Essen. Deutschland trifft am Samstag im EM-Achtelfinale in Dortmund auf Dänemark. Auf diese DFB-Spieler wird es gegen die Dänen ankommen.

Fairness wurde mit dem Gastgeber Deutschland „belohnt“: Nur aufgrund der weniger gesammelten Karten trifft Dänemark am Samstag (21 Uhr) im Achtelfinale der Fußball-EM in Dortmund auf das DFB-Team. Nach dem 0:0 im abschließenden Vorrundenspiel gegen Serbien lagen die Dänen in der Gruppe C mit je drei Punkten gleichauf mit Slowenien, das parallel 0:0 gegen England spielte, auf Platz zwei. Und auch das Torverhältnis war identisch. Der direkte Vergleich: ein Unentschieden. Einen Unterschied gab es dann aber doch. Sechs Gelbe Karten sammelten die Dänen im Verlauf der Gruppenphase, die Slowenen kamen auf sieben - eine davon kassierte Sloweniens Co-Trainer Milivoje Novakovic.

Deutschland geht als klarer Favorit in das Spiel im Signal-Iduna-Park. Worauf wird es für die deutsche Mannschaft ankommen, um dieser Rolle gerecht zu werden? Sollte Bundestrainer Julian Nagelsmann auf Kai Havertz oder Niclas Füllkrug setzen? Was sind die Stärken und Schwächen der Dänen? Diese Fragen beantwortet wir in unserer Spielvorschau von Createfootball.

Deutschland gegen Dänemark im EM Achtelfinale: Das fällt beim DFB-Team auf

Bundestrainer Julian Nagelsmann wird auch Samstag wieder auf das eingespielte 4-2-3-1 setzen, wird aber in der Innenverteidigung umbauen müssen, da Jonathan Tah gelbgesperrt fehlt, Antonio Rüdigers Einsatz ist verletzungsbedingt unsicher.

Das deutsche Spiel muss gegen die Dänen wieder zielstrebiger werden. Gegen die Schweiz hatte Deutschland zwar 66 Prozent Ballbesitz, konnte den Gegner aber zu selten mit gefährlichen linienbrechenden Pässen in die Tiefe vor Probleme stellen. Der Einsatz von BVB-Profi Nico Schlotterbeck könnte sich in diesem Punkt bezahlt machen.

DFB-Spielmacher Toni Kroos von der Schweiz aus dem Spiel genommen

Die Schweizer könnten den Dänen vorgemacht haben, wie gegen das DFB-Team klappen kann. Deutschland hatte Probleme gegen das mannorientierte Pressing im Aufbau. Die Schweiz lief konstant mit drei Stürmern an, die Sechser stellten das deutsche Zentrum um Spielgestalter Toni Kroos zu. Darauf muss sich Deutschland einstellen. Die Dänen agieren mit einer ähnlichen Pressingstruktur, situativ sogar noch aggressiver.

Da Kroos und Robert Andrich von den Schweizern mannorientiert zugestellt wurden und nicht mit Ball aufdrehen konnten, besaß das deutsche Spiel deutlich weniger Tempo und Präzision im Spiel nach vorne. Zudem war die progressive Passgenauigkeit im Vergleich zu den vorherigen Spielen deutlich niedriger. Kroos erwischte für seine Verhältnisse keinen guten Tag.

Ballverluste im Zentrum muss Deutschland vermeiden, 82 verlorene Bälle gegen die Schweiz waren ein Höchstwert im Turnierverlauf. Ein Lösungsansatz: Lange Bälle in die Tiefe oder Kombinationen über die Außenverteidiger (Doppelpässe) statt Pässe in die Pressingzone zu spielen. Die Deutschen müssen den Rücken der dänischen Außenspieler (Wingbacks) suchen.

Deutschland muss nach Ballverlusten besser verteidigen

Dringend besser werden muss die Absicherung bei Umschaltmomenten des Gegners. Gegen die Schweiz hätte das zu weiteren Gegentoren führen können. Nach Ballverlust im Mittelfeld, besonders bei Pässen in den Rücken der Außenverteidiger, war das DFB-Team zu anfällig. Längere gegnerische Ballbesitzphasen verteidigt Deutschland dagegen ohne größere Probleme.

Deutschland gegen Dänemark: Auf diese DFB-Spieler kommt es an

Nico Schlotterbeck: Der Dortmunder wird erwartungsgemäß in die Startelf rücken und muss mit seiner progressiven Passqualität möglicherweise auch Antonio Rüdiger ersetzen. Bälle in die letzte Linie werden essentiell, um das aggressive Mittelfeldpressing der Dänen zu überwinden. Das kann Schlotterbeck.

BVB-Verteidiger Nico Schlotterbeck ist vor dem EM-Achtelfinale gegen Dänemark ein gefragter Mann.
BVB-Verteidiger Nico Schlotterbeck ist vor dem EM-Achtelfinale gegen Dänemark ein gefragter Mann. © Getty Images | Alexander Hassenstein

Joshua Kimmich: Die deutsche Top-Besetzung auf der defensiven Außenbahn, der Bayern-Profi wird gegen den Ball häufig einrücken müssen, um Christian Eriksen eng zu verteidigen und dem Routinier keine spielerischen Lösungen anzubieten. Dazu ist Kimmich im eigenen Ballbesitz mit Flankenläufen gefordert, um mehr Druck über außen aufzubauen. Gegen den im Zweikampf recht schwachen Joakim Maehle sollte Kimmich Vorteile haben.

BVB-Stürmer Niclas Füllkrug muss gegen Dänemark spielen

Niclas Füllkrug: Der BVB-Stürmer und Held des Schweiz-Spiels benötigte bislang nur 43 Minuten für ein Tor, mit seiner physischen Präsenz im Strafraum ist er der ideale Flankenempfänger für Hereingaben von außen. Dass es mehr über die Flügel gehen muss, liegt auf der Hand. Chancenkreation aus dem Zentrum gegen extrem kompakte Dänen ist schwierig, die Stärken von Kai Havertz werden somit weniger zur Geltung kommen. Füllkrug ist in der Luft deutlich durchsetzungsfähiger als der Ex-Leverkusener, wodurch er konstant ein bis zwei dänische Verteidiger binden wird. Füllkrug muss spielen!

Jamal Musiala: Der Bayern-Star wird im rechten offensiven Halbraum agieren, das Zusammenspiel mit Kimmich wird dort entscheidend. Mit Hilfe seines Bayern-Kollegen sollte es gelingen, Maehle einige Male zu überspielen. Musiala ist dank seiner Dribbelstärke und Beweglichkeit in der Lage, auf engstem Raum für Lösungen zu sorgen.

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Auf diese Dänemark-Spieler muss Deutschland achten

Joachim Andersen: Der Mann von Crystal Palace zählt zu den zweikampfstärksten Innenverteidigern des Turniers, er gewinnt bisher 83 Prozent seiner Defensivduelle, agiert dabei extrem proaktiv und rückt häufig ins Mitteldrittel vor. Auch in der Luft ist Andersen sehr abgeklärt, dazu mit starker Qualität im Vertikalpassspiel, was in Umschaltsituationen nach Ballgewinn bedeutsam wird.

Joakim Maehle: Offensiv läuft sehr viel über seine Seite, Alexander Bah auf der Gegenseite agiert deutlich zurückhaltender. Der Bundesligaprofi vom VfL Wolfsburg wird häufig per Seitenverlagerung diagonal angespielt und geht dann mit Ball in die Tiefe. Er offenbart gegen den Ball Defizite im Zweikampfverhalten, die Deutschland nutzen muss.

Dänemarks Pierre-Emile Höjbjerg soll die Kreise von DFB-Star Toni Kroos einengen.
Dänemarks Pierre-Emile Höjbjerg soll die Kreise von DFB-Star Toni Kroos einengen. © dpa | Swen Pförtner

Pierre-Emile Höjbjerg: Enorm hohe Laufintensität zeichnet den Mann von Tottenham Hotspur aus. Sowohl im progressiven Passspiel als auch im Pressing ist er einer der Top-Mittelfeldspieler Europas. Der frühere Bayern-Profi wird in Abwesenheit von Mittelfeld-Partner Hjulmand (Gelbsperre) noch bedeutsamer gegen den Ball (Kroos zustellen) und im Umschaltspiel.

Christian Eriksen: Technisch nach wie vor der herausragende Spieler im Team, findet dank seiner Übersicht und seines feinen rechten Fußes auch unter Gegnerdruck und auf engstem Raum immer wieder Passlücken. Seine Schnittstellenpässe auf Wind und Höjlund werden enorm wichtig im letzten Drittel.

Deutschland gegen Dänemark: So kommt das DFB-Team ins EM-Viertelfinale

Dänemark in die Breite ziehen: Um qualitativ hochwertige Chancen herauszuspielen, muss Deutschland die Kompaktheit der Dänen aushebeln und das Spiel in die Breite ziehen. Wichtig wird es sein, die dänischen Außenverteidiger zu binden und die eigenen offensive Außenverteidiger per Doppelpass freizuspielen. Jamal Musiala und Florian Wirtz müssen in den Halbräumen hinterlaufen, um die seitlichen Innenverteidiger zu binden und Raum zu schaffen.

Ballverluste im Mittelfeld vermeiden: Dänemark agiert mit einem extrem aggressiven Mittelfeldpressing, der frühere Dortmunder Thomas Delaney und Höjbjerg werden Kroos und Andrich in Manndeckung nehmen. Ballverluste im Aufbau sollte Deutschland gegen kdiesen körperlichen Gegner tunlichst vermeiden, bevorzugt sollte progressive Pässe in die Tiefe gespielt werden. Kroos muss sich etwas fallen lassen, auch Schlotterbeck muss mutig in die Vertikale spielen, statt Risikopässe ins Zentrum zu spielen.

Deutschland gegen Dänemark: Füllkrug passender Zielspieler

Füllkrug als Zielspieler gegen körperliche dänische Verteidiger: Mit seiner Wucht und Kopfballstärke ist Füllkrug im Vergleich zu Havertz die deutlich passendere Besetzung der Mittelstürmer-Position gegen den großgewachsenen Vestergaard. Als Empfänger für lange Bälle sowie die vielen Flanken der Außenverteidiger passt Füllkrug besser zum Spiel.

Angriffe über die Außenverteidiger: Im Mittelfeldzentrum wird sich Deutschland hohem Druck ausgesetzt finden, über die Außen kann Deutschland mit mehr Freiraum agieren. Maehle ist im defensiven 1 vs 1 der mit Abstand anfälligste Spieler im Team der Dänen, Kimmich sollte immer wieder ins direkte Duell geschickt werden.