Herzogenaurach. Die Zukunft vieler deutscher Nationalspieler ist offen. Ein Problem? Bundestrainer Julian Nagelsmann vertritt dazu eine klare Meinung.

Noch versuchen sie bei der deutschen Nationalmannschaft das Thema Zukunft beiseite zu schieben, doch diese Herangehensweise könnte sich schon bald ändern.

Am Samstag (21 Uhr) bestreitet die DFB-Elf ihr EM-Achtelfinale in Dortmund. Zwei Tage später, am 1. Juli, öffnet das allsommerliche Transferfenster. Sollte die DFB-Elf nicht den Sprung in die Runde der besten Acht in Europa schaffen, verabschieden sich die Spieler von Dortmund aus in die Ferien. Wechselwillige Profis könnten in der Zwischenzeit noch Medizinchecks absolvieren und neue Verträge unterzeichnen, ehe sie in den Urlaubsflieger steigen, damit sie und die Klubs Planungssicherheit haben. „Aus Vereinssicht hast du in dieser Phase immer etwas mehr Unruhe aufgrund der Zukunftsentscheidungen“, sagt Julian Nagelsmann.

Der Bundestrainer hat auffallend viele Fälle davon im Kader.

DFB-Team: Die aktuellsten News zur deutschen Nationalmannschaft

Rechtsverteidiger Joshua Kimmich steht noch ein Jahr in München unter Vertrag. Der 29-Jährige wolle sich nun auf das Turnier fokussieren. „Danach wird dann bestimmt ein Gespräch stattfinden, da ist der FC Bayern mein erster Ansprechpartner“, sagt er. Seine Zukunft hänge allerdings auch von der Frage ab, wie der Verein plant, der jüngst Vincent Kompany, 38, als neuen Trainer verpflichtet hat.

DFB-Team: Spieler von Bayer Leverkusen sind begehrt

Möglicherweise spielt Kimmich in der kommenden Saison auch mit Innenverteidiger Jonathan Tah, 28, im Klub zusammen, dessen Kontrakt bei Double-Sieger Bayer Leverkusen im Sommer 2025 ausläuft. Die Münchener sind interessiert. „In den vergangenen Wochen und Monaten gab es immer wieder Spekulationen, was auch verständlich ist aufgrund meiner Vertragssituation“, so Tah. „Ich kann das nachvollziehen.“ Bei Florian Wirtz, bis 2027 an Leverkusen gebunden, deutet die vertragliche Konstellation nicht auf einen Abgang an - doch als größtes deutsches Talent dürfte der 21-Jährige bei jedem Spitzenklub auf der Liste stehen. „Jetzt liegt der Fokus auf der EM“, betont Hans Wirtz, der seinen Sohn berät. „Danach gibt es viel zu tun mit dem Verein in der nächsten Saison, da braucht es keine Spekulationen. Darüber hinaus gibt es wirklich nichts zu sagen.“

Redebedarf, aber sicher im Spiel nicht über die Zukunft: Manuel Neuer (links) und Florian Wirtz.
Redebedarf, aber sicher im Spiel nicht über die Zukunft: Manuel Neuer (links) und Florian Wirtz. © DPA Images | Christian Charisius

Auch die zweite Garde der deutschen Nationalmannschaft befindet sich in richtungsweisenden Wochen, betroffen sind vor allem die Fußballer des VfB Stuttgart. Der Transfer von Waldemar Anton, 27, zu Borussia Dortmund steht kurz bevor, der BVB macht von der Ausstiegsklausel in Antons Vetrag Gebrauch, die bei etwa 20 Millionen Euro liegt. Und Chris Führich, 26, der ebenfalls eine Klausel verankert hat, geht „natürlich ran, wenn mein Berater anruft“.

DFB-Team: Was wird aus den Spielern des VfB Stuttgart?

Ungewiss ist zudem die Zukunft von Deniz Undav, der nach Ende seiner Leihe zu Brighton & Hove Albion zurückkehren soll, aber lieber in Stuttgart bleiben möchte. „Ich habe meinen Wunsch schon rund 290 Mal geäußert. Ich fühle mich pudelwohl in Stuttgart“, sagt er, doch dafür müsste der VfB etwa 20 Millionen Euro in die Premier League überweisen. Seinem Berater habe er gesagt, er wolle während der EM „nicht so viel von außen hören“. Die Schwaben sollen sich laut Sky wiederum für Dortmunds Niclas Füllkrug (31) als Nachfolger für den vor einem BVB-Wechsel stehenden Serhou Guirassy interessieren.

Niclas Füllkrug (re.) nach seinem späten Tor gegen die Schweiz.
Niclas Füllkrug (re.) nach seinem späten Tor gegen die Schweiz. © DPA Images | Arne Dedert

Der BVB hat darüber hinaus wie Eintracht Frankfurt ein Auge auf Brightons Pascal Groß als Verstärkung fürs zentrale Mittelfeld geworfen. „Für mich war immer klar, dass irgendwann der Schritt nach Hause geht“, sagte der 33-Jährige über eine Rückkehr nach Deutschland, aber mehr gebe es nicht zu sagen. „Ich habe lange dafür gekämpft, hier zu sein. Deswegen möchte ich auch den vollen Fokus darauf richten, das ist mir sehr wichtig.“

DFB-Team: Julian Nagelsmann sieht keine Ablenkung bei den Spielern

Dass tatsächlich alle und immer nur mit den Gedanken in Herzogenaurach sind, darf allerdings bezweifelt werden. Sagt sogar Julian Nagelsmann. „Wenn ich den Kader überblicke, sind es fast alles gute Entscheidungen, die die Jungs treffen können“, findet er. Das sei entweder der Verbleib bei guten Klubs, die schon erfolgreich waren, oder ein Wechsel zu welchen, die es werden wollen. „Es beansprucht hin und wieder den einen oder anderen Prozentpunkt Kapazität des Kopfes.“ Eine Belastung fürs Team? „Das ist nicht schlimm. Es gehört dazu, sich um seine Zukunft zu kümmern.“ Und dafür hätten die Spieler schließlich auch ihr Management. „Ich habe nicht das Gefühl dass es irgendjemanden ablenkt oder Unruhe bringt, weil es um schöne Entscheidungen geht“, sagt Nagelsmann. Nun liegt der Fokus aber auf dem Achtelfinale.

DFB-Team: Lesenswerte Stücke zur Nationalmannschaft