Düsseldorf. Frankreich steht durch einen 1:0-Erfolg über Belgien im Viertelfinale. Jan Vertonghen traf kurz vor Schluss unglücklich ins eigene Tor.
Eigentlich hätte es gereicht, wenn man sich nur die letzten zehn Minuten dieses lange zähnen Achtelfinales zwischen Frankreich und Belgien angeschaut hätte; in diesen Minuten entwickelte sich die Begegnung zu einem wilden Duell, das in beide Richtungen hätte kippen können. Kevin De Bruyne, Belgiens Kapitän, hatte die Führung in der 83. Minute auf dem Fuß, drosch den Ball aber nicht platziert genug in die rechte Ecke. Nur kurz danach schoss Kolo Muani im belgischen Sechzehnmeterraum auf das gegnerische Tor und hatte Glück, dass sein Versuch vom Unglücksraben Jan Vertonghen abgefälscht wurde und dadurch über die Linie flog (85.).
Dieser Treffer, der als Eigentor gewertet wurde, reichte der französischen Elf für einen knappen, aber verdienten 1:0 (0:0)-Erfolg. Die Auswahl von Trainer Didier Deschamps steht im Viertelfinale. Weiterhin wünscht man sich von ihr aber mehr Esprit, mehr Spektakel. Dies fehlte auch am Montagabend in Düsseldorf.
Belgien zieht sich gegen Frankreich zurück
Die Düsseldorfer Arena befindet sich etwas abseits des Zentrums, links liegt der Rhein, rechts lockt der Flughafen mit der Möglichkeit, die Welt zu bereisen. Vor dem Anpfiff quetschten sich die Menschen in die Straßenbahnen, um zum Spielort zu gelangen; 46.264 Fans, die belgischen in rot, die französischen in blau, verfolgten schließlich eine Partie, in der sich Belgien meist in der eigenen Hälfte verkrümelte.
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So sollte der Wirkungskreis von Kylian Mbappé, nach seinem Nasenbeinbruch ein Superstar mit Maske, eingeschränkt werden. Und tatsächlich hatte Frankreich Schwierigkeiten, sich klare Torchancen zu erspielen. Ein Schüsschen von Antoine Griezmann kullerte aufs Tor (10.). Besagter Mbappé zielte aus knapp 15 Metern auf den rechten Winkel, traf jedoch den Kopf von Amadou Onana, wodurch der Ball weit drüber segelte (15.).
Belgiens Trainer Domenico Tedesco hat vor einiger Zeit gar nicht weit von Düsseldorf entfernt beim FC Schalke 04 gearbeitet. Am Montagabend applaudierte er mehrfach angesichts der rustikal geführten Zweikämpfe seiner Mannschaft, trotzdem konnte man sich fragen, ob mit einem Kader, zu dem der Dribbelkünstler Jérémy Doku und der Mittelfeldstratege Kevin De Bruyne gehören, nicht mehr spielerische Elemente möglich sein müssen.
Frankreich gegen Belgien: Wenige Chancen im ersten Durchgang
Immerhin fiel ein Freistoß von De Bruyne so plötzlich im Fünfermeterraum runter, sodass Torhüter Mike Maignan nur noch etwas ungelenk mit dem Fuß klären konnte (24.). Drei Minuten später wurschtelte sich Lois Openda, unter Vertrag bei RB Leipzig, in den französischen Sechzehnmeterraum, seine flache Hereingabe landete bei Yannick Carrasco, dessen Schuss abgeblockt wurde.
Dann aber übernahm wieder Frankreich, trainiert von Didier Deschamps, das Kommando. Jules Koundé flankte, Marcus Thuram köpfte, der Ball rauschte haarscharf am rechten Pfosten vorbei. Kurz vor der Halbzeitpause dribbelte sich Mbappé mit mehreren Versuchen an Doku vorbei, sprintete in den belgischen Sechzehnmeterraum, sein Pass landete abgefälscht bei Aurélien Tchouaméni, der jedoch zu hoch abschloss.
Superstar Kylian Mbappe dreht auf
Nach der Pause durfte sich Tchouaméni noch einmal versuchen, diesmal wurde sein Schlenzer in die rechte untere Ecke von Torhüter Koen Casteels ins Aus gelenkt (49.). Belgien fiel nicht viel mehr ein, als es mit langen Bällen auf den Sturmtanker Romelu Lukaku zu versuchen, der allerdings fast alle seine Duelle verlor. Stattdessen präsentierte Mbappé auf der anderen Seite sein mitreißendes Tempo, wetzte am ersten, am zweiten, am dritten Gegenspieler vorbei, schaffte es aber nicht, sein Dribbling mit einem Tor zu krönen (54.). Nur wenig später traf der 25-Jährige den Ball im belgischen Sechzehnmeterraum nicht richtig, auch hier wäre mehr möglich gewesen.
Plötzlich aber hatte De Bruyne einen großen Moment, erst setzte er sich durch, sah dann den freien Carrasco, der, verfolgt von Theo Hernandez, auf Torhüter Maignan zu raste. Carrasco wollte schießen, Hernandez aber grätschte und blockte den Schuss im letzten Moment (61.). Anschließend brüllte er, als hätte er gerade das Spiel entschieden.
Kevin De Bruyne vergibt den Sieg für Belgien
Tedesco verschob Kevin De Bruyne nun von der Sechs auf die Zehn, wodurch der Belgier, einer der besten Fußballer der Welt, viel mehr Einfluss auf die Offensive nahm. So entstand die erste Schussmöglichkeit für Lukaku, der aber nicht an Maignan vorbeikam (70.). Frankreichs William Saliba verfehlte das Tor nur knapp (74.). Mbappé genauso (78.). Doku passte auf De Bruyne. Der belgische Kapitän traf nicht, dafür sorgte der eingewechselte Kolo Muani mit der Hilfe von Jan Vertonghen auf der anderen Seite für das französische Glück.