Dortmund. Im EM-Spiel zwischen Deutschland und Dänemark spielte der VAR eine entscheidende Rolle. Das muss Diskussionen geben. Ein Kommentar

Was für ein Spiel, was für ein Wahnsinn: Tor für Dänemark durch Joachim Andersen. Dann Eingriff des Video-Assistenten und die Entscheidung: Kein Tor, weil wohl die Spitze des Zehennagels des Torschützen im Abseits war.

Dann Flanke in den dänischen Strafraum, wieder ein VAR-Eingriff, weil die Hand von Andersen – genau, eben jener Andersen – den Ball leicht gestreift hat. Elfmeter, Tor für Deutschland.

Diskutieren wir bitte über Sinn und Unsinn des VAR

Regeltechnisch alles korrekt, aber natürlich wird es nun Diskussionen geben. Geben müssen. Sind solche Entscheidungen wirklich im Sinne des Fußballs? Man darf zumindest seine Zweifel haben. Nach diesem Spiel sollte noch einmal über Sinn und Unsinn des VAR diskutiert werden, über die Eingriffsschwelle und über die Frage, welche Entscheidungen man wirklich korrigieren will.

Benachteiligt aber sollten sich die Dänen nicht fühlen: Der deutschen Mannschaft wurde ein frühes Tor durch Nico Schlotterbeck nach einem Eckball aberkannt, wegen eines vermeintlichen Fouls von Joshua Kimmich – eine falsche Entscheidung.

Fragwürdige Entscheidungen von Schiedsrichter Michael Oliver

Und dass es keinen Pfiff gab, als bei einem Konter Leroy Sané zu Fall gebracht wurde und so Kai Havertz vor dem Tor die Möglichkeit auf den einfachen Querpass genommen wurde, war auch mindestens fragwürdig.

Schiedsrichter Michael Oliver (l.) schaut sich beim Spiel Deutschland gegen Dänemark die Bilder an.
Schiedsrichter Michael Oliver (l.) schaut sich beim Spiel Deutschland gegen Dänemark die Bilder an. © AFP | MIGUEL MEDINA

Es war insgesamt kein guter Tag für das Schiedsrichterteam. Aber das sollte nicht überschatten, dass die deutsche Mannschaft höchst verdient im EM-Viertelfinale steht, dass sie gegen die Dänen über weite Strecken ein gutes Spiel zeigte.

Der Viertelfinaleinzug ist auch ein Erfolg für Bundestrainer Julian Nagelsmann

Ein Viertelfinaleinzug bei einem großen Turnier – das gab es zuletzt 2016. Und das ist natürlich auch ein Erfolg von Julian Nagelsmann. Der Bundestrainer war durchaus ins Risiko gegangen, indem er neben dem nötigen Wechsel – Nico Schlotterbeck für den gelbgesperrten Jonathan Tah – noch zwei weitere vornahm: David Raum für Maximilian Mittelstädt und Leroy Sané für Florian Wirtz. Den Wechsel, den das Fußballvolk am lautesten gefordert hatte, nämlich Niclas Füllkrug für Kai Havertz, unterließ er aber.

Die Idee dahinter war klar: Mehr Breite im deutschen Spiel, dazu mehr Sprints in die Tiefe – beides hatte es beim 1:1 gegen die Schweiz viel zu wenig gegeben. Klar war aber auch: Wenn dieses Spiel schiefgegangen wäre, hätte sich die Kritik auf Nagelsmann fokussiert, dann hätte man ihm vorgeworfen, dass er zu viel experimentiert und umgestellt hatte, dass wieder der Taktiktüftler mit ihm durchgegangen war.

Elfmeter für Deutschland: Schiedsrichter Michael Oliver zeigt nach Prüfung der Bilder auf den Punkt.
Elfmeter für Deutschland: Schiedsrichter Michael Oliver zeigt nach Prüfung der Bilder auf den Punkt. © AFP | OZAN KOSE

Die deutsche Mannschaft muss dringend effizienter werden

Allerdings: Die Ideen des Bundestrainers gingen weitgehend auf, gerade in der Anfangsphase wirbelte die deutsche Mannschaft die dänische mit schnellem, variablem Angriffsspiel durcheinander, holte sich die Bälle zudem prompt zurück, wenn sie mal verloren waren.

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Ein Manko nur gab es, allerdings ein ziemlich entscheidendes: Sie brachte den Ball angesichts ihrer vielen Chancen zu selten im Tor unter. Das muss nun dringend besser werden, wenn erst die richtig starken Gegner kommen, braucht es viel mehr Effizienz, um zu bestehen.