Stuttgart. Rumänien und die Slowakei trennen sich 1:1 und ziehen ins EM-Achtelfinale ein. Die befürchtete „Schande von Frankfurt“ blieb aber aus.
Keine Indizien für die befürchtete „Schande von Frankfurt“, aber dennoch das benötigte Remis bei der Unwetter-Schlacht: Unter dem prüfenden Blick von UEFA-Boss Aleksander Ceferin haben sich die Slowakei und Rumänien mit einem Unentschieden ins Achtelfinale der Fußball-EM manövriert. Bei tobendem Gewitter und Platzregen trennten sich die Außenseiter am letzten Vorrundenspieltag 1:1 (1:1), von einem Ballgeschiebe konnte aber keine Rede sein.
Schon vor der Partie der Gruppe E stand fest, dass beide Mannschaften im Fall einer Punkteteilung in die K.o.-Runde einziehen. Ondrej Duda (24.) war für die Slowakei erfolgreich, Razvan Marin traf per Foulelfmeter für Rumänien (37.). Die Slowakei steht zum zweiten Mal in ihrer Geschichte (nach 2016) im Achtelfinale. Auch Rumänien hat zum zweiten Mal (nach 2000) die Vorrunde überstanden.
EM 2024: VAR korrigiert deutschen Schiedsrichter Siebert
Vor 47.000 Zuschauern gingen beide Mannschaften in den ersten Minute energisch zu Werke. Von Zurückhaltung oder besonders vorsichtigem Abtasten war trotz der hohen Temperaturen nichts zu sehen. In der 11. Minute hätte Andrei Ratiu die Rumänen fast in Führung gebracht, der slowakische Torwart Martin Dubravka konnte aber parieren.
Auf der anderen Seite strich ein Freistoß von Florinel Coman nur knapp am Tor vorbei (22.). Kurz darauf machte es der frühere Bundesligaprofi Duda besser. Der ehemalige Herthaner und Kölner traf stark per Kopf.
Nach rund einer halben Stunde bekamen die deutschen Unparteiischen Arbeit. Der Berliner Schiedsrichter Daniel Siebert hatte bei seinem zweiten EM-Einsatz nach einem Foul des Slowaken David Hancko an Ianis Hagi zunächst auf Freistoß erkannt. Video-Assistent Bastian Dankert (Rostock) verlegte den Tatort aber zurecht in den Strafraum. Marin ließ sich nicht zweimal bitten und traf vom Elfmeterpunkt.
Zu Beginn des zweiten Durchgangs spielten beide Teams weiter nach vorne, von einem Verwalten des Resultats konnte keine Rede sein. Chancen gab es auf beiden Seiten in Hülle und Fülle. Äußerst bedrohlich war in dieser Phase allerdings das Wetter, da ein Gewitter über dem Stadion tobte. Nach einer Stunde setzte zudem heftiger Regen ein. Eine Spielunterbrechung schien jederzeit möglich, doch Siebert dachte gar nicht daran. Stattdessen ging es auf dem Platz weiter hin und her, beide Teams wollten den Sieg.
Der rumänische Trainer Edward Iordanescu hatte vor der Partie vom „Moment der Wahrheit“ gesprochen: „Wir können Geschichte schreiben.“ Der slowakische Coach Francesco Calzona hatte jegliche Remis-Spekulationen zurückgewiesen. „Wir sind Profis“, gab der Italiener zu Protokoll: „Wir wissen, dass uns ein Unentschieden reicht. Aber das bedeutet gar nichts. Wir werden alles geben.“
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Schuld an der Konstellation waren zwei Dinge. Erstens: Alle vier Mannschaften der Gruppe (neben der Slowakei und Rumänien noch Belgien und die Ukraine) standen vor dem abschließenden Spieltag mit drei Punkten da - das gab es noch nie in der EM-Historie. Zweitens: Durch die End- und Zwischenstände in den anderen Gruppen stand bereits fest, dass vier Zähler reichen, um als einer der vier besten Gruppendritten ins Achtelfinale einzuziehen.
All das führte dazu, dass Erinnerungen an die WM 1982 in Spanien wach wurden. Das Spiel zwischen Deutschland und Österreich am 25. Juni - also fast auf den Tag genau vor 42 Jahren - ging als „Schande von Gijon“ in die Fußballgeschichte ein. Da das frühe deutsche 1:0 durch Horst Hrubesch (11.) beiden Mannschaften zum Weiterkommen reichte, wurden jegliche Angriffsbemühungen eingestellt. Damals war allerdings Algerien als „Opfer“ zum tatenlosen Zuschauen verurteilt, diesmal hatten sowohl die Ukraine als auch Belgien das Weiterkommen in eigener Hand. (SID)