Dortmund. Auch im dritten Spiel der EM 2024 kann Frankreich nicht überzeugen. Auch das Tor von Rückkehrer Kylian Mbappé reicht am Ende nicht.

Endlich war der Moment gekommen, auf den er so lange gewartet hatte, endlich konnte sich Kylian Mbappé die verhasste Maske aus dem Gesicht reißen. Ohne den Spezialschutz für sein gebrochenes Nasenbein lief Frankreichs Stürmer nun auf die Dortmunder Südtribüne zu, wo die französischen Fans saßen, und feierte seinen Elfmetertreffer zum 1:0 gegen Polen. Es war sein erstes Tor bei dieser Europameisterschaft, es war überhaupt der erste Treffer, den die Franzosen selbst erzielten, nachdem sie bislang nur ein österreichisches Eigentor auf der Habenseite hatten.

Doch der Treffer sollte nicht reichen, Robert Lewandowski sorgte ebenfalls per Elfmeter für den 1:1-Endstand, durch den Frankreich in Gruppe D auf Platz zwei hinter Österreich abrutschte.

Auch dieses Spiel zeigt: Frankreich ist abhängig von Kylian Mbappé

Und das alles trotz der Rückkehr Mbappés, der sich Gruppenspiel gegen Österreich (1:0) verletzt hatte. Wie sehr die Équipe Tricolore abhängig ist von ihrem Starstürmer, hatte sich beim biederen 0:0 gegen die Niederlande gezeigt, als Mbappé fehlte, und es sollte sich auch jetzt zeigen, da er wieder dabei war.

Zunächst aber tat sich der Hoffnungsträger schwer, vielleicht behinderte die Maske ihn doch ein wenig mehr als erhofft. Hier ein Dribbling, das misslang, dort ein Doppelpass ins Nichts – es war zunächst nicht das Spiel des aktuell wohl besten Angreifers der Welt.

Gefährlich wurden die Franzosen zunächst nicht

Weil auch Frankreichs Plan zunächst nicht aufging. Dieser sah auch im dritten EM-Spiel vor: hinten gut stehen, dann schnell umschalten und vorne auf das Tempo Mbappés und der schnellen Flügelspieler hoffen. Die bereits ausgeschiedenen Polen, bei denen Trainer Michal Probierz munter durchwechselte, trugen ihren Teil dazu bei. Sie dachten zunächst nämlich gar nicht daran, selbst die Initiative zu ergreifen, und so warteten die Franzosen vergeblich auf Balleroberungen und schnelles Umschalten, weil sie ja meist den Ball hatten.

Damit aber konnten sie gegen den zunächst tief verteidigenden Gegner aber wenig anfangen. Eine durchgerutschte Flanke des Ex-Dortmunders Ousmane Dembélé sorgte mal für etwas Gefahr, Theo Hernandez kam aus spitzem Winkel zum Abschluss, doch Lukasz Skorupski klärte mit dem Fuß zur Ecke (11.). Skorupski war einer der Neuen, er ersetzte Stammkeeper Wojzieck Szczesny, und diese Personalie sollte noch wichtig werden.

Frankreich schwächelte, Polen wagte sich nach vorne

Zunächst aber merkten seine Vorderleute nach und nach, dass der Weltmeister von 2018 und Vizeweltmeister von 2022 keinesfalls übermächtig war, und so wagten sich die Polen Stück für Stück weiter nach vorne, kamen zu Chancen. Die beste hatte Kapitän Robert Lewandowski, auch er nach Verletzungsproblemen neu in der Startelf. Nach Flanke von Piotr Zielinski kam der zweite Ex-Dortmunder in seinem früheren Stadion erstaunlich frei zum Kopfball, ließ die Gelegenheit aber erstaunlicherweise ungenutzt – William Saliba konnte den Ball noch am Tor vorbeilenken (34.).

Davor allerdings hätten die Franzosen doch einmal in Führung gehen können, vielleicht sogar müssen, weil sie nun doch die Räume bekamen, die sie so sehr brauchen: Dembélé ging bei einem Konter auf und davon, scheiterte allein vor dem Tor aber an Skorupski (19.).

Kylian Mbappé findet in die Partie – und trifft

Und Mbappé? Der meldete sich gegen Ende der ersten Halbzeit so langsam im Spiel an. Erst kam er eher zufällig an den Ball, spitzelte ihn aus spitzem Winkel aufs Tor, doch Skorupski bekam so eben noch seine Hand an den Ball (42.). Wenig später ein Doppelpass mit Bradley Barcola, ein Abschluss des Kapitäns aus ähnlicher Position wie zuvor, doch erneut war Skorupski unüberwindbar. Zweite Halbzeit, ähnliches Bild: Mbappé schoss aus allen Lagen, Skorupski wehrte ab.

Immerhin: Der Favorit wurde seiner Rolle nun gerecht, drängte die Polen mehr und mehr nach hinten. Und bald wurde der Druck dann doch zu groß: Dembélé dribbelte über rechts, Jakub Kiwior wollte dazwischengehen und traf nur das Beind es Angreifers. Elfmeter, klare Sache – und eine Sache für Mbappé, natürlich. Der Mann mit der Maske schnappte sich den Ball, legte ihn zurecht, lief kurz an, sah, dass der bis dahin so starke Skorupski in seine rechte Ecke flog, und schob den Ball in die andere (56.).

Robert Lewandowski gleicht für Polen aus

Die Entscheidung? Nein, weil Dayot Upamecano nicht zum ersten Mal in seiner Karriere im Strafraum ungestüm zu Werke ging, und Krol Swiderski zu Fall brachte, was zwar dem italienischen Schiedsrichter Marco Guida entging, nicht aber dem Video-Assistenten Massimilano Irrati. Lewandowski trat an, Mike Magnan im Tor der Franzosen hielt, hatte sich aber zu früh nach vorne bewegt. Und die zweite Chance nutzte Lewandowski zum zu diesem Zeitpunkt eher glücklichen Ausgleich (79.).

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Die wütenden Angriffe der Franzosen brachten nichts mehr ein, aber im Achtelfinale stehen sie anders als die Polen ja dennoch – der Gegner wird am Mittwochabend ermittelt.