Paris. Eine Premiere und eine Überraschung: Dennis Schröder und Anna-Maria Wagner tragen die deutsche Fahne bei der Olympia-Eröffnungsfeier.
Dass sein großes Idol einen guten Kopf größer ist beziehungsweise damals war? Dennis Schröder wird schon einen Ausgleich finden für die 30 Zentimeter, die er weniger misst als 2,13-Meter-Riese Dirk Nowitzki, wenn er am Freitag zum Start der Olympischen Sommerspiele in Paris (19.30 Uhr/ARD) den vermutlich größten Moment seiner Sportlerlaufbahn erleben wird. Der Basketball-Nationalspieler wird gemeinsam mit der Judoka Anna-Maria Wagner die deutsche Fahne bei der Eröffnungsfeier tragen. Eigentlich sollte das Geheimnis erst an diesem Mittwoch gelüftet werden, nun bestätigte der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) bereits einen Tag früher, wer die Wahlen für sich entschieden hatte. Der Basketballer und die Judoka, der Weltmeister und die Weltmeisterin.
Olympia 2024: Schröder spricht von „Statement“
Auch interessant
Im Stade Jean-Bouin, wo sonst die mächtigen Rugbyspieler von Paris Stade Francais ihr Zuhause haben und wo der DOSB während der olympischen Tage in Frankreichs Hauptstadt sein Quartier aufgeschlagen hat, sollten die Fahnenträgerin und der Fahnenträger ihren Stolz formulieren können, am Freitag auf einen Boot auf der Seine die Farben Schwarz, Rot und Gold vor der deutschen Olympia-Mannschaft wehen zu lassen. „Das ist eine riesengroße Ehre für mich, die Fahne tragen zu dürfen“, erklärte der 30 Jahre Dennis Schröder nun schon tags zuvor. „Ich glaube, dass das auf jeden Fall in Deutschland auch ein Statement setzt, das als erster Dunkelhäutiger machen zu dürfen.“
Es dürfte kein anderes Thema gegeben haben in letzter Zeit – jedenfalls kein sportliches –, zu dem der in Deutschland wegen seinem Geprotze lange Zeit umstrittene Aufbauspieler des NBA-Teams Brooklyn Nets mehr gesagt hätte als zum Wunsch, die Fahne tragen zu dürfen. Auf dem Weg von London nach dem trotz des 88:92 gelugenen Tests gegen Top-Favorit USA nach Lille bekam der DBB-Kapitän gleich eine kleine Ausgabe der Deutschland-Fahne in die Hand gedrückt. Wie man die in Groß hinterher richtig schwenkt, übte Dennis Schröder sogleich mit seinem Handy. Tipps hatte er sich ja auch schon von Dirk Nowitzki geholt, der 2008 in Peking Fahnenträger war.
Olympia 2024: Wagner hätte beinahe mit Judo aufgehört nach Tokio
Auch interessant
Sichtlich bewegt war Anna-Maria Wagner, als ihr das Votum einer Fan-Umfrage mitgeteilt wurde. „Ich habe damit gar nicht gerechnet, weil einfach die Konkurrenz sehr, sehr stark war“, sagte die die 28 Jahre alte Judoka und war dabei den Tränen nahe. „Es ist eine schöne Wertschätzung für die letzten Jahre, für das ganze Leben, was man dem Sport untergeordnet hat.“ Viel Respekt bekam die Ravensburgerin, die in Köln trainiert, 2021 nach den Sommerspielen in Tokio, wo sie Bronze im Einzel und im Team gewonnen hatte. Sie machte ihre mentalen Probleme öffentlich, konnte sich nach WM-Titel und Olympia-Bronze nicht mehr motivieren. „Danach war erstmal die Frage: Okay, und jetzt? Wie geht es jetzt weiter? Ich hatte die Freude am Judo verloren.“
Zum Glück fand sie diese aber wieder. Erst auf den letzten Drücker mit dem erneuten WM-Titel in Abu Dhabi im Mai sicherte sich Anna-Maria Wagner das Paris-Ticket, da die Weltranglistenzweite in Person von Alina Böhm eine starke nationale Konkurrentin hat. Bei ihren zweiten Olympischen Spielen gehört Wagner nun wieder zu den Goldanwärterinnen in der Klasse bis 78 Kilogramm. „Generell sind die Erinnerungen an Tokio sehr schön. Ich hoffe, dass sie sich wiederholen und ich in Paris einen drauflegen kann.“
Olympia: Schröder distanziert Zverev, Wagner siegt vor Popp
Auch interessant
Ganz gleich, wie ihr am 1. August beginnender Wettkampf ausgehen wird: Die Eröffnungszeremonie auf der Seine im Herzen der französischen Hauptstadt, begleitet von bis zu 300.000 Zuschauern, werden weder Anna-Maria Wagner noch Dennis Schröder vergessen. Mehr als 500.000 Sportfans hatten sich für die beiden entschieden: Die Judoka bekam 80,01 Punkte und setzte sich gegenüber Fußballerin Alexandra Popp (74,01), 2016 in Rio Olympiasiegerin, und Dressurreiterin Jessica von Bredow-Werndl (45,98), die Doppel-Gold in Tokio gewann, durch. Bei den Männern distanzierte Schröder (103,54) klar die Olympiasieger Alexander Zverev (Tennis/57,57) und Christian Reitz (Sportschießen/38,89).
„Ich freue mich natürlich, dass mein Team mit am Start ist, dass wir da versuchen, Deutschland so geil wie möglich zu präsentieren bei der Eröffnungsfeier, natürlich mit allen Athletinnen und Athleten von TeamD, die das mit uns feiern können“, sagte Dennis Schröder, für dessen Team die Eröffnungsfeier auch logistische Schwierigkeiten mit sich bringt. Das Team muss spät in der Nacht zurück ins 220 Kilometer entfernte Lille. Am Samstag wartet dann schon um 13.30 Uhr das Auftaktspiel gegen Japan.