ab, weil der 30-Jährige ordentlich und öffentlich die Werbetrommel für sich rührte. Dass er das in einem ohnehin schon ungleichen Wettbewerb gegen den deutlich weniger beliebten Tennisprofi Alexander Zverev und den nahezu gänzlich unbekannten Sportschützen Christian Reitz überhaupt für nötig hielt, ist unangemessen. Noch nie zuvor hatte ein Nominierter auf so penetrante Art sich selbst gepusht.
Seine Wahl aber ist zu akzeptieren. Seine WM-Leistung ist ohnehin unbestritten – und: Auch ein Großteil der deutschen Olympiaathleten hat sich immerhin für ihn als Repräsentanten ausgesprochen.