Essen. Einige Nationalspieler Spaniens sind bei ihrer EM-Party negativ aufgefallen. Die Ziele: Jamal Musiala und das britische Überseegebiet Gibraltar.

Spaniens Nationalspieler haben in der Hauptstadt Madrid den Gewinn der Europameisterschaft 2024 in Deutschland gefeiert. Die Mannschaft von Trainer Luis de la Fuente hatte am Sonntag England mit 2:1 geschlagen, den Titel damit zum vierten Mal in der Historie des Wettbewerbs gewonnen und sich zum Rekord-Europameister gemacht. Doch statt den in Augen fast aller Beobachtenden hochverdienten Triumph mit den Fans zu genießen, leisteten sich einige Iberer auf der Siegesfeier verbale Entgleisungen.

Zunächst musste EM-Torschützenkönig Jamal Musiala dran glauben. Der 21 Jahre alte deutsche Nationalspieler hatte sich im Viertelfinale (1:2 n.V.) hitzige Duelle mit Spaniens Rechtsverteidiger Dani Carvajal geliefert. Der Abwehrspieler hatte in der Verlängerung nach einem Foul am gebürtigen Stuttgarter sogar Gelb-Rot gesehen. Das hatte „Moderator“ und Kapitän Alvaro Morata noch deutlich vor Augen. Er stimmte an, ehe er Carvajal auf die Bühne bat: „Wo ist Musiala? Wo ist er?“ Carvajal, in Moratas Augen der beste Rechtsverteidiger der Welt, schritt mit freiem Oberkörper auf die Bühne und schrie „Vamos Espana!“

Dani Carvajal (l.) gegen Jamal Musiala im Viertelfinale: Ein Duell, das die Spanier offenbar länger beschäftigte als die 126 Minuten in Stuttgart.
Dani Carvajal (l.) gegen Jamal Musiala im Viertelfinale: Ein Duell, das die Spanier offenbar länger beschäftigte als die 126 Minuten in Stuttgart. © dpa | Marijan Murat

Während diese Aktion allenfalls als unnötige Provokation und als Eigenschaft schlechter Gewinner abzustempeln war, hinterließ die Aktion von Mittelfeldspieler Rodri einen wahrlich bitteren Beigeschmack. Der 28 Jahre alte Profi des englischen Premier-League-Klubs Manchester City schnappte sich das Mikrofon und brüllte „Gibraltar ist spanisch!“ Das wiederum war eine unverkennbare Provokation Richtung Endspiel-Gegner England, dessen seit dem 18. Jahrhundert bestehendes Überseegebiet nationale Kräfte in Spanien nicht anerkennen wollen. Morata wies seinen Mannschaftskollegen darauf hin, dass dieser doch in England spiele. Rodri antwortete lediglich: „Das ist mir völlig egal.“

Eine Soldatenstatue in der Hauptgeschäftsstraße von Gibraltar im Süden der iberischen Halbinsel.
Eine Soldatenstatue in der Hauptgeschäftsstraße von Gibraltar im Süden der iberischen Halbinsel. © dpa | Peter Kneffel

Es war eine heikle Provokation: Spanien hat bereits mehrmals Anspruch auf das Territorium im Süden der iberischen Halbinsel erhoben, immer erfolglos. In zwei Referenden haben sich die Bewohnerinnen und Bewohner Gibraltars gegen eine Aufnahme durch Spanien ausgesprochen. Aufgrund der politischen Brisanz ist vorstellbar, dass der europäische Fußballverband Uefa den Vorfall prüft. Im Zusammenhang mit dem zurückliegenden Turnier hatte es bereits mehrere Fälle von nationalistischen Äußerungen gegeben, darunter von serbischen und albanischen Fans, die bekannteste wiederum war der „Wolfsgruß“, den der türkische Verteidiger Merih Demiral gezeigt hatte.

EM 2024: Spanien ist Europameister - News und Hintergründe